Laura peilt richtig

3.9.2008, 00:00 Uhr
Laura peilt richtig

© Freilinger

und zwar gehörig. Mit einem Funkempfänger, der fast so aussieht wie eine alte Fernsehantenne, joggt die 15-Jährige durchs Gelände in der Nähe der koreanischen Stadt Hwaseong, 50 Kilometer von der Hauptstadt Seoul entfernt. Sie schwenkt den Empfänger hin und her. Je nach Richtung wird das Piepsen in ihren Kopfhörern lauter oder leiser. Sie spurtet los, so dass ihr schwarz-rot-goldener Trainingsanzug knistert.

So etwa kann man sich den Auftritt der Jugendlichen bei der Weltmeisterschaft in Korea vorstellen. Laura Dittrich ist eine der zwei Jüngsten im Kader der Deutschen. 22 Teilnehmer aus der Bundesrepublik treten morgen gegen 334 andere Wettkämpfer aus 31 Ländern an. In neun Leistungsklassen kämpfen die Sportler an zwei Wettkampftagen um den begehrten Titel.

Schon am Montag ist die Uehlfelderin, die sonst für den Ortsverband Höchstadt des Deutschen Amateur Radio Clubs (DARC) startet, in den Flieger nach Korea gestiegen. Die Kosten dafür übernimmt der Club, der wiederum auf Spenden und Sponsoren setzt.

Klar, ein bisschen aufgeregt ist die 15-Jährige schon, als sie ihre beiden Funkempfänger in den Koffer packt. Schließlich hat sie einen weiten Flug in ein völlig fremdes Land vor sich und einen harten Wettkampf. In Deutschland führt Laura die Rangliste an. Sie hat in ihrer Klasse, in der Frauen bis zum Alter von 19 Jahren antreten, heuer fast alles abgeräumt, was ging. Von fünf Qualifizierungsläufen hat sie fünf gewonnen, beim letzten wurde sie aus der Wertung genommen, weil sie die vorgegebene Zeit knapp überschritten hat.

Elektro-Chip im Ring

Zwei Stunden lang sind die Funkpeiler bei Wettkämpfen im Gelände unterwegs. Sie suchen - teils heimlich beobachtet von Schiedsrichtern - nach versteckten Peilsendern und sollten dabei die perfekte Strecke vom Start zum Ziel finden. Mit einem Ring am Finger, der einen Chip enthält, markieren sie die Geräte, die sie gefunden haben. Bei der Weltmeisterschaft tritt Laura, die im Alter von zwölf Jahren zu dem Sport kam, einzeln an und in der Mannschaftswertung, wo die beiden Besten punkten. Das Piepsen im Kopfhörer leitet die Sportler zur richtigen Stelle. «Es ist nicht so einfach, wie sich das anhört«, meint Laura. «Manchmal werfen Berge die Funkwellen zurück und verfälschen damit das Signal so, dass man in die entgegengesetzte Richtung läuft.«

Luftlinie legen die Wettkampfteilnehmer sieben bis neun Kilometer zurück. Aber nicht immer findet jeder gleich den optimalen Weg. «Da kommt man netto locker auf 20 Kilometer.« Dementsprechend fit ist Laura. Fürs Amateur-Funkpeilen gibt es kein klassisches Training. Erfahrung sammelt die Jugendliche bei den Wettkämpfen - sie war schon bei zahlreichen deutschen und europäischen Meisterschaften. Das Sportliche kommt bei ihr wie von selbst, schließlich spielt sie in ihrer Freizeit gerne Volleyball, Basketball und Tennis oder joggt.

Bei der Weltmeisterschaft möchte Laura «in die bessere Hälfte« des Teilnehmerfeldes kommen. Das hat sie sich vorgenommen. Die osteuropäischen Länder und China dominieren in der Regel, dort wird Amateur-Funkpeilen auch in der Schule angeboten. Laura liebt ihren Sport, auch wenn ihre Freunde sie manchmal für ein bisschen verrückt halten.

«Manche sagen schon: Was machst du denn da für einen Quatsch.« Fußgänger im Gelände werfen oft irritierte Blicke, wenn sie mit ihrem Funkempfänger unterwegs ist.