Sandra hat den Sprung geschafft

26.10.2010, 17:11 Uhr
Sandra hat den Sprung geschafft

© Claudia Freilinger

Es blitzt aus drei Kameras. „Ich fühl mich ja wie Heidi Klum“, sagt Sandra Schneeberger, lacht und räumt weiter die Spülmaschine aus. Die 28-Jährige tut das, was sie immer tut. Nur heute bekommt sie besondere Aufmerksamkeit.

Sandra Schneeberger hat etwas geschafft, dass nur ganz wenigen ihrer früheren Kollegen gelingt. Sie hat den Sprung genommen – aus der Gremsdorfer Benedikt-Menni-Werkstatt für Menschen mit Behinderung hinein in den umkämpften ersten Arbeitsmarkt. Seit 1. Oktober hat die Höchstadterin eine sozialversicherungspflichtige Teilzeitstelle als Reinigungskraft bei der IT-Firma Seal Systems. Ein bisschen ist sie dort das Mädchen für alles. Die 28-Jährige wischt die Schreibtische und die Computer – wichtig: „auf keinen Fall zu feucht“, kocht Kaffee und räumt eben auch die Spülmaschine aus.

Als Sandra Schneeberger im Jahr 2006 in die Benedikt-Menni-Werkstatt Gremsdorf kam, da fielen gleich ihre vielen Fähigkeiten auf. Aus der Montagegruppe wurde die Höchstadterin, die mit psychischer und geistiger Einschränkung in der Einrichtung der Barmherzigen Brüder aufgenommen worden war, an die Pforte versetzt.

Dort erledigte sie Büro- und Telefondienste und hörte das erste Mal von Access. Die gemeinnützige Gesellschaft vermittelt Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt.

Das wollte Sandra Schneeberger ausprobieren. Über ein Bewerbungsgespräch kam sie in Kontakt mit der Handwerksmeisterin Maria Beyer, die ihr seither als Integrationsberaterin zur Seite steht. Über Access lief dann auch der Kontakt zu Seal Systems in Röttenbach. Die Chefetage der rund 100 Mitarbeiter starken Software-Firma war auf der Suche nach einer langfristigen Beschäftigten – und Sandra passte ins Team. Im August 2009 trat sie ein Praktikum an, war aber noch über die Barmherzigen Brüder angestellt. Seit Oktober dieses Jahres hat sie ihren eigenen Vertrag, bis zu 50 Prozent bezuschusst durch Arbeitsagentur und Integrationsamt. Auch aus dem Wohnheim ist Sandra ausgezogen und wohnt jetzt in Höchstadt in ihrer eigenen Wohnung.

Maria Beyer hat Sandra an ihrem Arbeitsplatz immer betreut. Sie kommt inzwischen seltener, denn die 28-Jährige hat sich sehr gut eingelebt. Bei den Kollegen ist sie sehr beliebt, sagt Vorstand Reinhold Müller–Meernach. Und Sandra weiß: „Das Wichtigste ist, beim Essen in der Kantine nichts durcheinander zu bringen.“ cf