«Nordstern» huldigt nun dem Ei

17.6.2009, 00:00 Uhr
«Nordstern» huldigt nun dem Ei

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«Fußball ist eine von Raufbolden gespielte Gentleman-Sportart und Rugby ist eine von Gentlemen gespielte Raufbold-Sportart», heißt ein britisches Sprichwort. So gilt Rugby in den traditionellen Hochburgen als Sportart der «Upper Class». Kein Wunder, dass die Wurzeln der neuen Sportart an der Aurach im Gymnasium liegen.

Valentin Merk sah im Fernsehen eine RugbyÜbertragung und be-schloss spontan: «Das möchte ich auch gern machen.» Im Internet suchte er Vereine in der Region und stieß auf den TSV 1846 Nürnberg. Dort trainierte er ein paar Mal mit und brachte auch noch einen Klassenkameraden auf den Geschmack.

Lehrer als Fan

Das ständige Pendeln war für die Schüler aber recht aufwändig. Da kam ihnen ein Glücksfall zur Hilfe, denn am Gymnasium Herzogenaurach war Oberstudienrat Henning Mäder, der in Frankreich studiert und dort auch Rugby gespielt hatte, Feuer und Flamme, als die Jungs eine Neigungsgruppe gründen wollten. Mäder: «Ich habe im Unterricht immer wieder Rugby spielen lassen, weil das eine tolle Sportart ist, wo es erstens auf jeden in der Mannschaft ankommt und wo sich die Jungs zweitens wirklich die Hörner abstoßen können.»

Mit dem Ex-Nürnberger Ralph Axiomakarou übernahm dann ein «Profi» die Leitung des Trainings, der inzwischen nach Königsbrunn verzogen ist und von Alexander Michl abgelöst wurde.

Das 51-jährige Urgestein vom TSV 1846 befand, dass das Training «auf der Wiese vor der Schule» nicht der Weisheit letzter Schluss sei. er kontaktierte den SC Herzogenaurach Nord, wo man die Rugbyspieler «sehr herzlich und mit offenen Armen» aufgenommen habe, wie Michl sagt.

Schließlich wollen seine Jungs nach diversen Testspielen, in denen sie ihr Potenzial durchaus angedeutet haben, auch am regulären Spielbetrieb teilnehmen. Michl hat auch ein klares Ziel: «Ich will so lange hier bleiben, bis die Mannschaft bei den Männern in die Regionalliga Süd aufgestiegen ist.» Derzeit gibt es zwar nur eine Jugendmannschaft, doch diejenigen, die altersmäßig aus dem Team herauswachsen, sollen so lange in der zweiten Nürnberger Mannschaft mitspielen, bis die Herzogenauracher auf eigenen Füßen stehen können.

Um eine möglichst breite Basis für die Abteilung zu haben, lädt Michl zum Auftakttraining am Freitag (17 bis 19 Uhr) oder an einem der kommenden Freitage jeden zum Mitmachen ein, «der sich auf zwei Beinen ohne Hilfsmittel fortbewegen kann». Auch das Geschlecht ist egal: «Es haben sich schon zwei Mädchen angemeldet», so der Trainer.

Eine Mannschaft besteht aus 15 Spielern und maximal sieben Ersatzleuten. Und exakt so viele Jugendliche hat er schon unter seinen Fittichen.

Harter Weg nach oben

Der Weg nach oben ist hart: Sein TSV 1846 Nürnberg beispielsweise sei schon mehrfach Regionalligameister geworden, der Sprung in die Zweite Liga sei aber - abgesehen von den höheren sportlichen Anforderungen - stets an den fehlenden Finanzen gescheitert. Vor allem die weiten Fahrten sind ein Totschlagsargument. Denn Franken ist Rugby-Entwicklungsland, die deutschen Hochburgen stehen in Hannover und Heidelberg.

Und die deutschen Asse wiederum sind international nur Lehrlinge gegen Topnationen wie Australien, Neuseeland, Südafrika, Frankreich, England oder Argentinien. Michl: «Gegen Profis kann man mit Hobbysportlern eben nicht gewinnen.»

Die Youngsters in Herzogenaurach kann das natürlich nicht schrecken - und wer weiß: Vielleicht werden die «Nordsterne» im Rugby bald eine gefürchtete Adresse? Im Fußball war der Klub ja zuletzt als Letzter der A-Klasse nicht ganz so erfolgreich.