Schule daheim? Eine täglich Herausforderung

31.3.2020, 06:32 Uhr
Schule daheim? Eine täglich Herausforderung

Es hat gute und schlechte Seiten. Die gute: Die Kinder können länger schlafen und sind deshalb morgens nicht ganz so grummelig wie sonst. Dann gehts aber auch schon los.

Beide Töchter gehen in die Grundschule und sind vom Typ her völlig verschieden. Die Achtjährige würde ihr vorgegebenes Pensum auch schaffen, wenn sie sich den Lerntag frei einteilen kann. Ihre sechsjährige Schwester bekommt das so nicht hin, deshalb haben wir jetzt den Vorsatz feste Zeiten einzuhalten. Blöd nur, dass die Drittklass-Lehrerin ihre Aufgaben schon geschickt hat, ihre Kollegin aus der ersten Klasse aber noch nicht. Das heißt: Nach dem Frühstück kann eine Home-Schülerin anfangen zu arbeiten, die andere nicht. Es kommt prompt: "Toll, dann ist mir jetzt langweilig."

Beide gehen zwar an die gleiche Schule, aber ihre Lehrerinnen haben völlig unterschiedliche Wege gewählt, das Homeschooling anzuleiten. Bei der Großen läuft es über das Portal www.meinelerngruppen.de, bei der Kleinen kommen die Arbeitsblätter per E-Mail – in verschiedenen Dateiformaten, die mein Drucker unterschiedlich gerne auffrisst, wenn sie sich überhaupt öffnen lassen.

Neue Themen werden über die Bücher eingeführt, aber natürlich müssen die Eltern unterstützen. Deshalb weiß ich jetzt alles über Ringelnattern. Erklär-Videos bekommen wir nicht. Auch die Korrektur übernehmen wir selbst – dafür habe ich jetzt einen grünen Stift, mit denen ich die Aufgaben abhake. Eine Lehrerin orientiert sich bei ihrem Wochenplan direkt am Stundenplan – da gibt es sogar Übungen für den Sportunterricht. Ihre Kollegin schaut, dass sie einfach die wichtigsten Fächer abdeckt.

Die weiterführenden Schulen in Höchstadt nutzen unterschiedliche Programme und Plattformen von Mebis über ESIS bis edupage. Wer da Kinder verschiedener Altersgruppen hat, gerät schnell durcheinander.

Und dann gibt es ja noch die WhatsApp-Gruppen, in denen sich Eltern zusammentun. Mal helfen sie weiter, mal sorgen sie für Verwirrung und mal schickt wieder irgendjemand ein vermeintliches Corona-Aufklärungsvideo. Sehr beliebt in diesen Tagen ist die Frage: "Wurden die Aufgaben schon verschickt?" Wenn ich dann mit der großen Tochter gerade die Textaufgabe in Mathe bespreche und das Ergebnis wissen will, ist die Antwort: "Oh, Mama, guck mal wie süß die Katze gerade schaut."

Die Schulpsychologen vom Kriseninterventions- und Bewältigungsteams raten dazu, die Kinder jetzt mit viel Zuwendung und Geduld zu unterstützen. Das würde ich auch wirklich gerne tun.

Aber neben dem Homeschooling gibt es ja momentan eben leider auch noch das Homeoffice. Da bleibt nur ein Gedanke: "Bald ist ja wieder Wochenende."

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