TSH-Handballerinnen: Trotz vieler Hürden immer bergauf

22.5.2019, 17:20 Uhr
TSH-Handballerinnen: Trotz vieler Hürden immer bergauf

Im Sommer 2009 spielte das Team noch in der Landesliga, ein Jahr später starteten die TSH-Frauen erstmals in der Beletage des Freistaats Bayern. Mit einer gesunden Mischung aus erfahrenen Spielerinnen sowie einigen Eigengewächsen war man für die Bayernliga personell gut aufgestellt, in Sachen Rahmenbedingungen betrat man aber absolutes Neuland.

Der damalige Trainer Udo Hermannstädter riss mit seiner Power jedoch alle mit. Er, der "seiner" Mannschaft in dem Jahr zuvor schon eine gewisse Siegermentalität vermittelt hatte, war auch bei dem sportlichen Quantensprung ein großartiger Motivator, mit seiner Zuversicht führte er das Team souverän durch die Saison und schaffte es in den folgenden vier Spielzeiten – unter allerdings zum Teil widrigen Umständen – die Liga zu halten.

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Widrig deswegen, weil gerade die wirtschaftlichen Herausforderungen selbst in der Bayernliga zunehmend Einfluss auf personelle Veränderungen nahmen. Zwar war und ist man bei der TSH unverändert ohne jede Unkostenvergütung unterwegs – gerade jetzt in der 3. Bundesliga ein Alleinstellungsmerkmal –, doch damals musste sich Hermannstädter oft mit gerade mal acht oder neun Feldspielerinnen durch eine Spielzeit retten.

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Man hatte dann aber Glück, dass beim nur zehn Kilometer entfernt beheimateten HC Erlangen auch bei den Mädchen hervorragende Nachwuchsarbeit geleistet wurde, vor allem vom einstigen Verbandstrainer Klaus Watzinger. Die HCE-Macher aber bekannten sich kompromisslos zum Männer-Handball, und so fanden nach und nach immer mehr junge, talentierte Erlangerinnen zur TSH, was zunächst Hermannstädter zu schätzen wusste und wovon auch sein Nachfolger Hans-Jürgen Kästl ab 2015 profitierte.

Dieser Trainer wurde zu einem zweiten Glücksfall für die Turnerschaft, indem er mit Akribie und Kompetenz das Team personell zunächst auf "breitere Füße" stellte und ein Jahr später sensationell erst bayerischer Pokalsieger wurde und wenig später auch den Aufstieg in die 3. Bundesliga schaffte.

TSH-Handballerinnen: Trotz vieler Hürden immer bergauf

Dass der in Sulzbach beheimatete Kästl dann primär aus beruflichen Gründen sein Amt niederlegte, war nachvollziehbar, bescherte aber Abteilungsleiterin Christine Odemer und Udo Hermannstädter (dieser stellte sich nach einem kurzen Trainerintermezzo bei Post Regensburg für organisatorische Belange zur Verfügung) einige schlaflose Nächte.

Dann aber konnte man den erfahrenen Watzinger sowie dessen Co- Trainer Mirko Scholten für die anspruchsvolle Aufgabe in der 3. Bundesliga gewinnen. Das Duo kannte die meisten Spielerinnen aus gemeinsamen Jahren für den HC Erlangen. Obwohl bekannt war, dass die 3. Liga Süd sportlich anspruchsvoller und ausgeglichener ist als die Ostgruppe, freute man sich an der Aurach über die Verbandsentscheidung pro Süd.

Die junge Mannschaft der TSH konnte in etlichen Begegnungen tolle Leistungen abrufen, war allerdings mental nicht konstant genug, um wichtige Begegnungen gerade mit den Tabellennachbarn für sich zu entscheiden. Der formelle Abstieg war zwar unnötig, aber über zwei Relegationsrunden schaffte man es doch noch, in der 3. Bundesliga zu bleiben, fortan aber in der Oststaffel.

