Krankenhaus St. Anna kränkelt weiter

18.11.2016, 06:00 Uhr
Krankenhaus St. Anna kränkelt weiter

 Die Krankenakte liegt auf dem Tisch. Fast 1,4 Millionen Euro Defizit sieht der Wirtschaftsplan 2017 für das Kreiskrankenhaus voraus. Operiert wird der Patient aber gerade an einem anderen Ort. Im Innenhof von St. Anna hat ein riesiger Kran damit begonnen, 62 Bohrpfähle mit einem Durchmesser von 60 Zentimeter in den Boden zu rammen. Sie dienen als Sicherung der Bestandsgebäude, wenn in den nächsten Wochen die neue Intensivstation entsteht.

Die Sanierung des Hauses — ein Eingriff am offenen Herzen — kostet wie berichtet knapp 18 Millionen Euro. Sie soll das Krankenhaus fit machen für die Zukunft. Denn die Zahlen sehen zwar erst mal schlecht aus, trotzdem schreitet der Genesungsprozess voran. „Sehr bemerkenswert für ein kleines Krankenhaus“ ist laut Landrat Alexander Tritthart der Umsatzsprung von weit über 1,5 Millionen Euro. Er sei möglich durch die Orientierung zu einer breiten Grundversorgung und durch „Leistungsmehrung“.

Bessere Medizintechnik

Aber warum sind die Zahlen für 2017 dann am Ende immer noch tiefrot? Tritthart erklärt das im Ausschuss mit bundespolitischen Vorgaben, die Abschläge auf Mehrleistungen vorsehen. Diese schlagen im Wirtschaftsplan mit 900 000 Euro zu Buche. Rechnet man sie raus, liegt der Fehlbetrag bei einer halben Million und damit nach Trittharts Meinung „in einem Bereich, der zweifelsfrei die Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen belegt“. Das Krankenhaus ist seit Jahren defizitär.

Das aktuelle Ergebnis, meint der Landrat, sehe ohne die Umstrukturierung mit Mehrleistungen noch sehr viel schlechter aus. Als zweite „Stellschraube“ bezeichnet er die Medizintechnik, die sich beispielsweise mit einem neuen MRT, einem Ultraschallgerät und einem OP-Mikroskop bereits verbessert hätte.

„Doch der ganz große Technik-Sprung folgt erst noch.“ Tritthart meint die Sanierung und den Neubau einer Intensivstation, die der Bohrkran im Innenhof gerade weiter vorantreibt.

Als das schwere Gerät am Donnerstag anrückte, bewies der Fahrer große Künste beim Manövrieren in den Innenhof hinein, so dass sich der Verkehr in der Bamberger und der Rothenburger Straße zwar kurz staute, aber nicht so massiv gestört wurde, wie zunächst angenommen.

Die Bohrarbeiten werden laut Bauleiter Richard Leipold in 14 Tagen abgeschlossen sein, dann folgt der Aushub für den Erweiterungsbau, der die Intensivmedizin beherbergen soll. Ab Januar beginnen dann die Betonarbeiten.

„Da müssen wir jetzt durch“, sagt Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm (Freie Wähler) im Ausschuss. „Wir sind in einer Umbruchsituation.“ Damit meint er nicht nur die Baustelle, sondern auch die finanzielle Situation. Trotzdem sei der Erhalt und die Modernisierung des Krankenhauses „eine richtungsweisende Entscheidung für den ländlichen Raum.“

In eine ähnliche Kerbe schlägt Hans Lang. „Die Beträge sind natürlich kräftig“ meint er mit Blick auf das Defizit. Den jetzigen Wirtschaftsplan, den die Ausschussmitglieder dann einstimmig an den Kreisrat weitergaben, könne die CSU mittragen.

Als dritte „Stellschraube“ nennt der Landrat noch die

Organisation. Das begonnene Qualitätsmanagement werde ausgebaut, der neue Chefarzt Dr. Martin Grauer stehe für positive personelle Veränderungen.

 

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