Spargel stirbt im eisigen Wetter den Kältetod

22.4.2017, 11:20 Uhr
Spargel stirbt im eisigen Wetter den Kältetod

© Hans von Draminski

Beim Fürther Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), das auch für den Landkreis ERH zuständig ist, mag man noch keine Prognosen darüber stellen, wie sich der Raps in diesem Jahr entwickelt. Nikolaus Ehnis, Pflanzenbauberater des Amtes, war in den letzten Tagen auf Inspektionstour. "Der Rapsbestand zeigt sehr deutlich die Auswirkungen der Kälte", stellt Ehnis klar. Den möglicherweise entstandenen Schaden könne man aber frühestens in der nächsten Woche absehen. "Drei bis vier Grad minus halten die Pflanzen in der Regel aus", meint Ehnis.

Allerdings lasse der Raps nach dem Kälteeinbruch "die Köpfe hängen", was kein besonders gutes Zeichen sei. Bleibe es dauerhaft kalt, dann würden auch die ersten Blütenblätter abfallen - Indiz für stärkere Schädigungen des Rapses. Ähnliches gilt laut Ehnis für Zuckerrüben-Kulturen, die derzeit im Keimblatt-Stadium sind und deshalb auch nur ein gewisses Maß an niedrigen Temperaturen "wegstecken" können.

Erdbeeren wollen geschützt werden

Erdbeeren sterben ebenfalls nicht sofort den Kältetod, wollen aber dennoch geschützt werden. Gabriele Schuster, die mit ihrem Ehemann Johannes unter dem Label "Erdbeerhof Schuster" Erdbeerfelder in Pödeldorf (Landkreis Bamberg) und Höchstadt unterhält, erklärt, wie der Familienbetrieb der Kälte ein Schnippchen schlägt: "Wir decken die Erdbeerfelder mit einem Vlies ab, das funktioniert bis etwa minus zwei Grad", weiß Gabriele Schuster.

Spargel stirbt im eisigen Wetter den Kältetod

© Gabriele Schuster/privat

Es sei zu befürchten, dass jene Erdbeerblüten, die direkt an das Vlies anstoßen, höhere Minusgrade dennoch nicht überstehen. Außerdem verhindere das Vlies die Bestäubung durch Bienen und Hummeln, die Felder müssten also an sonnigen Tagen wie am Freitag per Hand ab- und des Abends wieder zugedeckt werden. Das erledigen Gabriele und Johannes Schuster, die selber im unterfränkischen Rauhenebrach wohnen, als Zweierteam, weil es sich nicht rechnen würde, für diese Arbeiten zusätzlich Hilfskräfte zu beschäftigen.

Immerhin hilft ihnen moderner Hightech bei der Einschätzung der Wetterverhältnisse: "Wir haben ein Warnsystem, das per SMS Alarm schlägt, wenn die Temperatur unter einen bestimmten Wert zu sinken droht", erklärt Gabriele Schuster. Dann müsse ihr Mann notfalls auch morgens um 4 Uhr auf "Feldertour" gehen, um die Pflanzen wieder abzudecken, bevor es Frostschäden gibt. Dennoch hat die Sorte "Clery" in der eisigen Nacht dran glauben müssen: "Über 50 Prozent des Bestandes sind erfroren", führt Gabriele Schuster aus. Den Schaden erkenne man an einem braunen Fleck auf der Blüte, der später schwarz werde.

Rudolf Groß vom Spargelhof Groß in Kairlindach betrachtet die Situation mit leiser Ironie: "Uns friert es zurzeit", meint er mit leisem Lachen. Seitdem das Thermometer pünktlich zu Ostern in den Keller gerauscht ist, ist es auch mit der Spargelernte nicht mehr so weit her wie vor den Feiertagen. "Vom weißen Spargel ernten wir momentan noch etwa die Hälfte, wenn man es mit letzter Woche vergleicht", berichtet Groß. Der von Feinschmeckern besonders geschätzte grüne Spargel sei in der besonders kalten Nacht von Mittwoch auf Donnerstag sogar "komplett erfroren", so Rudolf Groß.

Pflanze "repariert" sich selbst

Das Katastrophenszenario relativiert Groß: Kaputt gegangen seien nur jene Spargelteile, die über der Erdoberfläche waren. Werde es wärmer, dann "repariere" sich die Pflanze von selbst. "Wenn der Boden 20 Grad hat und auch die restlichen Bedingungen stimmen, dann kann der Spargel in 24 Stunden 24 Zentimeter wachsen", weiß Groß. Unter "restliche Bedingungen" rangiert ein bestimmtes Maß an Feuchte, zudem sollte die betreffende Spargel-Anlage im vierten oder fünften Jahr sein, um das volle Ernteergebnis erzielen zu können.

"Die Trockenheit schadet auch den Wäldern", schiebt Rudolf Groß nach. Problematisch sei es, dass dies schon einige Jahre anhalte, der Grundwasserspiegel habe sich bis heute nicht aufgefüllt, klagt Groß. "Natürlich steht man am Feldrand und ärgert sich, wenn ein Teil der Ernte das Zeitliche segnet - aber das ist keine außergewöhnliche Situation. Außerdem waren wir vom viel zu warmen März verwöhnt", so Groß selbstkritisch.

Auch für die Teichwirte im Landkreis schaut die Bilanz nicht sehr gut aus: "Karpfenpapst" Martin Oberle von der Karpfenteichwirtschaft des Instituts für Fischerei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) sieht gesundheitliche Gefährungen für Zander, deren Nachwuchs unter Nahrungsmangel leidet, weil das benötigte Plankton aufgrund der außergewöhnlichen Trockenheit in diesem Frühjahr nicht ausreichend zur Verfügung steht. Und für die Karpfen, deren Stoffwechsel durch das Frühlingswetter schon auf Hochtouren lief, ist die Kälte ebenfalls sehr schädlich.

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