Senkrechtstarter holt sich DM-Bronze

20.6.2019, 10:18 Uhr
Senkrechtstarter holt sich DM-Bronze

Ju-Jutsu und Boxen hatte der junge Herzogenauracher vorher betrieben, also Sportarten, die eher Schnellkraft als Ausdauer erforderten und nicht unbedingt als Grundlagen für eine Radsportkarriere taugen.

Doch der heute 17-Jährige hat mit dem Eintritt in den RC Herzogenaurach offenbar alles richtig gemacht. Der Sportliche Leiter Holger Dietrich erkannte das Ausnahmetalent in Sven Zurawski schnell, nahm ihn unter seine Fittiche, trainierte viel und schickte ihn schon bald zu Rennen, wo er schnell auch erste Achtungserfolge erzielte.

Schon nach nur einem Jahr gelang ihm der Sprung in den bayerischen Landeskader, das identisch ist mit dem Nachwuchsteam der Profimannschaft Team Auto Eder Bayern.

"Da werden wir schon sehr gefordert, wir trainieren fast professionell und sind nahe dran an den Profis. Da will jeder natürlich auch hin und strengt sich an", sagt Zurawski.

Das trifft auf ihn selbst offenbar in besonderem Maße zu. Schon die bisherigen Ergebnisse der Saison 2019 waren beachtlich, zahlreiche Male stand er auf dem Podest. Doch der dritte Platz bei der deutschen Straßenmeisterschaft im rheinland-pfälzischen Linden (im Landkreis Kaiserslautern) ist die Krönung seiner noch jungen Laufbahn.

"So weit vorne hatte ich mich selbst nicht erwartet", gibt er zu. Nachdem er den anspruchsvollen Kurs im Pfälzer Wald aber schon kannte, wusste er auch: "Der liegt mir." So legte er den Schwerpunkt des DM-Wochenendes auf dieses Rennen, nachdem er im Einzelzeitfahren tags zuvor mit Platz 15 auch schon zufrieden war.

Auf dem bergigen, 11,1 Kilometer langen Rundkurs, der zehn Mal zu durchfahren war, wussten die Insider, dass das Feld der ursprünglich 209 Fahrer nicht lange beieinander bleiben würde. Sven Zurawski: "Da gab es einen ziemlich langen und steilen Berg, der das Rennen letztlich entschieden hat." Wie hart der Kurs war, zeigt auch der Umstand, dass nur 33 Junioren das Ziel erreichten.

Schon bald wurde das Peloton in seine Bestandteile zerlegt. Gleich vom Start weg war das Tempo hoch und es kam immer wieder zu Attacken. Bereits in der zweiten Runde bildete sich so eine etwa zehnköpfige Spitzengruppe – schon da war Zurawski dabei. Zu Beginn der dritten Runde konnte auch der große Favorit und Team-Eder-Kollege Brenner zu dieser Gruppe aufschließen. In der vierten Runde wurde die Gruppe allerdings vom Feld nochmals gestellt. Auf den folgenden Kilometern konnte sich dann erneut eine vierköpfige Gruppe mit Brenner und Zurawski lösen. Die Gruppe harmonierte sehr gut und baute den Vorsprung schnell auf über zwei Minuten auf das Feld aus.

Drei Runden vor Schluss betrug der Vorsprung bereits 3:30 Minuten, als Brenner am Berg attackierte und das Quartett sprengte. Während einer der Fahrer zurück ins Hauptfeld fiel, kämpften die verbliebenen Ausreißer jeweils alleine weiter.

Dass Brenner nach 3:10:06 Stunden gewann, war keine Überraschung, so Zurawski: "Der ist zurzeit auf der ganzen Welt kaum zu schlagen, nur im Zeitfahren gibt es einen Amerikaner, der mit ihm mithalten kann." Dahinter folgte Michel Heßmann aus Unna mit 2:01 Minuten Rückstand, und an dritter Stelle Sven Zurawski, der 15 Kilometer vor dem Ziel nach einem Schaden noch einen Radwechsel vornehmen musste, er lag nach 111 Kilometern 4:32 Minuten zurück, hatte aber reichlich Vorsprung auf das restliche Feld. "Natürlich hatte ich Angst, noch geschluckt zu werden, hatte aber gute Informationen vom Team und wusste irgendwann, dass keine Gefahr mehr droht."

Lob gab es auch von Teamchef Christian Schrot: "Die Mannschaft hat eine herausragende Leistung gezeigt und die Ergebnisse der laufenden Saison untermauert. Auch Sven Zurawski unterstrich mit Rang drei seine tolle Entwicklung."

Lang feiern durfte der so Gelobte nicht: "In der Saison geht das nicht, das wird aber am Saisonende mit dem gesamten Team nachgeholt." Nach dem Doppeleinsatz am Wochenende war er gestern schon wieder bei einem Einzelzeitfahren beim RC Herpersdorf am Start.

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