Kriminell wegen Drogensucht: Dieb wird Verfolger los

15.11.2018, 15:33 Uhr
Symbolfoto Gericht.

© dpa Symbolfoto Gericht.

Der Zeuge erinnert sich noch genau an diesen Freitagnachmittag im Supermarkt. In der Getränkeabteilung bemerkte er im Juni 2018 einen 24-Jährigen, der mehrere Flaschen Whiskey in eine große Sporttasche packt. "Er verhielt sich auffällig und ich dachte: Mal sehen, ob der auch wirklich bezahlt", berichtet der Erlanger vor Gericht. Als er sah, dass der junge Mann tatsächlich den Laden verlässt ohne zu zahlen, machte er den Kassierer darauf aufmerksam. "Als der nicht reagierte, war es eine Sekundenentscheidung in meinem Kopf", sagt der Zeuge.

Er folgte dem Täter auf den Parkplatz, tippte ihn auf die Schulter und bat ihn, wieder in den Laden zu kommen und zu zahlen. Womit der Zeuge nicht gerechnet hatte: Plötzlich setzte der Dieb zum Spurt an und ergriff die Flucht. Sofort rennt der Erlanger ihm hinterher, bekommt dann aber einen Stoß ab und stürzt. Verletzungen am Knie und am Unterarm sind die Folge. Der Täter entkommt zunächst.

 

Die Anklage war davon ausgegangen, dass der Täter seinen Verfolger mit einem Ellenbogen-Schlag zum Fall brachte und hatte die Tat deshalb als räuberischen Diebstahl mit Körperverletzung eingestuft. Dieser Vorwurf ließ sich in der Verhandlung nicht halten.

Der Angeklagte räumte zwar den Diebstahl ein, leugnete aber den Schlag. Auch der Geschädigte geht eher davon aus, dass er von der Sporttasche getroffen worden ist. Der Dieb gab außerdem zu, dass er die Beute im Wert von knapp 240 Euro verticken wollte. "Ich habe ein Problem mit Drogen."

Dieses spiegelt sich auch in seinen Vorstrafen wieder. 26 Einträge weist das Bundeszentralregister auf, größtenteils Diebstähle — also Beschaffungskriminalität. Zwei Entziehungskuren hat der Heroin-Abhängige bereits abgebrochen, aktuell sitzt er im Gefängnis.

Dort muss er jetzt noch länger bleiben. Das Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Wolfgang Gallasch verurteilt ihn zu einem Jahr Freiheitsstrafe wegen einfachen Diebstahls. Von Raub ist am Ende keine Rede mehr.

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