Schaeffler: Eine echte Familiengeschichte - auch bei Gumbrechts

16.6.2016, 18:10 Uhr
Schaeffler: Eine echte Familiengeschichte  - auch bei Gumbrechts

© Foto: Edgar Pfrogner

Thomas Gumbrecht fing 1958 noch „bei der INA“ an und im Teppichwerk. Bekanntlich hatte Schaeffler von Anbeginn bis in die 80er Jahre ein textiles Standbein. In Herzogenaurach, sagt Gumbrecht, waren 400 Mitarbeiter mit der Herstellung von Teppichen beschäftigt, etwa 1200 mit Wälzlagern.

Gumbrecht, aus einer kleinen Landwirtschaft stammend, bewarb sich nach seinem Militärdienst. Er gehörte zum ersten Wehrpflichtigen-Jahrgang nach Wiederbewaffnung und Gründung der Bundeswehr. Eingestellt wurde er in der Herzogenauracher Bauschlosserei, und er erinnert sich mit Schmunzeln an seinen damaligen Stundenlohn von 1,50 Mark.

Bis zum Ruhestand im September 2000 war der Großenseebacher hier tätig, 42 Jahre lang. Die firmeneigenen Schlosser fertigten zum Beispiel die Eindeckungen für die Maschinen an, Metall-Bauteile wie Geländer oder Kanalabdeckungen.

Der Großenseebacher hatte Arbeit, war zufrieden und ist es im Nachhinein auch heute noch, wie er sagt. Und der Zusammenhalt unter den Schaefflerianern, am Firmensitz sprichwörtlich, der zeigt sich ihm bis heute. Zu den Rentnertreffen werde er immer noch eingeladen, und damals, als Georg Schaeffler täglich jede Werkshalle besuchte, habe sich dieses spezielle Wir-Gefühl entwickelt. Langjährige, sogar generationen-übergreifende Arbeitsverhältnisse sind bis heute keine Seltenheit.

Sohn Andreas Gumbrecht ist inzwischen auch schon 25 Jahre lang Schaeffler-Mitarbeiter. Alle drei Kinder von Thomas Gumbrecht fingen bei der Herzogenauracher Firma an, die bei Andreas‘ Eintritt 1982 als Mechaniker-Lehrling schon ein rasantes Wachstum hingelegt hatte. Das Teppichwerk - der Vater war noch mit Schaeffler-Teppichen auf Ausstellungen gewesen — kennt Andreas Gumbrecht nicht mehr.

Aber er, ein Realschulabsolvent, profitierte von den Weiterbildungsmöglichkeiten, mit denen das am Hauptsitz etwa 3000 Mitarbeiter groß gewordene Unternehmen sich inzwischen selbst qualifiziertes Personal heranbildete. Nach zwei Jahren im Werkzeugbau absolvierte Gumbrecht Trainee-Programme. Heute ist er in der IWS-Zentralplanung im Project Management Office tätig.

Das Schaeffler-Gefühl ist das alte, sagt er. Und als er die größte Krise der Firmengeschichte nach dem unglücklichen Conti-Übernahmeversuch ausgerechnet in der beginnenden Finanzkrise erlebte, „da sind wir bei der Demo schon mitgegangen“, sagt Andreas Gumbrecht. Das markierte das Ende des Familienbetriebs Schaeffler. Und „der Georg Schaeffler“, mutmaßt Thomas, „hätte die Conti-Übernahme nicht zugelassen.“

In das wiedererstarkte Unternehmen ist Andreas Gumbrechts Tochter Antonia vergangenen September als Azubi eingetreten — persönlich begrüßt von Georg F. W. Schaeffler, was sie schon beeindruckt hat. Was auch eine gewisse Entwicklung ausdrückt: Die jüngste Generation der Gumbrechts ist nicht mehr in der Produktion.

Antonia lernt Industrie-Kauffrau mit der Zusatz-Qualifikation Fremdsprachen-Korrespondentin in Englisch. Und sie möchte nach der Lehre weiter in der Firma arbeiten. Familiensache.

2 Kommentare