Landkreis ERH: Die Dürre schlägt zu

2.8.2018, 07:01 Uhr
Landkreis ERH: Die Dürre schlägt zu

© Foto: Giulia Iannicelli

Die Aussaat im Herbst glückte, der Winter war ausreichend feucht, das Frühjahr ließ sich für die Bauern gut an, schildert Robert Ort, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands mit seinem Hof in Dannberg. Ab Ende April begann die Trockenheit. Zwischen 20 bis 60 Prozent, lokal sehr unterschiedlich, sei der Ertrag beim Ackerbau heuer eingebrochen. Betroffen sind in seinem Fall: Gras, Getreide, Mais. Ort bewirtschaftet mit seinem Vater und seiner Familie den Traditionshof im Heßdorfer Ortsteil mit 60 Tieren und Jungvieh auf rund 100 Hektar Acker und Grünland.

Um zwei bis drei Liter pro Tag und Tier verringert sich die Milchleistung derzeit. Futter darf nicht warm werden, damit keine Gärung eintritt. Der dritte Grasschnitt des Jahres sei faktisch ein Totalausfall, beim Mais mit einem Drittel weniger zu rechnen, das Getreide blieb weit hinter den Erwartungen zurück, fasst Robert Ort zusammen.

Landkreis ERH: Die Dürre schlägt zu

© Foto: Giulia Iannicelli

Für den Futtervorrat auf seinem Hof hat dies momentan zwar keine unmittelbaren Konsequenzen, Vorräte aus den Vorjahren sind vorhanden, in Fahrsilos wurde investiert. Perspektivisch indes zeige sich, wie der Klimawandel – und heuer sei ein Jahr dem 2003 vergleichbar – die fränkische Natur verändert:

"Mediterrane Verhältnisse" wird dies oftmals in sympathischen Worten genannt. Die Folgen sind teilweise krass und energieintensiv.

Starkregen an Orten wie Adelsdorf, wochenlang kaum Niederschlag andernorts. Über eine Entschädigungsforderung des Bauernverbands über 1 Milliarde Euro berät die Bundesregierung dieser Tage.

Ort begegnet den Argumenten, dafür stiegen dann womöglich die Milch- und Getreidepreise: "Vielleicht. Die internationalen Märkte drehen sich heutzutage ganz schnell. Bis ein Betrieb auf Geld zukommt, muss vieles glaubhaft nachgewiesen werden." Die zurzeit oft diskutierte Annahme, die intensive Tierhaltung in der Landwirtschaft sei mitschuld an der Erderwärmung, beantwortet Ort gelassen: "Wir müssen auch etwas essen. Wir betreiben mit unserem Fleckvieh noch die typische Zwei-Nutzungsvariante mit Milch und Fleisch. Extensive Landwirtschaft ist klimaschädlicher. "

Landkreis ERH: Die Dürre schlägt zu

Wie sehr Klimawandel und Digitalisierung die Landwirtschaft längst beeinflussen, zeigt Robert Ort mit Verweis auf den Obstbau in Südtirol mit Tröpfchenbewässerung, Frostsirene, Frostberegnung und Hagelschutznetzen auf. Dies allerdings seien keine einsetzbaren Mittel in der kleinteiligen fränkischen Landwirtschaft:

"Getreide zu beregnen ist wirtschaftlich uninteressant, die Maisfelder sind verstreut." Neue Getreidesorten wie begrannter Weizen, geeignet für Extremstandorte, würden bereits getestet. Auch diskutierte Ausweich-Produkte wie Hirse benötigten Wasser. Fraglich sei überdies, ob dafür ein Markt existiert. Eine Unwetterwarnung hatte Ort am Morgen auf seinem Smartphone für Teile des Landkreises abgelesen. Gegen Mittag hatten sich die Wolken verflüchtigt: Weiter auf Regen warten.

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