Mit der Natur das Immunsystem stärken

6.1.2021, 12:00 Uhr
Mit der Natur das Immunsystem stärken

© Foto: Katrin Müller

Wie die Heilpflanze des Jahres 2021, der Meerrettich, Erkältungssymptome lindern kann, dass die Farbe Grün zu unserem Wohlbefinden beiträgt, ein Waldspaziergang wahre Wunder bewirken kann und wie man schnell einen wohltuenden Balsam herstellt, das erklärt  Kathrin Feindert aus Burgbernheim. Sie  ist Kräuter- und Waldpädagogin und gibt Tipps aus der Natur, die ihr besonders gut helfen.

Die Augen tränen, der scharfe Geruch steigt in die Nase. Einmal tief durchatmen, die Atemwege sind frei. Kathrin Feindert schabt eine Stange Meerrettich über eine Küchenreibe. "Ich möchte den roten Teppich ausrollen für seine Majestät, den Meerrettich", sagt die 48-Jährige, die findet, dass die Wurzel "völlig zu Recht" den Titel der Heilpflanze des kommenden Jahres bekommen hat. Seine antibakterielle und antivirale Wirksamkeit seien wissenschaftlich bestätigt. Wichtig sei es jedoch, frische Wurzeln zu verwenden, am besten aus der Region, da diese keine langen Transportwege hinter sich haben. "Wir haben da ja unseren guten fränkischen Meerrettich."

Den feinen Abrieb gibt Kathrin Feindert in ein kleines Einmachglas. Sie öffnet ein Glas Honig und gießt die goldgelbe, zähe Flüssigkeit darüber. Auch beim Honig ist es ihr wichtig, auf Qualität und Regionalität zu achten. "Honig von Blühpflanzen aus der Umgebung, in der wir leben, ist für unseren Körper in vielerlei Hinsicht wertvoller, als Honig von irgendwoher." Er enthalte viele wichtige Inhaltsstoffe, welche schonend behandelt werden müssen, damit sie nicht verloren gingen. Der Imker wisse, dass Honig kühl und dunkel lagern muss, "im Supermarkt ist das nicht der Fall".

Mischverhältnis austesten

Verrühren, Deckel drauf und fertig ist das erste Hausmittel. Bei vorbeugender Einnahme, ein Esslöffel am Tag, stärkt es das Immunsystem, in akuten Fällen empfiehlt die 48-Jährige zwei bis drei Esslöffel täglich. Anzuwenden ist die Honig-Meerrettich-Mischung bei Husten, Schnupfen und Nasennebenhöhlenentzündung. Das Mischverhältnis könne jeder für sich ausprobieren. Wer Schärfe nicht so gut verträgt, solle besser weniger Meerrettich verwenden und diesen nach 24 Stunden absieben. Das Gemisch hält sich im Kühlschrank etwa eine Woche, sagt Feindert.

Mit der Natur das Immunsystem stärken

© Foto: Katrin Müller

Honig ist auch Hauptbestandteil von Oxymel (Sauerhonig), das laut Feindert schon seit der Antike als "wahres Elexier zur Stärkung" gilt und als Medikament genutzt wurde. Es wirkt immunstärkend, entzündungshemmend und fiebersenkend. "Im Honig sind rund 200 Inhaltsstoffe, die für uns gut sind", sagt Feindert. Auf drei Teile Honig kommt ein Teil Apfelessig – fertig. "Der Apfelessig ist basisch verstoffwechselnd, obwohl er eigentlich eine Säure ist", erklärt die Kräuterpädagogin.

Prophylaktisch einnehmen

Oxymel sei hervorragend als Auszugsmittel für Kräuter zu nutzen, die zusätzlich ihre Heilkraft entfalten. Bei Erkältungen könne man einen halben Teil Thymian, Spitzwegerich oder Salbei beifügen, bei einem grippalen Infekt empfiehlt Feindert Lindenblüte, Mädesüß oder Holunderblüte und zur Abwehrstärkung Hagebutte, Ingwer oder Knoblauch. Die Zusätze könne man frisch zerkleinert, aber auch getrocknet in die Flüssigkeit rühren. Man sollte sie etwa drei Wochen darin durchziehen lassen und gelagert in einem Schraubglas immer wieder schütteln, nach der Auszugszeit dann absieben. Prophylaktisch zur Stärkung des Immunsystems rät Feindert ein bis zwei Löffel am Tag davon zu nehmen, bei Erkältungen bis zu vier Esslöffel. Am besten löst man das Oxymel in einem Wasser und trinkt dieses.

