Verknotete Körper und launige Sprüche

21.10.2016, 09:00 Uhr
Verknotete Körper und launige Sprüche

© Rüdiger Leverenz

Der kaufmännische Leiter der Fachklinik, Bastian Ringelhann, begrüßt seine 120 Patienten und 60 Gäste mit einem kurzen Rückblick auf die nun schon 20-jährige Geschichte der Fachklinik. „In den 20 Jahren des Bestehens haben wir mit unseren 460 Mitarbeitern 150 000 Patienten betreut“, berichtet er sichtlich stolz. Stolz sei er auch, dass er zum Jubiläum seine „Erbtante Luise“ begrüßen könne. Allerdings stellt sich Tante Luise schnell als Teil des Comedy-Akrobatik-Duos „Tante Luise und Herr Kurt“ heraus.

Tante Luise, selbst auch nicht mehr die Jüngste, präsentiert auch gleich den Erfolg ihrer Behandlung in der Fachklinik und führt einige Yoga-Übungen vor. Das ist der Auftakt zu einer witzigen und wortreichen Akrobatik-Show mit skurrilem Charme, präsentiert von zwei echten norddeutschen Originalen aus Bremen.

Tante Luise hat die großen Bühnen dieser Welt fest im Visier und begeistert mit strammen Waden und einem Faible für antike Funktionsunterwäsche. Ihr elastischer Körper wird von Herrn Kurt mit seinen starken Beinen und in seiner „tragenden Rolle“ spektakulär in Szene gesetzt. Auf wunderbare Art und Weise verbindet das Duo Comedy mit Bewegung.

Dabei kann sich das Publikum nie sicher sein, sich nicht plötzlich selbst in einer aktiven Rolle wiederzufinden. So schwebt zum Beispiel eine junge Dame aus dem Publikum, unterstützt von Tante Luise und Herrn Kurt, über die Bühne. Oder vier Herren nehmen bequem und entspannt auf Würfeln Platz und bleiben — ineinander verhakt — in ihrer Position, auch wenn ihnen die Sitzgelegenheit entzogen wird. Also kann man zu viert auch ohne Stühle bequem sitzen? Ob das von den Versuchskaninchen auch wirklich als bequem empfunden wird, bleibt fraglich.

Tante Luise hat aber noch weitere Höhepunkte in ihrem Programm. Bei einem Sprung durch den Reifen, wie man es von Löwen im Zirkus kennt, wird sie von Herrn Kurt mit den Füßen aufgefangen. Dabei sieht sie aus wie ein sterbender Schwan, oder — in Anspielung auf ihre Herkunft aus Bremen — wie ein „fliegender Wattwurm“.

Mit dem gemeinsamen Balancieren auf einer Wippe und gleichzeitigem Jonglieren von Keulen durch Herrn Kurt strebt das Programm seinem Höhepunkt entgegen. Das begeisterte Publikum lässt Tante Luise und Herrn Kurt dann natürlich nicht ohne Zugabe ziehen. Noch einmal muss eine Person aus dem Publikum helfen und wird anschließend zur Verbeugung auf den Kopf gestellt. Das aus den Hosentaschen herausfallende Kleingeld veranlasst Tante Luise zu einigen witzigen Bemerkungen über die Verteilung von Haushaltsgeld in funktionierenden Ehen.

Als Dank für die Mitwirkung erhalten die „Freiwilligen“ eine Maus oder einen Hund samt Leine, die Herr Kurt aus Luftballons bastelt. Zu guter Letzt muss auch noch der kaufmännische Leiter der Fachklinik für einen Trick „seiner“ Tante Luise herhalten und sich von Herrn Kurt „auf die Füße“ nehmen lassen. Der anschließende Handstand der Tante gewährt ihm unerwartete Einblicke in ihre Dessous-Mode.

Tante Luise und Herr Kurt pflegen ihre Kunst der Comedy-Akrobatik bereits seit 25 Jahren. In dieser Besetzung sind sie seit zwölf Jahren gemeinsam unterwegs. Beheimatet in Bremen, traten sie in diesem Jahr bereits zum dritten Mal in Franken auf. Auch wenn ihr Ton sehr Plattdeutsch ist, wurden sie nach einigen anfänglichen Missverständnissen mit ihrem Humor auch in Franken gut verstanden. Man konnte während ihres Auftritts gut sehen, wie sehr sie das Spiel und die Interaktion mit dem Publikum lieben.

Für die musikalische Umrahmung sorgten die Aurachspatz’n mit Emmi Weiß am Akkordeon und Ludwig Spiess mit seiner Teufelsgeige. Ihre volkstümlichen Lieder regten die Zuhörer zum Mitsingen und Schunkeln an.

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