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Und – fast genau so wichtig: Man hatte sich ein beachtliches Stammpublikum erspielt, konnte regelmäßig 200 Zuschauer und mehr mobilisieren. Dass das Trainergespann auf Druck aus der Mannschaft dennoch gehen musste, hatte einen schalen Beigeschmack.

Immerhin war es erneut Hermannstädter, der mit René Friedrich aus Stadeln einen Nachfolger fand, der fortan mit der Unterstützung von Steffi Mittasch (sie musste ihre aktive Laufbahn wegen Knieproblemen beenden) neue Impulse setzte. So beherrschte die TSH viele Begegnungen und sicherte sich relativ bald den Klassenerhalt. Das Team zeigte sich stabiler, zumal Friedrich konsequent auf den ganzen Kader setzte, besonders wertvoll dann, wenn Verletzungen Umstellungen nötig machten.

Als Mannschaft also gereifter, doch in der Einzelentwicklung gab es weniger Bewegung. Dies hätte Friedrich vielleicht etwas forcieren sollen, doch dazu wird es nicht kommen, auch er hört nach nur einer Saison schon wieder auf.

Immerhin, die junge Kreisläuferin Kristin Lang machte heuer einen Riesenschritt voran sowohl defensiv als auch im Angriff, auch "Seniorin" Nina Bestle hat man bislang noch nie so effektiv erlebt wie heuer. Neuzugang Laura Brockschmidt zeigte mehrfach ihre Veranlagungen, braucht aber wohl noch etwas Einzeltraining, um ihr enormes Potenzial stabiler auf das Feld zu bringen.

Laura Wedrich, mit allen Vorzügen einer guten Rückraumakteurin ausgestattet und mit Saskia Probst in den vergangenen drei Jahren erfolgreichste Werferin für die TSH, wechselt nun in die 2. Bundesliga zum Aufsteiger HC Leipzig – ein logischer Karriereschritt.

Hier sollten Laura Brockschmidt und Jana Lichtscheidel die Lücke schließen können, vor allem, wenn Letztere ihre schwere Knieverletzung endgültig überwunden hat.

Seit einigen Jahren wirbelt Rechtsaußen Saskia Probst für die TSH durch die Spielhallen und zählt mit ihrer unvergleichlichen Dynamik zu den Stützen ihres Teams. Dabei fehlt es ihr sogar meist an Vorarbeit des Rückraums, um auf außen verwertbare Chancen zu erhalten, ist zu 75 Prozent mit ihren Tempogegenstößen erfolgreich, auch hier gibt es also noch viel Potenzial.

Aus beruflichen Gründen ist ihr Pendant auf Linksaußen Sarah Stephan nicht mehr dabei, hier aber ist man fortan mit Amelie Theobald weiterhin ausgezeichnet besetzt, wie überhaupt Lisa Neumann, Tanja Küffner, Laila Schneidereit oder auch eventuell wieder Alina Erdmann und Corinna Merz (zuletzt zweite Mannschaft), dazu die immer stärker werdende Juliane Gerling im Tor jeden neuen Trainer optimistisch machen dürften.

Die personellen Planungen sind noch nicht abgeschlossen. Das betrifft sowohl das Tor, wo die erfahrene Martina Ebersberger, die ihre lange und bemerkenswerte Laufbahn in der "Ersten" beendet, als auch den Kreis, nachdem die in jeder Hinsicht große Hoffnung Julia Drachsler nach nur einem Jahr zum ESV Regensburg zurückkehren will. Schade, ihre monatelange Erkrankung hat es kaum möglich gemacht, dass sie in Herzogenaurach richtig Fuß fasste.

Nun steht zu hoffen, dass es der TSH in den nächsten Monaten gelingt, die wirtschaftlichen und personellen Kraftakte zu bewältigen – immerhin, die Trainer für die beiden Damenteams in der 3. Liga und in der Landesliga sind gefunden.

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