Noris war wieder eine Reise wert

26.7.2015, 20:21 Uhr
Noris war wieder eine Reise wert

© Foto: Theo Kiefner

Obwohl eine junge Journalistin sie in der Mixed-Zone fragte, was sie denn tun wolle, um wieder an ihre damaligen Weiten heran zu kommen? Dass die Sportlerin der Turnerschaft 1861 inzwischen vor allem Turnerin ist und den Dreisprung nur noch so nebenbei betreibt, war ihr nicht bekannt. Und so erklärte die Sportlerin geduldig und sogar lächelnd, dass die Leichtathletik eben nur noch ein Hobby sei.

Die 28-Jährige durfte so gelassen sein, weil ihr nämlich zuvor ein echtes Glanzstück gelungen war. Vor 22 500 Zuschauern spielte sie ihre Erfahrung aus, während Talente wie Katharina Mattern oder die letztjährige U23-Meisterin Sabrina Mickenautsch an ihren Nerven scheiterten.

Mit 12,50 Metern setzte Katharina Struß den ersten Versuch in den Sand. Sie erwischte laut Trainer Peter Müller zu viel Vorlage beim Hop und konnte den Step so nicht halten.

Doch der zweite Durchgang scheint in Nürnberg – dieser Vergleich muss erlaubt sein – der Ihrige zu sein. Sie erwischte eine fast perfekte Sprungabfolge, bewies dabei ihr Rhythmusgefühl und landete bei 13,10 Metern – so weit war sie zuletzt 2011 gesprungen. Heuer lag die bisherige Bestmarke bei 12,93 Metern.

Die 13-Meter-Schallmauer war also auch 2015 gefallen. Und Trainer Müller war baff, dass das trotz eines heftigen Gegenwinds von 1,9 Meter pro Sekunde gelungen war: „Sie ist ja eh nicht die Schnellste im Anlauf, aber da hat man mal wieder gesehen, wie viel Power beim Springen in ihr steckt.“

Damit katapultierte sie sich zwischenzeitlich sogar auf Platz drei, aber nach dem zweiten Durchgang waren die Rollen klar verteilt. Kristin Gierisch (14,38 und damit die WM-Norm erfüllt) und Jenny Elbe (13,89) sprangen um Gold und Silber, dahinter kämpften Klaudia Kaczmarek und Eva Linnenbaum (jeweils 13,24) um Bronze. Und wie 2008 lag Altmeisterin Katja Demut (13,14) wieder vor der Herzogenauracherin. Demut ist mit 32 Jahren auch die einzige im Feld, die älter ist als Katharina Struß.

Die hatte so viel Spaß an der DM, dass sie sich eine Wiederholung 2016 durchaus vorstellen kann. „Das hänggt aber alles davon ab, ob ich Lust darauf habe“, sagt sie. Am Sonntag zeigte sie auf jeden Fall, dass ihre alten Kämpfertugenden wieder da sind. Hatte sie zuletzt oft konditionelle Probleme bei den letzten Sprüngen, legte sie diesmal eine stabile Serie mit nur einem ungültigen Versuch hin.

Peter Müller. „Gut dass sie doch gestartet ist, ein Verzicht wäre schade gewesen.“

Keine Kommentare