Schlossherr in Neuhaus öffnet seine Türen

4.9.2019, 14:59 Uhr
Schlossherr in Neuhaus öffnet seine Türen

© Archivfoto: Berny Meyer

Das evangelisch-lutherische Pfarrdorf Neuhaus setzte sich ehemals aus drei Teilen zusammen. Der untere Teil mit einem den Freiherrn von Crailsheim gehörigen Schlösschen heißt Neuhaus, der mittlere Grub, der obere Schwabenberg (auch als Ziegelhütte bezeichnet). Im Jahr 1545 erwarb Wolf von Crailsheim, damals Amtmann von Kitzingen, das Rittergut Neuhaus zum Preis von 24 000 Gulden.

In den Jahren 1612 bis 1618 erfolgte für Wolf Bernhard von Crailsheim durch seinen Vormund Johann Philipp von Crailsheim die Umgestaltung und der Ausbau der Festung Neuhaus zum Wasserschloss mit Renaissancedekoration der Innenräume. Die Südwestecke ist mit einem Rundturm mit einer welschen Haube ausgestattet, die Ostseite zeigt einen reich gestalteten Volutengiebel. Auf der Rückseite sind zwei Flügel durch einen überdachten Gang verbunden.

Schon am 15. Oktober 1508 hatte Kaiser Maximilian das Privileg einer "Kaiserlichen Freiung für sein Schloss und das Wirtshaus in dem Vorhof zum Neuenhaus" verliehen. Dies bedeutete im Fall von Neuhaus einen Zufluchtsort, der vorübergehenden Schutz vor Justizbehörden gewährte. Die Freiung Neuhaus wurde über Jahrhunderte bis 1804 in Anspruch genommen. Für die Aufnahme in die Freiung waren Gebühren zu entrichten, die in die Kasse des Schlossherren flossen.

Gerne genutzt wurde diese Freistatt von Studenten der nahen Universität Erlangen, die sich dadurch dem Karzer der Universität entzogen. Adelige und Offiziere suchten Neuhaus auf, um bei geringen Vergehen ihre Verteidigung zu regeln.

Nicht verheiratete Frauen brachten in Neuhaus ihre Kinder zur Welt. Der Vorteil war darin zu sehen, dass weder der Name der Mutter noch der des Vaters in das Taufregister eingetragen wurde. Desgleichen ließen sich Brautleute in Neuhaus trauen, wenn ihnen dies aus unterschiedlichen Gründen in ihrer Heimatgemeinde verwehrt wurde.

Da das Schloss, nachdem es nahezu 200 Jahre unbewohnt war, zu verfallen drohte, wurde es unter Freiherr Sigmund von Crailsheim von 1902 bis 1910 aufwendig saniert. Leider waren 1902 der äußere Schlosshof mit Ökonomie- und Beamtenwohngebäuden sowie das dortige Torhaus mit dem Glocken- und Uhrtürmchen durch Brandstiftung ein Raub der Flammen geworden.

InfoLos geht es beim Tag des Offenen Denkmals am Sonntag um 11 Uhr. Kreisheimatpfleger Manfred Welker nimmt Interessierte mit auf eine Zeitreise durch das Familienleben der Schlossherren von Crailsheim. Um 12.15 Uhr und 14 Uhr führt Freiherr von Crailsheim selbst durch sein Schloss.

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