"Wenn" es Zwischenapplaus gibt

10.10.2016, 15:43 Uhr

© Foto: Andrea Rudolph

Denn wie Mogli bewegte sich der 1865 in Bombay geborene Kipling zwischen der westlichen Welt und ihren weit entfernten Kolonien: Ab dem Alter von sechs Jahren wuchs er in England auf, vermisste seine Heimat und kehrte schließlich als 17-Jähriger erst nach Pakistan zu seinen mittlerweile dort lebenden Eltern und später als Journalist auch nach Indien zurück, berichtete Barbara Schofer, die das Programm zusammengestellt hatte und die Werke Kiplings sehr ausdrucksstark und humorvoll präsentierte.

Die ansprechende Gestaltung der kleinen Bühne hatte mit Liebe zum Detail wieder Inge Lieberth übernommen, um die Technik kümmerte sich Bernd Hoffmann.

„Das Dschungelbuch ist ja viel mehr als der Zeichentrickfilm von Walt Disney“, meinte Hubert Lieberth in seiner Begrüßung – wegen des kleinen Bühnenraums im Obergeschoss des Blauen Hauses fand am Wochenende die Lesung wieder gleich zwei Mal statt.

Das „Dschungelbuch“ durfte natürlich in der knapp anderthalbstündigen Lesung nicht fehlen, die Eingangsszene verdeutlichte gut die bilderreiche Sprache von Kipling.

Beeindruckt honorierten die Zuschauer Barbara Schofers einprägsame Darstellung von Kiplings berühmtestem Gedicht „Wenn“ – anschließend auch im englischen Original „If“ zu hören – mit Zwischenapplaus, und mit Schmunzeln und Lachen den besonders lebendigen Vortrag der abenteuerlichen Geschichte des Jungen „Rikki-Tikki“.

Auch die beiden phantasievollen Geschichten aus der Reihe „Genau so“, die der Engländer für eines seiner drei Kinder geschrieben hatte, kamen sehr gut an: Wie der Elefant zu seinem Rüssel kam oder die Zugabe über die Entstehung der Kamel-Höcker.

Der Streifzug durch das Werk von Rudyard Kipling verdeutlichte auch seine imperialistische Haltung, für die er unter anderem von Bertolt Brecht stark kritisiert wurde, wenngleich dieser auch seine sprachlichen Fähigkeiten zu schätzen und nutzen wusste. Der „Wanderer zwischen den Welten“ starb im Alter von 70 Jahren in London, sein „Dschungelbuch“ lebt weiter.

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