„Schießmännla“ sorgt für Krach

22.7.2011, 21:56 Uhr
„Schießmännla“ sorgt für Krach

© Neudörfer

Das kleine Örtchen Kieferndorf liegt idyllisch zwischen Wald, Wiesen und Feldern. In dem 41-Seelen-Dorf herrscht beschauliche Ruhe. Nur die Autobahn raunt entfernt. Seit gut zwei Wochen aber kracht es in Kieferndorf. Und zwar gewaltig. Denn seit gut zwei Wochen ist das „Schießmännla“ aktiv. In einem Weiher zwischen Kieferndorf und Saltendorf feuert es in unregelmäßigen Abständen funkgesteuert in die Luft. Manchmal einmal, manchmal mehrmals hintereinander. Die Zeitpunkte und die Anzahl der Schüsse varriieren von Tag zu Tag. Je nachdem, wie Weiher-Pächter Edmund Schwarzmann die Anlage programmiert. Der Krach soll Kormorane von seinem Weiher und den darin befindlichen Fischen abschrecken.

„Erhebliche Belastung“

Er erschreckt aber auch die Anwohner. Viele zucken jedes Mal zusammen, wenn wieder ein Knall die Luft zerschneidet. Einige von ihnen haben sich deshalb hilfesuchend an die Polizei gewendet, die die Beschwerden an das Landratsamt weiterleitete. Im dortigen Umweltamt wurde der Fall nun untersucht. Eine Lärmmessung an dem Weiher nächstgelegenen Wohnhaus ergab zwar, dass die zulässigen Grenzwerte eingehalten werden. Dennoch stellt die Böller-Puppe nach Amtssicht eine „erhebliche Belastung“ für die Anwohner und eine potenzielle Gesundheitsgefährdung für Spaziergänger dar. Hans Leuchs, Sachgebietsleiter am Umweltamt, bezeichnet den Kormoran-Krach deshalb als „unnötigen Lärm“. Die Vergrämungsmethode sei zudem „unverhältnismäßig“, da derzeit kein „Fraßdruck durch den Kormoran“ gegeben sei. Will heißen: Momentan ist der Karpfen-Räuber eher selten an den Teichen im Aischgrund zu sehen. Bestätigt wurde ihm dies auch von fachlicher Seite. Martin Oberle, Leiter der Außenstelle für Karpfenteichwirtschaft, bescheinigte, dass die akustische Vergrämung an sich zwar manchmal sehr sinnvoll sein kann, aber seiner Ansicht nach derzeit nicht notwendig erscheint.

Anderer Meinung ist Edmund Schwarzmann. Er will die Kormorane abschrecken, bevor sie in Massen am Weiher einfallen. Dass „welche in der Nähe sind“, hat er beobachtet. Mehr noch. „Drei bis vier Vögel hatten sich in einer Kiefer am Weiher eingenistet“, sagt Schwarzmann. Und wenn die Kormorane einen Teich einmal ins Visier genommen hätten, blieben sie auch dort. Deshalb aktivierte Schwarzmann das „Schießmännchen“. Gestern böllerte es ab 6.30 Uhr, um 20 Uhr war Schluss. Da der Kormoran-Druck nach Aussage Schwarzmanns im August wächst, will er die Anlage — mit mehr oder weniger langen Pausen — bis zum Abfischen laufen lassen. Dass sich Anwohner gestört fühlen könnten, ist Schwarzmann bewusst. Er denkt aber, dass sie sich nach einigen Tagen daran gewöhnen können.

Aufforderung zum Abschalten

Das Umweltamt will aber dafür sorgen, dass sie sich nicht daran gewöhnen müssen. Aufgrund der Unverhältnismäßigkeit, der Unnötigkeit, der Belastung und der möglichen Gesundheitsgefährdung, die von der Schießanlage ausgehen kann, wurde Edmund Schwarzmann gestern aufgefordert, die Anlage bis 22 Uhr auszuschalten. Ein entsprechender „rechtsmittelfähiger Bescheid“ geht ihm kommende Woche schriftlich zu. Sollte es dennoch weiter knallen in Kieferndorf, drohen Schwarzmann eine Anzeige und ein Bußgeld wegen unnötigen Lärms. Gegen die Anzeige wie gegen den Bescheid kann der Weiher-Pächter Widerspruch einlegen bzw. Klage einreichen. Dann geht das Schießmännla vor Gericht.