Kunststoff-Brücken über den Lohhofgraben

26.4.2017, 08:56 Uhr
Kunststoff-Brücken über den Lohhofgraben

© Foto: NN

Die Vorteile des glasfaserverstärkten Kunststoffs (GFK) hatte den Stadträten Gerald Heigl vom Würzburger Planungsbüro Balling in eindringlichen Worten angepriesen. Vorher zeigte er ebenso eindringlich, wie kaputt die bestehenden Holzbrücken sind. In dem "feuchten Milieu" (Heigl) des Lohhofgrabens sind die senkrecht in den Boden verankerten Stützen der Brücken völlig durchgemorscht, die Geländer so marode, dass sie wegzubrechen drohen, stützt man sich horizontal gegen sie, sagte Balling und zeigte dazu einschlägige Bilder.

Retta Müller-Schimmel (Die Grünen) fragte zwar, warum es Holzhäuser und Pfahlbauten gebe, deren Stützen Jahrhunderte überdauert haben, und wie die der Lohhofbrücken nach etwa 35 Jahren schon verschlissen sein können. Doch solche alten Eichenpfähle stehen eben komplett im Wasser, etwa in den venezianischen Kanälen, was ihnen weit weniger ausmache als die wechselnde Feuchtigkeit des Milieus am Lohhofgraben. So der Planer, der sich nicht weiter über die Qualität der damaligen Bauweise und des Materials äußern wollte, wohl aber sagte, dass die statistische, von der Bundesanstalt für Bautechnik errechnete Lebensdauer von Holzbrücken 25 Jahre betrage. Die hätten die Lohhofbrücken immerhin schon um zehn Jahre überschritten.

Mehr als ein halbes Jahrhundert haben die Herzogenauracher statistisch ausgesorgt, wenn im November die neuen Brücken geschlagen sind. Zudem geht dies nach Heigls Schilderung ganz einfach mit einer Art überdimensionaler Spax-Schrauben aus verzinktem Stahl. Je vier dieser Schraubfundamente werden für den Brückenbau an jedem Ufer von Hand in den Boden geschraubt, und auf ihnen ruht die Kunstoff-Konstruktion mit Querträgern und etwa 15 Zentimeter dicken Boden-Elementen, zusammengefügt mit Edelstahl. Das Ganze mit einer Spannweite von acht Metern, extrem rutschfest und mit bis zu sechs Tonnen belastbar – für die Winterdienstfahrzeuge des Baubetriebshofs.

Fester als Stahl, leichter als Aluminium, dabei mit der Säge zu kürzen wie Holz – Heigl schilderte diese Brückenart als ideal für den gedachten Zweck. Überdies verlaufen dort, wo die Stege gebaut werden sollen, jede Menge Leitungen im Untergrund – vom 20 Kilovolt-Kabel über die Trinkwasserversorgung und die Fernwärme bis zum Datenkabel.

Großflächige Fundamente, um etwa Beton- oder Stahlbrücken darauf zu stützen, seien dort nicht zu machen, Stahlbrücken gleicher Größe überdies doppelt so teuer. So Heigl auf die entsprechende Frage von Christian Schaufler (FW). Als der Fachmann noch sagte, dass sich GFK gerade für Bauten draußen in Industrie und Bauwesen seit Jahrzehnten bewährt habe und auch Brücken häufig daraus konstruiert würden, war es allen recht. Der Werkstoff ist laut Gerald Heigl auch noch leicht zu entsorgen: Man häckselt ihn und macht neue Produkte daraus.

Im Juli sollen die GFK-Brücken ausgeschrieben werden, im Oktober soll der Bau beginnen, für den man nur leichte Maschinen braucht. Fertigstellungstermin laut Heigls Planung: der 11. November.

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