Urzeitkrebse im Aischgründer Karpfenteich

7.7.2019, 08:57 Uhr
Urzeitkrebse im Aischgründer Karpfenteich

© Foto: Roland Huber

Denn in einem der Weiher der Außenstelle für Karpfenteichwirtschaft am Greiendorfer Weg wurden Urzeitkrebse nachgewiesen und Christian Vogel vom Institut für Fischerei ist überzeugt: "Wahrscheinlich gibt es sie im ganzen Aischgrund."

Doch der Reihe nach: Besagter Urzeitkrebs, mit wissenschaftlichem Namen Leptestheria dahalacensis und bis 1,5 Zentimeter groß, gilt laut Roter Liste in Bayern seit 2003 als ausgestorben, nur 2007 wurde er noch einmal bei Burgheim nachgewiesen.

Neuen Lebensraum gefunden

Doch die Annahme, dass der Muschelschaler ausgestorben ist, muss jetzt revidiert werden. "Offenbar hat er in Karpfenteichen einen Ersatzlebensraum gefunden", erklärt Christian Vogelmann, der sich schon in seinem Studium intensiv mit Urzeitkrebsen beschäftigt hat.

Ersatzlebensraum deshalb, weil besagte Tiere sonst eigentlich in Auen- oder Kleinstgewässern zu finden sind: In Wiesen, die nach einem Hochwasser überschwemmt sind, in tiefen Fahrrinnen, in denen nach Starkregen das Wasser steht, in Tümpeln.

Doch nachdem Gewässer immer weiter ausgebaut und Senken verfüllt werden, schwindet der natürliche Lebensraum der Urzeitkrebse. Die Karpfenweiher, die bei traditioneller Bewirtschaftung regelmäßig trockengelegt werden, bieten eine Alternative.

Und weil die Krebse in temporär trockenfallenden Gewässern leben, hat es die Natur so eingerichtet, dass die Entwicklung dieser Tiere unheimlich schnell geht. Zwischen dem Schlüpfen und dem "Erwachsenwerden" dieser Lebewesen liegen lediglich wenige Tage. Ihren Namen haben die Urzeitkrebse übrigens daher, weil sie aussehen wie Tierchen, die schon vor vielen Millionen Jahren lebten.

Doch wie kommen diese Krebse nun in den Karpfenteich? Kennzeichnend für sie ist die Bildung von Dauerstadien, das heißt, sie können jahrzehntelange ungünstige Bedingungen überdauern und schlüpfen dann, wenn die Umgebung für sie passt. "In diesem Dauerstadium können sie auch transportiert werden, zum Beispiel von Vögeln oder Wild", erklärt Vogelmann. Und gelangen so in den Karpfenteich. Diese Transport-Option ist es auch, die ihn glauben lässt, dass der Urzeitkrebs überall im Aischgrund verbreitet ist.

Entdeckt wurden die Krebse im Karpfenweiher in Höchstadt durch Zufall, nachdem sie nun aber auch in Proben von dort nachgewiesen wurden, die schon ein paar Jahre alt sind, glauben die Forscher, dass sie hier dauerhaft leben.

Laut Martin Oberle, Leiter der Außenstelle für Karpfenteichwirtschaft, soll jetzt anhand von Proben überprüft werden, welche Faktoren das Vorkommen der Urzeitkrebse begünstigen.

Einige Exemplare sind zwischenzeitlich übrigens umgezogen: Sie wurden am Freitag Prof. Klaus Schönitzer von der Zoologischen Staatssammlung München übergeben. Diese Sammlung wurde bekanntlich vom gebürtigen Höchstadter Ritter von Spix begründet, nun finden sich hier also auch Tiere aus Höchstadt.

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