Mit Schweinemägen von Höchstadt nach Eritrea

27.1.2017, 18:45 Uhr
Mit Schweinemägen von Höchstadt nach Eritrea

Wenn Chefarzt Dr. Martin Grauer im März nach Eritrea fliegt, dann hat er Schweinemägen im Gepäck. Er braucht sie als Biomodell, wenn er im Orotto Hospital in der Hauptstadt Asmara Einheimische im Umgang mit modernen Geräten schult.

Die Mediziner lernen den Umgang mit dem Endoskop und können dann zum Beispiel die Lungen-, Magen-, Darm- oder Bauchspiegelungen durchführen. Sie können anschließend zum Beispiel innere Blutungen im Magen-Darm-Trakt stillen oder Polypen abtragen. In Eritrea ist eine solche Weiterbildung sonst nicht möglich. Zusammen mit einem Netzwerk von Kollegen, vor allem vom Klinikum Erlangen, möchte Martin Grauer vor Ort ein kleines Lehrzentrum aufbauen mit drei Endoskopie-Stationen und einem Ultraschallgerät.

Das Krankenhaus in Asmara hat den deutschen Medizinern dafür ein paar Räume zur Verfügung gestellt. „Dort tropft es noch von der Decke“, erzählt Grauer. Eine Rohrleitung ist wohl defekt, deshalb ist der Verein gerade auf der Suche nach einem Bauingenieur, der aushelfen kann. Nach der Renovierung möchten die Fachärzte dann mitsamt ihren Materialien einziehen.

Wenn sich schnell ein Techniker findet, fliegt Martin Grauer schon im März mit einer Delegation nach Eritrea. Erste Gespräche mit dem in Höchstadt ansässigen Verein „Techniker ohne Grenzen" sind vielversprechend. Neben Endoskopie-Prozessoren haben die Mediziner dann Ersatzteile, Instrumente und eben Schweinemägen im Gepäck, die aus dem Erlanger Schlachthof stammen.

Vor Ort arbeiten die Vereinsmitglieder mit einheimischen Tutoren zusammen. „Sie haben spezielle Tricks auf Lager, um unter den Bedingungen vor Ort das beste herauszuholen“, sagt der Höchstadter Chefarzt. Manche Patienten, denen schwierige Eingriffe bevorstehen, warten auf die Experten aus Deutschland.

Bereits im Jahr 2013 haben die Mediziner dafür den Verein „German Eritrean Training Partnership“ gegründet. Initiatorin des Engagemeints für Eritrea war die Endoskopie-Schwester Hiwot Diebel, die aus Eritrea stammt. Der Internist Prof. Dr. Jürgen Maiß, der eine Gastroenterologie-Praxis in Forchheim führt, ist ebenfalls dabei. Der Verein hat 24 Mitglieder, die im Rotationsverfahren zweimal jährlich nach Eritrea fahren wollen. Dr. Martin Grauer engagiert sich schon seit mehr als zwölf Jahren in afrikanischen oder arabischen Ländern. Er war schon an vielen Weiterbildungs- und Austauschprojekten in verschiedenen Ländern beteiligt. Am Krankenhaus St. Anna in Höchstadt hat die Leiterin der Physikalischen Therapie, Daniela Fischer, das Engagement von Grauer und seinen Kollegen mitbekommen. Auch die 53-jährige Krankengymnastin möchte helfen und fliegt deshalb am 1. März für eine Woche ins Orotto Hopital nach Eritrea. Ihr Einsatz läuft über die Hilfsorganisation „ArcheMed“, mit der auch der Chefarzt zusammenarbeitet.

Daniela Fischer wird vor Ort wahrscheinlich besonders Kindern mit Klumpfuß helfen, einer Fehlstellung, die meist angeboren ist. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, möchte sie auch Personal schulen. Weil in dem armen Land Operationen eher die Ausnahme sind, werden Klumpfüße in der Regel konservativ behandelt. „Auch die Aufklärungsarbeit ist wichtig“, sagt Fischer, „denn viele Familien empfinden die Behinderung als Peinlichkeit und gehen mit betroffenen Kindern kaum auf die Straße“.

Für ihre Reise nach Eritrea ist Krankengymnastin Daniela Fischer noch auf der Suche nach zehn bis 20 Paar gut erhaltener Lederschuhe für Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren, die sie vor Ort in orthopädische Schuhe umbauen kann. Wer wertige Spenden hat (gerne auch Spielzeug, keine Kuscheltiere), kann sie an der Pforte des Krankenhauses St. Anna abgeben.

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