Vorschlag: Container-Lösung für Flüchtlinge prüfen

10.8.2013, 09:56 Uhr
Vorschlag: Container-Lösung für Flüchtlinge prüfen

© Horst Linke

Eine trügerische Idylle: Von außen wirkt der ockerfarbene Hotelbau mit den schmucken weißen Sonnenschirmen auf der Terrasse und den roten Begonien auf den Fensterbänken gepflegt. Dieser Eindruck setzt sich im Hotelfoyer mit schwerer Ledergarnitur und Großbild-TV, über den die Morgennachrichten flimmern, fort.

Hotelbetreiber Armin Hadzic verrät den Grund. „Wir haben elf Asylbewerber und zusätzlich ganz normale Hausgäste“. Diese bewohnen das gleiche Stockwerk wie die erst vor wenigen Tagen eingetroffene serbische Roma-Familie Sapi mit ihren Kindern Cenan (acht Jahre) und Leonora (6). Die Mutter ist schwanger. Keiner spricht ein Wort Deutsch.

Hotelwirt Hadzic macht anstandslos den Dolmetscher. Und wird von seinen zurückhaltenden Neuzugängen sogleich mit „Chef“ tituliert, was ihn ein bisschen verlegen macht.

„Für die ist heute, am Ramadan-ende, ein Feiertag.“ Auf der Speisekarte: Paprikaschoten mit Lamm und Kartoffeln als Festmenü. 90 Prozent seiner Gäste sind Moslems und freuen sich auf diese Mahlzeit.

Keine heile Welt

Doch eine heile Welt ist diese Asylbewerberunterkunft mitnichten, stellt Landrat Irlinger unmissverständlich klar. „Wir kriegen vermehrt Asylbewerber, und das schon seit Monaten.“ Wie seine Abteilungsleiterin Annemarie Müller (Arbeit und Soziales) ergänzt, müsse der Landkreis mit monatlichen Zuweisungen von 20 bis 25 Asylbewerbern rechnen. Nur ein Teil davon könne in der Höchstadter Gemeinschaftsunterkunft untergebracht werden. Die anderen wurden bisher auf die Hotels „Zur Post“ und „Zur Linde“ in Heßdorf, auf das Möhrendorfer Landhotel Schützenhof und in Gremsdorf den Gasthof Göb verteilt.

„Ich bin sehr enttäuscht“, reagierte der Landrat auf die „wenig greifbaren“ Ergebnisse“ von zwei Appellen um zusätzliche Unterkünfte an Bürgermeister und Zimmervermieter.

Inzwischen denkt er ernsthaft darüber nach, „eventuell Container auf einer eigenen Liegenschaft“ aufzustellen. Das müsse aber noch durch die Regierung abgesegnet werden.

Verschnupft reagierte der Landkreis-Chef außerdem auf das Gezerre um die Asylbewerberunterbringung in Sichtweite der Adelsdorfer Schule. „Man kann nicht mit Flüchtlingen Angst betreiben.“ Längst befinde man sich als Kreisverwaltungsbehörde in einer „Notlage“. Irlinger wirbt um Verständnis: „Das sind alles Menschen, mit denen man auskommen kann.“

Manchmal auch Konflikte

Natürlich gebe es manchmal Konflikte. „Die Menschen bekommen Sachleistungen, Geld wäre aber besser. Von Vorteil wäre auch, wenn sie selbst kochen könnten. Das sei aber wegen des Brandschutzes oft auf den Zimmern unmöglich. „In Möhrendorf wollten die Asylbewerber selber kochen, das gab eine große Auseinandersetzung.“ Die Zubereitung von Mahlzeiten sei dort zwar nach wie vor auf den Zimmern unmöglich. Irlinger: „Aber wir haben jetzt den Caterer gewechselt.“ Manchmal „stecken wir aber auch nicht drin, was sie eigentlich wollen“, räumte der Landrat ein.

„Wir sind besten Willens, die Dinge im Sinne der Asylbewerber zu lösen.“, fügte er hinzu. Allerdings sei die Landkreisverwaltung dabei an die Rahmenbedingungen durch Exekutive und Gesetzgebung gebunden. Grundsätzlich gehe man „allen Vorwürfen nach“, sagte Irlinger beim Ortstermin.

Regelmäßig finde dazu auch ein runder Tisch mit Bürgermeistern, Vertretern der Kreistagsfraktionen, der Kreisverwaltung und ehrenamtlichen Helfern statt. Gerade die Unterstützung freiwilliger Helfer sei unverzichtbar.

Das bestätigte auch Sozialpädagogin Eckfeld-Wein. Beim beschränkten Stundenkontingent ihrer Halbtagsstelle könne sie zum Beispiel Kranke nicht zum Arzt begleiten. So habe es schon TBC-Erkrankungen, aber auch Traumatisierungen geben. „Die rühren von der Unterbringung in Gefängnissen und Folter her“, glaubt sie.

In ihrer Betreuungsarbeit „geht es immer um den Alltag“. Gerade von Asylbewerbern, die länger bleiben, werde sie häufig gefragt: „Wann dürfen wir arbeiten?“ oder „Welche Anträge müssen wo gestellt werden?“ Eckfeld-Wein hilft, wenn nötig, auch bei der Wohnungssuche. Sie unterstützt die Asylbewerber auch bei der Aufnahme in örtlichen Sportvereinen und bei der Anmeldung für den Schulunterricht

Wie zum Beweis klingelte beim Pressetermin ihr Handy. Die Sozialpädagogin muss jetzt zum Ferienbeginn noch schnell das Kind einer Flüchtlingsfamilie für die Schule anmelden.

Weitergehende Hilfe wie Nachhilfen — etwa beim Übertritt von der Grundschule ins Gymnasium — könnten nur Ehrenamtliche leisten. „Das gab es öfter.“ Auch Fahrräder wurden schon mehrfach gespendet, weiß sie,

In den ersten neun Monaten Aufenthalt gibt es außerdem einen einwöchigen Crashkurs in deutscher Sprache.

Für besonders gelungen hält die Sozialbetreuerin die Kooperation mit den Kirchen, wie den wöchentlich zweistündigen Frauentreff in Möhrendorf. Oder die bei der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) durch Studenten übernommenen Flüchtlingspatenschaften. Rückblickend stellt sie fest: „Der Anfang hat gut geklappt, wenn wir diesen Standard halten könnten, wäre das sehr gut“.

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