Die ätherischen Öle von Kräutern, beispielsweise von Thymian, Fichtennadel, Lavendel oder Wacholder seien zudem gut in einem Balsam zu verarbeiten, der bei Husten, Schnupfen oder Entzündung der Nebenhöhlen auf Brust und Rücken gerieben wird. Sie wirken dann über die Atemwege, werden aber auch über die Haut aufgenommen. Die Wirkstoffe durchdringen die Zellmembran und seien nach kurzer Zeit schon im Blut nachweisbar, erläutert Feindert.

Die gelernte Krankenschwester erhitzt 40 Gramm Olivenöl in einem kleinen Topf auf dem Herd, schabt fünf Gramm Bienenwachs von einem Block und gibt dieses dazu. Als es sich fast gelöst hat, nimmt sie den Topf von der Platte und rührt die Mischung bis sie homogen und wieder auf Handwärme heruntergekühlt ist. Dann tröpfelt sie aus einem Fläschchen Thymianöl hinein.

Keine künstlichen Düfte

Zwischen 15 und 40 Tropfen, je nach Intensität des Öles, gebe man bei. Generell sollte man laut Feindert hierfür nur reine ätherische Öle verwenden, "keine künstlichen Düfte, die sind schlecht für das Hormonsystem", sagt die 48-Jährige. Die Masse sollte zügig in Gläschen gefüllt und, wenn sie fest ist, verschlossen werden, damit sich die Öle nicht verflüchtigen. Um die Nase frei zu bekommen, könne man auch Minzöl oder Eukalyptus beimischen. "Es ist sehr intensiv und das mag einfach nicht jeder", warnt Feindert, bei der Dosierung erst einmal vorsichtig zu sein.

"Heimisches Superfood" ist Feindert nicht nur im Winter ebenfalls eine Herzensangelegenheit. In lilafarbenem, dunkelrotem, blauem oder schwarzem Obst und Gemüse finden sich sogenannte Anthocyane. Diese wirken antioxidativ gegen freie Radikale und sind entzündungshemmend, erklärt Feindert. Kirschen, Brombeeren, Heidelbeeren, Rotkohl, Johannisbeere nennt Feindert Beispiele. Als Saft ist dies gerade im Winter eine gute Möglichkeit.

Derzeit könne man bei einem Spaziergang in der Natur auch noch Schwarzdorn an Hecken pflücken und beispielsweise zu Kompott verarbeiten. "Von Wildobst braucht man viel weniger, als von kultivierten Obstsorten, die Inhaltsstoffe darin sind viel konzentrierter", sagt Feindert.

Raus in die Natur

"Raus in die Natur", bei diesem Tipp spricht vor allem die Waldpädagogin aus Kathrin Feindert: "Da wird der Akku wieder voll. Geht einfach mal raus und schnauft tief durch." Feindert bezeichnet sich als einen absoluten Waldfan. Zur Ruhe in einem Nadelwald finde sie keinen Vergleich. Zudem beeinflusse die Farbe Grün, die man dort nicht nur an den Bäumen, sondern auch auf dem bemoosten Boden finde, in Kombination mit den ätherischen Ölen in der Luft, die Stimmung. Das sei laut Feindert erwiesen. "Im Wald sein wirkt sich harmonisierend auf unser vegetatives Nervensystem aus." Blutdruck, Puls und Atemfrequenz beruhigen sich, erklärt Feindert.

Auch ein positiver Einfluss auf das Immunsystem sei wissenschaftlich nachgewiesen. "Die Killerzellen im Blut erhöhen sich." Feinderts Empfehlung für daheim: Ein paar frische Tannenzweige und ein paar Tröpfchen ätherischer Öle eines Nadelbaums in eine Duftlampe und man kann sich schnell ein Stück Wald ins Wohnzimmer holen.

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