Seit 100 Jahren Entertainment aus Weisendorf

22.5.2019, 12:00 Uhr
Seit 100 Jahren Entertainment aus Weisendorf

© Foto: Ingrid Jungfer

Die Musikerfamilie Schmerler blickt auf eine wahrlich lange Tradition zurück. Begonnen hatte alles mit den beiden Weisendorfer Musikern Gottlieb Schmerler und Hans Lunz, die 1919 die Kapelle Schmerler gründeten – unterstützt von Kollegen aus der Region, zu denen später auch Fritz Schmerler und der Weiß-Ferdl aus Gerhardshofen gehörten. Die Schmerler-Musik, eine Mischung aus Streich- und Blasmusik, begeisterte das Publikum überall, wo sie auch auftrat. Bis 1934 galt das Publikumsinteresse besonders der Streichmusik, dann schwand es allmählich.

Moderne Musik mit Saxophon, Trompete, Tenorhorn, Bass, Schlagzeug und Posaune war nun gefragt, nicht nur in der Nähe des Marktorts. Den mühsamen Weg zu den Auftrittsorten bewältigte man damals zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Viel verdient hat damit jedoch die erste Generation der Musiker nicht. "Die Musiker wollten lieber ein Essen anstatt Geld", berichtet der heutige "Seniorchef" Dieter Schmerler.

Seit 100 Jahren Entertainment aus Weisendorf

© Foto: Archiv Schmerler

Natürlich war die Kapelle auch in Weisendorf sehr beliebt und spielte dort 1932 beim erstmaligen Maskenball im Gasthaus Lunz am Marktplatz zünftig auf. Mit den Jahren brauchte man aber immer wieder neue Musiker. Gottlieb Schmerlers Söhne Fritz und Ludwig gehörten dazu.

Dann kam der Zweite Weltkrieg, jetzt war Militärmusik angesagt. Etliche Musiker wurden zudem zum Wehrdienst eingezogen. 1945, als der Krieg überstanden war, wurde Sohn Ludwig aktiv. Er gab Musikunterricht und baute zudem eine neue Kapelle auf. Man spielte gruppenweise mit jeweils sieben Musikern in den drei Weisendorfer Gasthäusern.

Seit 100 Jahren Entertainment aus Weisendorf

© Foto: Archiv Schmerler

Dort waren allerdings die Tanzsäle von Flüchtlingen belegt. Also kaufte sein Vater Ludwig, so Dieter Schmerler, spontan ein 400-Mann-Zelt, das er in der Region bei jenen Wirtschaften aufstellen konnte, die keinen Tanzsaal hatten. Damit war die Basis für einen erfolgreichen Neuaufbau der Kapelle geschaffen.

Anfang der 1960er Jahre kam mit Dieter und seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Frank die dritte Generation Schmerler zur Kapelle. Frank, der 2013 unerwartet verstarb, begeisterte bald das Publikum, besonders mit seiner virtuos gespielten Klarinette.

1968 übernahmen die beiden Brüder, also die Enkel des Gründers, die Kapelle. Sie traten in kleiner und auch großer Besetzung auf (bis 20 Musiker) und spielten gern auch auf Wunsch des Publikums Tanzmusik.

"Weisendorfer Sound Express"

In der nun vierten Generation der Schmerler-Musik richte man sich noch immer nach dem aktuellen Geschmack des Publikums, meint zufrieden Senior Dieter Schmerler. Dennoch: Manches hat sich schon verändert. Heute nennt sich die Kapelle Schmerler "Weisendorfer Sound Express", geleitet von Frank jun., der bereits mit zehn Jahren mit dem Vater aufgetreten war.

Mit 21 Jahren übernahm er dann die Musikkapelle. Aktuell spielt man meist in Fünfer-Besetzung alles, was das Publikum bei Feiern aller Art begehrt. Und das reicht von Polka, Schunkellied, Schlagern bis hin zu Rock und Top Hits. Auch der Nachwuchs der vierten Generation ist bereits engagiert dabei: die Söhne Frank jun., Peter und Tochter Anja von Dieter sowie die Töchter Sandra und Nicole des verstorbenen Frank.

Am Wochenende wurde nun der 100. Geburtstag der Schmerler-Musik groß gefeiert. Die Gäste kamen teilweise von weit her. Allein zehn Fanclubs aus Hersbruck, Kalchreuth, Lonnerstadt und sieben weiteren Orten hatten sich per Bus angesagt. So war das 700-Mann-Zelt im Schulhof die richtige Wahl, weil proppenvoll besetzt. Auch am Sonntag kamen weit mehr Gäste als erwartet.

Vor allem aus dem Nürnberg/Fürther Raum strömten jene, die auch stets das Frühjahrskonzert des Evangelischen Posaunenchors besuchen. Selbst Petrus hatte ein Einsehen und öffnete seine Schleusen erst am späten Nachmittag kurz. Eine einzige Panne hatte es dennoch am Samstagabend gegeben. Die Verköstigung hungriger Gäste stagnierte, die Warteschlange reichte nahezu bis zum Eingang des Schulhofs. Grund: ein einstündiger Stromausfall.

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