Noch kein Flüchtlings-Boom an den Fahrschulen

2.2.2016, 13:57 Uhr
Noch kein Flüchtlings-Boom an den Fahrschulen

© Foto: Lenk

Sitz einstellen, Spiegel zurechtrücken, Motor starten, Blick zurück und losfahren: „Flüchtlinge? Fehlanzeige“, heißt es in der Fahrschule Feyler. Allerdings hat man dort reichlich Erfahrung mit ausländischer Kundschaft von den großen Firmen.

„Da haben viele eine Greencard oder Bluecard“, weiß Christine Feyler. Die Fahrschüler kämen aus Nord- und Südamerika, aus Japan oder auch aus Indien. „Die arbeiten hier im IT-Bereich oder als Designer.“

Für den Theorieunterricht gebe es CD’s, auf denen man die jeweilige Sprache anklicken kann. Zu den elf zugelassenen Prüfungssprachen für die Theorie gehören Deutsch, Englisch und Französisch, aber auch Portugiesisch, Russisch, Kroatisch oder Türkisch.

„Noch heuer soll ab 1. Oktober Arabisch als zusätzliche Prüfungssprache dazukommen“, weiß vom für die Theorie zuständigen TÜV Süd deren Sprecher Vincenzo Luca. Die praktische Führerscheinprüfung müsse aber auf jeden Fall auf deutsch absolviert werden, erklärt er weiter. Da gebe es keine Ausnahme. Deutsche Grundbegriffe und Anweisungen wie „rechts oder links abbiegen“ müssten einfach verstanden werden.

Theorie war kein Problem

Ihre ganz eigenen Erfahrungen mit fremdsprachigen Schülern hat die Höchstadter Fahrlehrerin Heike Striegel gemacht. „Ich hatte mal Vietnamesen, die konnten kein Wort Deutsch sprechen.“ Sie machten ihre theoretische Führerscheinprüfung auf deutsch — und haben diese alle auf Anhieb bestanden. Striegel weiter: „Ich kann auch nicht für nur ein oder zwei Teilnehmer den Kurs auf Englisch halten, wenn noch 15 Deutsche drinsitzen.“ Auch Syrer gehörten schon zu ihren Schülern. „Das waren Ärzte hier vom Krankenhaus.“ Die lebten aber wegen ihrer Ausbildung schon länger in Deutschland und hatten keinerlei Sprachprobleme.

Schon über 30 Berufsjahre Fahrlehrererfahrung hat in Höchstadt Hubert Niefnecker. Einen Ansturm von Flüchtlingen gibt es bei ihm noch nicht. Niefnecker schulte schon Zuwanderer aus Russland, Polen und dem Libanon. Aber alle konnten schon Deutsch.

Die Erfolgsaussichten von fremdsprachlichen Führerscheinanwärtern beurteilt Christine Feyler differenziert: „Wer aus einer Umgebung kommt, wo es keine motorisierten Fahrzeuge gibt, tut sich schon schwer.“ In Deutschland lernten Kinder schon im Vorschulalter, wie sie sich im Straßenverkehr verhalten müssten. Viele Flüchtlinge müssten sich das erst „erarbeiten“.

Gleiches gelte aber auch für manche deutsche Witwe, die erst mit über 60 Jahren den Führerschein macht. Diese brauche auch länger als mancher 18-Jährige

Ähnliche Erfahrungenmit ausländischer Klientel hat auch der Herzogenauracher Fahrlehrer Matthias Goßler gemacht: „Wer ländlich aufgewachsen ist, braucht eben etwas länger.“ Diese Schüler müssten nicht nur die Fahrpraxis erlernen, sondern sich gleichzeitig auf eine fremde Sprache konzentrieren.

Ganz ohne Pauken und das nötige Durchhaltevermögen geht es also offenbar nicht. Heike Striegel hat auch schon Fahrschüler erlebt, die vom Asylbewerberheim geschickt worden waren. „Die kamen ein- oder zweimal zur Theorie, und dann nicht mehr.“ Das fand sie schade.

Der ehrenamtliche Flüchtlingshelfer Konrad Eitel weiß aber: „Es gibt Leute, die haben hier den Führerschein gemacht.“ Einer von ihnen war ein Ukrainer, der absolvierte den Theorietest auf Englisch.

Asylsozialberater Steffen Bauer vom ASB kennt einen Flüchtling, der zuvor als Kraftfahrer im Irak gearbeitet hat. „Der hat vorgefühlt, ob sein Lkw-Führerschein in Deutschland anerkannt wird.“ Das Anliegen trug er auch bei seinem Asylverfahren in Zirndorf vor. Zu seiner Führerschein-Anerkennung hieß es aber nur: „Eher nicht“.

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