Viel Lob nach dem Handball-Krimi

23.10.2016, 20:58 Uhr
Viel Lob nach dem Handball-Krimi

© Foto: Edgar Pfrogner

Die in neuem Outfit auflaufenden Gastgeberinnen hatten wieder Luisa Frank dabei, während Lena Mergner zwar einsatzbereit , aber nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte war und von der Bank aus mit fieberte. Rund 100 Zuschauer erlebten 60 Minuten lang ein Wechselbad der Gefühle, egal für wen sie sympathisierten. Die Führung wechselte ständig, ohne dass es einem Team gelang vorzeitig die Weichen auf Sieg zu stellen.

Alle Protagonisten gingen mit einer beachtlichen Härte zu Werke, ohne dass aber die Grenzen überschritten wurden, auch das Verdienst von zwei umsichtigen Schiedsrichtern. Die Gäste begannen mit einer offensiven 3-2-1 Deckungsvariante, die der TSH zunächst den Schwung nahm.

Dass sie dennoch beim Stande von 6:3 in der 12. Minute einen Drei-Tore-Vorsprung schafften, lag vor allem an der überragenden Form von Nina Bestle. Die Rückkehrerin vom Regionalligisten aus Regensburg zeigte schon in den vorherigen Begegnungen eine deutliche Leistungssteigerung, nach eigenem Bekunden auch das Ergebnis des gezielten Trainings in der Dom- Stadt. Einfach beispielhaft, mit welcher Entschlossenheit sie in dieser Saison Lücken erkennt, um diese dann mit kraftvollen Würfen zu nutzen. Dass sie so „nebenbei“ ihre Abwehr zu lenken versteht und ähnliche Verantwortung auch für die eigene Angriffsgestaltung übernimmt, macht sie heuer extrem wertvoll.

Ottobeuren versuchte mit wechselnden Deckungsformationen den Spielfluss der TSH zu stören, was häufig gelang. Dabei konnten die Gastgeberinnen den TSV-Star Regina Bari-Nagy halbwegs aufhalten, sechs Treffer, davon zwei Strafwürfe, sind für die Ungarin eher mäßige Werte. Dafür überzeugten die Allgäuerinnen diesmal aber mit einer wesentlich ausgeglicheneren Mannschaftsleistung als bei ihrem 27:24-Sieg im Februar am selben Ort, wussten viele Aktionen über Kreissperren erfolgreich zum Abschluss zu bringen und nutzten auch vielfach die Wurfchance dann, wenn die TSH- Abwehrformation in der Bekämpfung der Ballbesitzerin zu unentschlossen war.

Allein acht Treffer kassierten die Gastgeberinnen durch Würfe aus der Distanz, und so schafften diese es nie, sich spürbar abzusetzen, auch wenn das erstmalige Mitwirken von Carole Mittelheisser durchaus hilfreich war, drei herrliche Treffer gelangen der Französin, der man aber dann doch die mehrwöchige Verletzungspause anmerkte.

Nach dem Seitenwechsel zog Bestle erneut die Zügel an. So gelang bei eigener Überzahl bis zur 35. Minute ein 16:13-Vorsprung. Doch Ottobeuren ließ sich von diesen Rückstand keineswegs beeindrucken. Angetrieben von ihrem Trainer, der 60 Minuten lang ununterbrochen lautstärker als die 100 Zuschauer auf der Tribüne agierte, schafften die Allgäuerinnen in der 42. Minute wieder den Gleichstand zum 18:18 und wirkte eigentlich etwas stabiler als das Kästl-Team. So war der 23:22-Vorsprung der Gäste (51.) kaum verwunderlich, doch mit einer bemerkenswerten Teamarbeit sowie einer erneut offensiv überzeugenden Laura Wedrich, unterstützt von Saskia Probst, hatte die TSH doch das bessere Ende für sich.

Wedrich war es auch, die Herzogenaurachs letzte beide Treffer mit verwandelten Strafwürfen erzielte, nachdem ihre Teamkolleginnen zuvor bereits zwei Siebenmeter vergeben hatten – bemerkenswert die Nervenstärke für eine gerade aus der Jugend gekommene Akteurin.

Ottobeuren hinterließ einen insgesamt besseren Eindruck als in der Vorsaison, ein Beleg für die insgesamt gute Leistung der Gastgeberinnen. Zwar wünscht man sich etwas mehr Cleverness im Abwehrverhalten ebenso beim Abschluss der meist toll heraus gespielten Chancen, doch Fortschritte sind deutlich zu erkennen.

So sieht es auch Trainer Hans-Jürgen Kästl, der namentlich Bestle hervor hob: „Der Gegner war noch stärker als ich es erwartet hatte. Zum Glück haben wir auch heute viele Dinge richtig gut gemacht, obwohl es natürlich einiges noch zu verbessern gilt. Dennoch bin ich sehr zufrieden mit unserer Leistung.“

TSH: Ebersberger, Müller; Kräck, Mittelheisser 3, Stephan 2, Wedrich 5/3, Bestle 8, Mergner, Lang 1, Merz 1, Frank, Theobald 1, Küffner, Probst 6/2.

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