Röttenbachs Brandbekämpfer an ihren Grenzen

16.8.2017, 07:55 Uhr
Röttenbachs Brandbekämpfer an ihren Grenzen

© Feuerwehr Röttenbach

Am frühen Nachmittag erfolgte die erste Alarmierung mit dem Codewort "Gasgeruch". Ein Betriebsinhaber informierte die Einsatzkräfte mit dem Hinweis, dass in dem Gewerbegebiet kurz zuvor mehrere Flüssigkeitstanks aufgefüllt worden seien. So musste der richtige Tank gefunden, aber auch alle Personen im gefährdeten Bereich evakuiert werden. Dabei galt es, Gefahren, wie Arbeiten mit einem Trennschleifer, eine Grillparty, rauchende Passanten oder einen Lkw mit laufendem Motor zu erkennen und zu beseitigen. Nachdem der richtige Tank gefunden wurde, mit dampfendem Trockeneis und Druckluftgeräuschen perfekt präpariert, wurde dieser schnell geschlossen und die Gefahr gebannt. Dass sich in den Tankarmaturen unvorhergesehen auch noch ein echtes Wespenvolk eingenistet hatte, erleichterte die Sache nicht.

Kurze Zeit später wurden die beiden Löschfahrzeuge und das Mehrzweckfahrzeug zu einem Wohnhausbrand in der Ringstraße gerufen. Unterstützt wurden die Röttenbacher dabei durch die Drehleiter der Feuerwehr Baiersdorf, die zur Menschenrettung eingesetzt wurde. Fünf perfekt geschminkte Menschen galt es aus dem verrauchten und aufgrund von Bauarbeiten unübersichtlichen Objekt zu retten. Eine Situation, die die Trupps an die Grenzen der Leistungsfähigkeit brachte — was gewollt war, wie bei der Nachbesprechung offen zugegeben wurde. In der Realität wären bei einem solchen Brand von vorneherein weitere Feuerwehren aus der Umgebung mit eingeplant.

Unfall auf der Kreisstraße

Nach einer Verschnaufpause folgte der Ruf zu einem Verkehrsunfall auf der (gesperrten) Kreisstraße ERH 5, bei der neben der FF Röttenbach auch der Rüstzug der Feuerwehr Baiersdorf sowie Kräfte des ASB Erlangen-Höchstadt mit zum Einsatz kamen, wie es in der offiziellen Alarmplanung für diese Straße auch hinterlegt ist. Das Organisationsteam um Konstantin Hauner hatte hier, unterstützt durch das Forstamt und verschiedene Firmen, ein Szenario vorbereitet, das ältere Einsatzkräfte sehr an schwere Unfälle in den 1980er Jahren erinnerte: Zwei Pkw waren zusammengeprallt und nach Überschlägen im Wald liegengeblieben, wobei ein größerer Baum ein Fahrzeug unter sich begrub. Mehrere Personen "verletzt", einige eingeklemmt.

Zunächst galt es, die massive Fichte abzustützen und gegen Verrutschen zu sichern, bevor man mit hydraulischen Rettungsgeräten an die Fahrzeuge herangehen konnte, um dem Rettungsdienst die Erstversorgung der eingeklemmten Menschen ermöglichen und diese schonend befreien zu können. Dies benötigte sowohl genaue Abstimmung untereinander als auch enges Miteinander beim Einsatz der umfangreichen technischen Ausrüstung. In dem unzugänglichen Bereich konnte der akkubetriebene Rettungssatz der FF Baiersdorf punkten, der nach Abschluss der eigentlichen Übung noch von allen Beteiligten ausprobiert werden konnte.

Nachdem die Übungsstelle "besenrein" hinterlassen und alle "Unfallspuren" beseitigt waren, trafen sich alle Beteiligten zur Stärkung im Röttenbacher Feuerwehrhaus. Für die örtliche Wehr war der Abend jedoch noch lange nicht gelaufen: Für die Besatzung des Löschgruppenfahrzeugs stand ein kleinerer Verkehrsunfall auf dem Programm, bei dem ein Auto gegen einen Stromverteilerkasten geprallt war. Hier stand die Gefährdung durch elektrischen Strom im Vordergrund — deshalb durfte die Mannschaft erst tätig werden, nachdem der Stromversorger die Abschaltung bestätigt hatte.

Parallel dazu kam auf die Besatzung des Hilfeleistungslöschfahrzeugs eine dramatische Rettungsaktion zu, nachdem ein Arbeiter vom Dach eines Schuppens gestürzt und dabei von einem Rohr aufgespießt worden war. Neben Erste-Hilfe-Maßnahmen einschließlich Beatmung musste das fest im Boden verankerte Rohr sowohl über als auch unter dem mit einer Löschdecke geschützten Körper mit einem Trennschleifer abgeschnitten werden, ehe der Verunfallte transportfähig gemacht werden konnte.

Brennendes Boot

Kurz darauf beschäftigte ein brennendes Motorboot auf einem Weiher, zwei Brandverletzte und zwei noch im Wasser befindliche Personen die Einsatzkräfte. Erste-Hilfe-Maßnahmen galt es auch beim letzten Übungseinsatz des Abends bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu leisten, nachdem an einer Bushaltestelle verwirrte und verletzte Personen gefunden worden waren.

Sowohl die Führungskräfte und Organisatoren als auch die Einsatzkräfte aller Altersgruppen haben sich nach diesem anstrengenden Tag ein großes Lob verdient: Mit großem Engagement und sehr professionell wurden alle Übungen erfolgreich abgearbeitet. Respekt gilt auch Konstantin Hauner und seinem Vorbereitungsteam: Zusammen mit Gemeinde, Forstamt, verschiedenen Firmen und anderen Beteiligten hatten sie an geeigneten Orten und hohem technischen Aufwand für perfekte, bis ins Detail ausgearbeitet Einsatzszenarien gesorgt und diesen mit zahlreichen Verletzten, Betroffenen, Passanten und nervigen Gaffern im wahrsten Sinne des Wortes Leben eingehaucht.

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