Shopping-Tourismus in den Ferien

12.4.2012, 00:00 Uhr
Shopping-Tourismus in den Ferien

© Ralf Rödel

Aha: MTK, SHA, SHL. Man muss sich schon ein wenig mit Nummernschildern auskennen, wenn man all die Autos zuordnen will, die hier im Sekundentakt ins adidas-Parkhaus fahren. Ein Blick ins Internet hilft dem Unkundigen: Main-Taunus-Kreis, Schwäbisch Hall, Suhl. „Das ist typisch für die Ferien“, sagt eine Sprecherin von Adidas. Und wie zur Bestätigung nimmt in diesem Moment eine Familie, deren Dialekt keinerlei fränkischen Einschlag aufweist, Kurs auf die Eingangstüren.

Shopping-Tourismus in den Ferien

Die beiden Jungs dieser Familie, Leon-Pascal und Benedikt, steuern sofort auf die Schuhe zu. Fußballschuhe. Beide kicken in ihrer Heimat Zwickau leidenschaftlich. Da ist eine gute Ausstattung gefordert. Pfiffiges Grellgrün und edles Weiß — das Design stimmt schon mal. Nur passen müssen die Schuhe noch. Mutter Nadine Biesterfeld ist entspannt – auch wenn es von jetzt an einige Stunden dauern kann, bis sich die Familie durch das üppige Sortiment gewühlt haben. „Wir sind ja extra zum Einkaufen hierher gefahren“, sagt sie.

Weder Marktplatz noch Fehnturm. Von der Stadt selbst wird die Familie nichts zu sehen bekommen. Die Zwickauer haben sich ausschließlich für einen Tag Shopping-Tourismus entschieden. Zunächst war Ingolstadt Village an der Reihe („Eine große Enttäuschung“) und jetzt geht es in Herzogenaurach weiter.

Die Familie liegt mit ihrem Shopping-Ausflug voll im Trend. Immer mehr Einkaufswillige wählen bewusst einen Ferientag aus, um gezielt und vergünstigt einzukaufen. Der Shopping-Tourismus ist ein Wirtschaftsfaktor, der an Bedeutung zunimmt.

Jürgen Ehlen klickt kurz das Headset aus, lehnt sich für einen Moment in seinem Stuhl zurück und lächelt. Der s.Oliver-Store-Manager im legeren Holzfällerhemd ist zufrieden: Gravierende Umsatzsprünge seien an diesen Ferientagen festzustellen, sagt er und freut sich einmal mehr über den Standort, den das Unternehmen seit drei Jahren in Herzogenaurach hat. Die Nähe zu den Sportartikel-Magneten und der Autobahnanschluss vor der Tür — alles Zutaten für guten Umsatz.

Ehlen bestätigt schließlich noch den eingangs zitierten Satz eines Einheimischen. „Die Stammkunden aus der Region sind momentan nicht zu sehen — die kommen dann wieder, wenn die Ferien vorüber sind“, sagt er.

Sommerliches ist gefragt

Mit routinierten Handgriffen stellt Christina Engst die spezielle Ordnung der T-Shirts wieder her. Der Stapel gleich nach dem Eingang des Puma-Stores ist stark frequentiert. Die Kunden wühlen, probieren, wollen vor allem Sommerliches. In Teilzeit unterstützt Christina Engst das Puma-Team, das derzeit alle Hände voll zu tun hat. „Zehn Aushilfen fangen den Ferien-Ansturm auf“, erklärt Store-Manager Heinz Krysiak. „Papa, was hältst du von diesen hier“, fragt Lennart im Kids-Bereich von Puma und hält seinem Vater blau-weiß-schwarze Turnschuhe hin. Die vierköpfige Familie kommt gerade aus Paris, fährt zurück in die Heimat Berlin und macht nun einen Zwischenstopp in Herzogenaurach. Vor allem Turnschuhe stehen auf der Einkaufsliste — und „bei vier Personen macht sich ein reduzierter Preis deutlich bemerkbar“, sagt Vater Alexander Hoormann.

Außer der Ferienkomponente verraten die Store-Manager weitere Faktoren, die sich positiv auf den Umsatz auswirken. Ein idealer Tag sehe demnach folgendermaßen aus: In den Ferien staut es sich auf der A3 in Richtung Würzburg, während mittlere Temperaturen herrschen, nicht zu warm, nicht zu kalt. Perfekt. Rein aus unternehmerischer Sicht, versteht sich.

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