„Kräuterfrau“ brachte ihre Bienen über den Winter

6.4.2015, 08:00 Uhr
„Kräuterfrau“ brachte ihre Bienen über den Winter

© Ralf Rödel

Wer gerne wandert oder Rad fährt, hat die großen hölzernen Statuen schon einmal gesehen. Nicht alle wissen jedoch, was diese sogenannten Figurenbeuten beherbergen. Im Inneren der Eichenstämme befindet sich nämlich ein Hohlraum. Dort hausen Bienenvölker.

Geschaffen wurden die Skulpturen von Birgit Maria Jönsson. Die Künstlerin hat sich von einer Tradition inspirieren lassen, die schon vor 300 Jahren im mittleren Osteuropa verbreitet war. Dort dienten die Hohlfiguren als Wohnung für Bienen, sollten zugleich aber durch aufgemalte Dämonenfratzen Honigdiebe in die Flucht schlagen. Bei Jönsson haben die Figuren einen deutlichen Regionalbezug. „Martin Bauer“ im Kräutergarten in Vestenbergsgreuth zeigt den Kräuterbauern und Firmengründer ganz bodenständig mit Arbeitshut und Schürze. Der „Hopfenpflücker“ in Lonnerstadt erinnert an eine Tradition, die sogar ins Wappen der Gemeinde Einzug gefunden hat. Und die „Kräuterfrau“ an der Hermersdorfer Mühle, die ihre Hände schützend um zwei Kinder legt, scheint eine selbstbewusste Heilkundige zu sein.

Die aus Eichenstämmen geschnitzten, überlebensgroßen Figuren ziehen die Blicke der Spaziergänger und Radfahrer schon von weitem auf sich. Wer näher herantritt, kommt nicht nur der Symbolik, sondern auch dem Innenleben der Figurenbeuten auf die Spur. Sobald die Temperaturen über zehn Grad klettern, herrscht Betrieb an den Fluglöchern der Hohlfiguren. Bienen krabbeln dann aus der Hand von Martin Bauer, der Pfeife des Hopfenpflückers oder aus dem Ausschnitt der Kräuterfrau.

Betreut werden die Bienen durch kundige Imker, die vor allem im Spätsommer Sorge dafür tragen, dass die Futtervorräte reichen und die Bienen gegen die mittlerweile allgegenwärtige Varroamilbe behandelt werden. Doch ansonsten sind die fleißigen Insekten im Bauch der Figurenbeuten ganz auf sich gestellt. Das gesamte Wabenwerk wird von Grund auf selbst gebaut. So entstehen die herzförmigen Waben, die für einen Naturbau typisch sind. Schichtweise reiht sich eine Wabe hinter die andere — so wächst nach und nach ein kugelförmiger Bau heran.

An zwei der drei Fluglöcher bleibt es heuer aber erst einmal still. Das Bienenvolk im „Hopfenpflücker“ in Lonnerstadt hat den Winter nicht überlebt, musste Michael Alletsee vom Imkerverein Höchstadt feststellen. „Das kann verschiedene Ursachen haben“, sagt Vorsitzender Hannes Neumeier. Die Bienen seien im letzten Herbst wegen der milden Temperaturen sehr lange geflogen, hätten sich also vor der Zeit aufgearbeitet. Im Frühjahr, so Neumeier, wolle man wieder einen Schwarm einsetzen.

Auch Karin Preis vom Imkerverein Mittlerer Aischgrund ist enttäuscht, dass „ihre“ Bienen in der Martin-Bauer-Figurenbeute nicht über den Winter gekommen sind. Schon im Vorjahr musste dort ein neues Bienenvolk eingesetzt werden. „Vielleicht ist der Standort nicht ganz so ideal“, vermutet Vereinsvorsitzende Mirjam Prechtel-Knapp.

Den ebenfalls von Karin Preis betreuten Bienen im Bauch der Kräuterfrau bei Hermersdorf geht es allerdings gut. Wer bei mildem Wetter genau hinschaut, kann sogar den bunten Pollen sehen, den die Sammlerinnen von ihren ersten Ausflügen auf die frischen Blüten mitbringen.

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