Weisendorf ohne Internet und Telefonverbindung

20.11.2015, 16:55 Uhr
Weisendorf ohne Internet und Telefonverbindung

© Foto: Ingrid Jungfer

Laut Angaben der Polizeiinspektion Herzogenaurach waren in der Zeit zwischen Mitternacht und 3.30 Uhr morgens im Gewerbegebiet Ost sechs Telefon-Hauptleitungen durchschnitten und Telefon-Verteilerschränke aufgebrochen worden. Als Folge waren große Bereiche des Marktorts von massiven Ausfällen des Internets und des Telefonnetzes betroffen. Die Deutsche Telekom entsandte eigene Montagetrupps, beauftragte das Team des Subunternehmers Demir und Experten der OFM-Gruppe, eines Spezialisten für den Ausbau von City-Netzen.

Die ganze Nacht hätten sie durchgearbeitet, so die Auskunft des Bauleiters von Demir. Dass zwischendurch einmal das Telefon und das Internet funktioniert hätten und dann wieder nicht, hinge mit notwendigen Umschaltungen während der Arbeiten zusammen. Am Donnerstag beseitigte der OFM-Trupp zuerst die Schäden am Verteiler beim Kreisel im Weisendorfer Gewerbegebiet. Die benachbarten großen Betriebe sollten schnell wieder ans digitale Netz kommen.

Während der Rewe-Markt und die Poststelle später von einem reibungslosen Geschäftsverlauf berichteten, hing beim Discounter Norma nebenan noch am Freitagmittag ein Hinweisschild an der Eingangstür, wonach weiterhin die Kartenzahlung nicht möglich war.

Auch im Ortskern war am Donnerstag das Geschäftsleben stark beeinträchtigt: Die Pizzeria Cardelli konnte nicht die am Donnerstagmittag üblichen telefonischen Bestellungen aufnehmen, die Banken waren lahmgelegt. Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker funktionierten nicht, Überweisungen waren nicht möglich. Nur an einem in der Not schnell eingerichteten Schalter gab es Bargeld – aus dem Tresor.

Die Arztpraxis war ohne aktuelle Laborergebnisse und ohne Telefon auch für Notrufe theoretisch nicht erreichbar. Zumindest, wenn kein Handy in der Nähe gewesen wäre.

Freitags lief am Marktplatz dann alles wieder seinen gewohnten Gang. Bis auf die Raiffeisenbank, denn die war geschlossen. Am Donnerstag hatte Herzogenaurachs Polizei zwar nicht für Internet und Telefon sorgen können. Wohl aber betroffene Geschäftsleute vorsorglich darauf aufmerksam gemacht, dass beim Ausfall des Telefons auch die Alarmanlage ausfalle. Ein wichtiger Hinweis, so fand der ebenfalls von den Ausfällen betroffene Apotheker. Zahlreiche Bürger, besonders im Südosten des Orts, waren am gestrigen Freitag noch immer ohne digitalen Zugang. Teils auch sehr verärgert, vermuteten sie in der Telekom die Schuldige. Denn bisher wussten nur wenige von der zerstörerischen Attacke auf Hauptkabel und Verteiler-Schränke.

Reparatur im Regen

Mit deren Reparatur waren am Freitag bei strömendem Regen noch die Montagetrupps beschäftigt, jetzt in der Erlanger Straße, wo das Haupttelefonkabel gleich an zwei Stellen — vor den Hausnummern 15 und 29 — mit der Eisensäge gekappt worden war. Dieses Kabel ist rund acht Zentimeter dick und besteht aus einer Vielzahl einzelner Litzen, denn rund 2500 Telefonanschlüsse werden damit versorgt. Verbindungen, welche von den Wartungstrupps sukzessive wieder aufgeschaltet werden mussten.

Entgegen erster Vermutungen, hier hätten Einbrecher Vorbereitungen für einen großen Fischzug getroffen, geht die Polizei eher von einem Sabotageakt aus, mit dem der Provider Telekom oder ihr Subunternehmer getroffen werden sollten. Der materielle Schaden: rund 10 000 Euro.

Ob Rathaus und Schule gestern noch Zugang zum Internet — das Telefon funktionierte — bekamen, war bei Redaktionsschluss unklar: Die Schließungszeiten im Rathaus vereitelten weitere Recherchen.

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