Wahlkämpfer sind zeitlich und finanziell gefordert

22.2.2020, 14:00 Uhr
Wahlkämpfer sind zeitlich und finanziell gefordert

© Foto: Roland Huber

  Zum zweiten Mal ist Alexander Schulz Bürgermeisterkandidat für die CSU in Höchstadt. Seine Schilderung: "Derzeit sind die Tage etwas kurz für all die anstehenden Aufgaben. Plakate mussten gestaltet, druckfertig gemacht, in Auftrag gegeben und anschließend auf Plakatständer geklebt werden. Es galt, Banner zu gestalten, Flyer zu erarbeiten und zu designen. Dann liefen die Planungen für die Aufstellung der Plakate auf Hochtouren. Parallel finden die Ortsteilgespräche statt."

Zu seinem eigentlichen Beruf als Lehrer an der Fachoberschule in Erlangen stünden aktuell wöchentlich an die 35 Stunden Arbeit für den Wahlkampf an. Auch finanziell macht sich der Wahlkampf für die Kandidaten bemerkbar. Telefonkosten, Druckkosten für Handzettel, die Fahrt zu Veranstaltungen fallen aufs Privatbudget. Im Vergleich zum Bürgermeister sei dies steuerlich ein "Kampf mit ungleichen Waffen", sagt Schulz, da der Amtsinhaber vorgezogene Werbungskosten geltend machen könne. Der Stadt- und Kreisrat, der Schulz selber ist, erhält eine Aufwandsentschädigung.

Gleichwohl bringt der Wahlkampf "Energie zurück", sagt der Kandidat: "Wir haben keine Chance, aber die werden wir nutzen", zitiert er einen bekannten Spruch des Autors Herbert Achternbusch. An die 250 Aufsteller hat er mit Parteifreunden in und um Höchstadt positioniert.

Wahlkämpfer sind zeitlich und finanziell gefordert

© Foto: Roland Huber

Diese Zahl ist in Herzogenaurach reglementiert, erinnert SPD-Stadtrat Peter Prokop, der in seinem langen Stadtratsleben schon ungezählte Wahlkämpfe gefochten und bestückt hat. Drei Plakataktionen fährt er mit seinem Helfer, zusammen ein eingespieltes Team. Die Plakate für die Einladungstour, die Ortsteiltour und die Kandidaten mussten aufgestellt werden. 25 Stunden müsse man dafür veranschlagen. Finanziert werden die Wahlkämpfe – "der Kommunalwahlkampf ist der aufwendigste" – durch die Mandatsträgerabgabe. "Eine fünfstellige Zahl" könne man sich denken. Im Stadtgebiet dürfen maximal 75 Plakate nach einem Stellplan positioniert werden. Nicht immer, so Prokops Eindruck, hielten sich alle daran. Gedruckt wurden 50 Mal das Portrait von Bürgermeisterkandidat German Hacker und 50 Mal das Stadtratsbewerber-Gruppenbild. Designt hat es Harry Körber.

Großer Zeitaufwand mit verschiedenen Mitwirkenden in der SPD wie Bürgermeister German Hacker und Stadtrat Holger Auernheimer fließt auch die Aktivitäten von Social Media, vor allem Facebook. Instagram bedienen Mandatsträger weniger intensiv, Twitter oder Tiktok kaum. Mit diesem Thema befasst sich hingegen Klaus Hacker kaum, wenn auch E-Mails und WhatsApp-Nachrichten zugenommen haben.

Der Bürgermeister von Oberreichenbach kandidiert erneut für die Freie Wählergemeinschaft in der kleinsten Gemeinde des westlichen Landkreises Erlangen-Höchstadt. Allerdings sind die Freien Wähler Oberreichenbachs als Verein organisiert, kein Teil von Hubert Aiwangers bayerischen Freien Wählern, sind auch offen für Kontakte zur CSU und SPD.

Entsprechend wird der Wahlkampf auch finanziell gestemmt:

Haupteinnahmequelle ist der alljährliche Trödelmarkt und nach der Wahl "schmeißen die Gewählten einen Hunni in den Topf, der Bürgermeister mehr", beschreibt es der FWG-Kandidat. Für den Wahlkampf – lediglich zehn Plakate in Oberreichenbach werden aufgestellt – sei eine mittlere vierstellige Summe zu veranschlagen.

Zeitlich ist für Klaus Hacker nach zwei Amtszeiten der Übergang von Alltagsgeschäft zu Wahlkampf fließend: "Eine Wahl gewinnt man in den fünfeinhalb Jahren vor dem Termin", ist er überzeugt: "Man muss teilnehmen, präsent sein, mal eine Bierbank aufstellen und beim Kindergartenfest a Würstla grillen."

So werde auch eher "um Stimmen geworben", als zu "kämpfen" und auch nach der Wahl hofft er auf Zusammenarbeit mit seinem Herausforderer Bernd Liebezeit (CSU).

Auf eine Mandatsträgerabgabe stützen die Bündnisgrünen ihre Ausgaben nicht, führt Landratskandidat Manfred Bachmayer aus. Nach dem starken Zuwachs an Mitgliedern nach vergangenen Wahlen werde in den Ortsverbänden "sehr viel Geld gespendet, je nach Einkommen, das reicht von 50 bis 1000 Euro. Aber rein von den Mitgliedern, nicht von Firmen", unterstreicht Bachmayer. Er beziffert den gesamten Wahlkampf auf rund 20 000 Euro. Die Ortsverbände können Plakate mit dem Partei-Design bei den Landesverbänden bestellen, sodass der Wiedererkennungswert gewährleistet sei. Zeitlich anspruchsvoll ist der Wahlkampf für Bachmayer mit "täglich sechs Stunden, auch am Wochenende." Präsenz zeigt der Kandidat auf Instagram und Facebook: "Dort haut die rechte Szene oft grenzwertig rein, aber manches entlarvt sich selber. Das kann man nur ignorieren, ansonsten müsste man jemanden einstellen, der nur löscht."

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