Wie wäre es mit einer neuen Religion in Herzogenaurach?

4.6.2019, 06:57 Uhr
Wie wäre es mit einer neuen Religion in Herzogenaurach?

© Foto: Oliver Seitz

Doch damit nicht genug: Sogar das Stück und sämtliche Songs stammen aus der Feder Bedrunas. Doch was wäre das alles wert, wenn es die Akteure nicht mit Leben erfüllten. Unter dem Titel "Samstag, der vierzehnte oder Lunatag – eine religiöse Kriminalkomödie mit Musik" brachten sie ein kurzweiliges Vergnügen, durchsetzt mit schmissigen Melodien, auf die Bühne.

Mit ausgeprägter Mimik und absolut textsicher gibt Sarah Neubauer die suspendierte Polizistin Domenica Orbit. Sie führt quasi als roter Faden durch das Geschehen. Denn während ihres Zwangsurlaubs wegen angeblicher Unfähigkeit kommt sie der Bitte eines Freundes nach einem Undercover-Einsatz nach. Harry Batscher (Tom Willert als der ruhende Pol, der in tiefstem Fränkisch die Lacher immer auf seiner Seite hat) leitet ein Meditationszentrum, und dort geht irgendetwas nicht mit rechten Dingen zu.

Wie wäre es mit einer neuen Religion in Herzogenaurach?

© Foto: Oliver Seitz

Allerlei dubiose Gestalten gehen ein und aus. Der schwule Pfarrer Pius, den Max Ziegler gekonnt grotesk überzeichnet, und seine zwei Ministranten (Tobias Ziegler, Nils Sehrung) zum Beispiel. Oder vier Frauen (Kim Hayward, Emily Miller, Liliana Troccoli, Carlotta Röhrig), die eine neue Weltreligion gründen möchten und auf der Suche nach "Jüngern" und einem "Messias" sind.

Jünger, oder besser gesagt "Lunistinnen", schart auch Guru Rama um sich in Erwartung des "Lunatages", an dem alles gut werden soll. Den überdrehten Sektenführer spielt Rik Johnen mit einer überzeugenden, leicht wahnsinnig wirkenden Lässigkeit. Den Jargon der Unterschicht haben sich Catice Roßner, Panagiotis Metos, Aileen McGuinnes, Chantal Spieß und Nina Göller perfekt angeeignet und treiben damit als schwer erziehbare Jugendliche ihre Sozialpädagogin (Paulina Walz) in den Wahnsinn.

Als ein Erpresserbrief auftaucht, eskaliert die Situation: Wer steckt hinter all dem, wer verbirgt etwas, und was hat es eigentlich mit dem verschwundenen Sektenmitglied auf sich? Am Ende erweist sich der Guru als Drahtzieher, der mittels seiner "Lunistinnen" das Geld aus einem Raubüberfall waschen wollte. Dummerweise hat sich sein ausgebooteter Kompagnon (Anton Ruß) auch in das Meditiationszentrum eingeschlichen und wollte seine Hälfte des Geldes erpressen. All die Fäden entwirrt Domenica Orbit, sie bekommt ihren Job wieder, und am Ende sind tatsächlich (fast) alle glücklich – ganz so, wie es der "Lunatag" verheißt.

Viel Szenenapplaus und "Bravo"- Rufe am Ende sind der Lohn für ein in allen Facetten dynamisch aufspielendes Ensemble.

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