Mit Hustenbonbons erfolgreich durch die Krise

30.9.2009, 00:00 Uhr
Mit Hustenbonbons erfolgreich durch die Krise

Kaum öffnet der Besucher auf dem Parkplatz vor dem Firmengelände die Wagentür, schon umschmeichelt der Duft von Karamell seine Nase. Es ist nicht zu überriechen: Heute stehen Karamellbonbons auf der Produktionsliste der Dr. C. Soldan Holding und Bonbonspezialitäten GmbH. Am nächsten Tag könnte es eine Pfefferminznote oder eine Wolke von Zitronenmelisse sein, die über dem Werk liegen. Bonbons in 18 Geschmacksrichtungen, dazu bayerischen Blockmalz und Gummibären stellt das Nürnberger Familienunternehmen an seinem Produktionsstandort in Adelsdorf her.

Der Klassiker, der Eukalyptus-Menthol-Bonbon Em-Eukal, kam 1923 auf den Markt. Das Unternehmen selbst gab es zu diesem Zeitpunkt bereits 24 Jahre. 1899 hat Carl Soldan, Medizinalrat und promovierter Apotheker, sein Geschäft in Nürnberg eröffnet. In der Medizinaldrogerie am Hefnersplatz waren Produkte für Damenhygiene genauso zu finden wie Tee in verschiedenen Sorten, berichtet Perry Soldan, Urenkel des Firmengründers.

Experimentieren war die große Leidenschaft seines Uropas, erzählt er weiter. Ein Ziel: Bittere Arznei mit Hilfe von Zucker schmackhafter zu machen. So entstand der erste Em-Eukal, der bald in den Industriewerken des Ruhrpotts den Arbeitern gegen die Staublunge verordnet wurde. So entstand auch die Fahne, in der die Bonbons größtenteils noch heute eingewickelt sind: Die Arbeiter sollten mit ihren verschmutzten Fingern den Bonbon nicht anfassen. Mit dem Bonbon war die zweite Sparte des Familienunternehmens geboren. Eine dritte kam in den 1940er Jahren dazu: die Druckerei Frankendruck, die zunächst die Tüten produzierte, in denen die Bonbons abgepackt wurden. Später gewann die Firma AEG, Grundig und Quelle als Kunden. In den 80er Jahren spülte die Druckerei dem Unternehmen das meiste Geld in die Kassen. Auch der Bereich Parfümerien war lange Zeit höchst profitabel. Bis zu neun Filialen betrieb Soldan in Nürnberg, Lauf und Neumarkt. Doch als vor vier Jahren die Konkurrenz durch

Drogerie-Ketten zu stark wurde, schloss Soldan diesen Bereich. Zwei Jahre später folgte die Druckerei.

Die Mitarbeiterzahl sank von 380 im Jahre 2005 auf derzeit 190 Beschäftigte. Heute hat sich Soldan ganz auf Bonbons konzentriert - und hegt große Zukunftspläne. Auf dem Heimatmarkt Deutschland möchte das Familienunternehmen an die Spitze des Marktes gelangen, kündigt der geschäftsführende Gesellschafter Perry Soldan an. Seinen Optimismus nimmt der Betriebswirt nicht zuletzt aus den stabilen Zahlen der Firma.

30 Tonnen täglich

Der Umsatz ist vergangenes Jahr um zehn Prozent auf 50 Millionen Euro gestiegen und hat damit wieder das Niveau vor der Schließung der beiden anderen Sparten erreicht. Beim Gewinn hält Soldan sich bedeckt, betont aber, dass «wir profitabel arbeiten». Zudem sei die Firma, die ihm, seinem Bruder und seiner Tante gehört, komplett schuldenfrei.

Von der Wirtschaftskrise spürt Soldan wenig. Nur die Auftragsproduktion für Pharmafirmen ging leicht zurück. Sonst gilt Soldans Beobachtung: «Gerade in schlechten Zeiten laufen unsere Produkte gut.» Um zu wachsen, will das Unternehmen künftig stärker auf den Einzelhandel setzen. Der Export soll dagegen erst einmal auf Sparflamme gehalten werden. Nur vier Prozent der Ware verlässt Deutschland.

Im Inland kümmern sich 30 Vertriebsmitarbeiter um das Wachstum. In der Nürnberger Verwaltung arbeiten etwa 50 Beschäftigte. Im Adelsdorfer Werk liegt der Personalstand bei knapp 110 Mitarbeitern, darunter Laboranten, Lebensmittelchemiker und Pharmazeuten. Diese prüfen die gelieferten Rohstoffe und die Produkte - damit möglichst jedes Gramm der täglich 30 Tonnen produzierten Süßwaren die gleiche Qualität hat.