Mahnmal soll an Deportation erinnern

3.11.2011, 17:33 Uhr
Mahnmal soll an Deportation erinnern

© Panzer

„Der Ort, an dem heute mit dem Mahnmal eine Spur gesetzt wird, macht uns deutlich, dass diese Unmenschlichkeiten nicht irgendwo stattfanden, sondern mitten in unserem Dorf“, rief Bürgermeister Waldemar Kleetz in Erinnerung. „Euthanasie“, schöner Tod, nannten die Nazis schönfärberisch die planmäßige Ermordung von unheilbar kranken und behinderten Menschen. Diesem abstoßenden Programm fielen zwischen 1939 und 1945 geschätzt rund 300000 Menschen zum Opfer, so Kleetz.

Das Mahnmal besteht aus einem Betonsockel mit der Inschrift „Spuren“, auf dem angerostete Gleise der ehemaligen Bahnlinie zwischen Höchstadt und Forchheim montiert sind. Das vom Künstler Dieter Erhard und einem Team von Bewohnern der Einrichtung geschaffene Werk ist unmittelbar neben der Bahntrasse platziert, auf der jetzt ein Fahrradweg verläuft. So wird daran erinnert, dass die einstigen Bewohner in Bussen und eben in Eisenbahnwaggons verschleppt wurden.

Dieses abstoßende Kapitel der Naziherrschaft spielte sich in Gremsdorf im ersten Halbjahr 1941 ab, und zwar in vier Etappen. Mit Leuchtschrift wird auf dem Sockel an den 18. Februar sowie an den 12., den 20. und den 30. Juni erinnert. An diesen Tagen fuhren die Züge. Laut Bürgermeister wurden nachweisbar mindestens 320, wahrscheinlich aber noch mehr Menschen auf diese Weise aus ihrem Leben gerissen. Sie wurden für medizinische Versuche und zur Zwangsarbeit missbraucht oder gleich hingerichtet. In diesem Fall findet sich ein „+“-Zeichen in ihren Akten..

Beim Festakt wurde zwischen den Ansprachen gebetet, gesungen und Psalme verlesen. Der Mitarbeiterchor trug mehrere Lieder mit Instrumentalbegleitung vor. Viele taten es dem Pastoralreferenten und örtlichen Seelsorger Peter Jankowetz nach und legten symbolisch Schottersteine unter die Gleise. „Wir möchten uns an die Namen, an die Gesichter und an die Menschenwürde der Ermordeten erinnern“, sagte Frater Eduard Bauer von den Barmherzigen Brüdern.

„Niemand darf wegsehen, wenn er Zeuge von Gewalt wird“, forderte Waldemar Kleetz und nahm Eltern ebenso wie Schulen und andere Einrichtungen in die Pflicht, den Boden für Toleranz und Zivilcourage zu bereiten. „Dieses Mahnmal, da bin ich mir ganz sicher, wird dazu beitragen“, schloss der Bürgermeister seine Ansprache.

Keine Kommentare