Wieder Leben in der Mühlhausener Synagoge

8.11.2019, 07:00 Uhr
Wieder Leben in der Mühlhausener Synagoge

© Foto: Ralf Rödel

Wenn Christian Plätzer, der Vorsitzende des Vereins, die Tür zur ehemaligen Synagoge aufsperrt, merken Besucher schnell, was für ein prächtiger Bau sie einmal gewesen sein muss. Reste von Stuckdecken sind da zu entdecken, prächtige Wandmalereien. Der Zahn der Zeit hat an ihnen genagt, die ehemals großen Fensteröffnungen sind größtenteils zugemauert. Und doch ist die verblichene Schönheit zu erahnen.

"Letztlich ist es ein Glücksfall, dass das Haus nur zu Lagerzwecken genutzt wurde", sagt Plätzer. Denn so wurden in den großen früheren Betsaal im Erdgeschoss eben keine Decken oder Wände eingezogen, die es für eine Wohnung gebraucht hätte. Und auch keine Leitungen kreuz und quer durch das Gebäude: "Es ist noch viel vom ursprünglichen Bestand erhalten."

Wieder Leben in der Mühlhausener Synagoge

© Foto: Ralf Rödel

Im nächsten Schritt soll das Gebäude intensiv untersucht werden. "Das muss sein, bevor man eine sinnvolle und professionelle Sanierung beginnt", sagt Plätzer. Auch weil der Verein auf Fördergelder und Zuschüsse angewiesen ist, um die teure Wiederinstandsetzung stemmen zu können.

Schließlich musste schon der Erwerb des Hauses ohne Förderung bestritten werden. "Das haben wir teilweise über Spenden finanziert, hauptsächlich aber mit Privatdarlehen der Mitglieder", berichtet der Vereinsvorsitzende, der auch Chef des Höchstadter Heimatmuseums ist.

Rund 50 Mitglieder habe der Verein mittlerweile, mindestens gut die Hälfte davon komme aus Mühlhausen. Noch in diesem Jahr soll der Dachstuhl des Gebäudes, der als intakt gilt, digital vermessen werden. Übernehmen werden die Untersuchung des Hauses Studenten und Wissenschaftler der Uni Bamberg. Die jungen Bauforscher werden hier Lehrveranstaltungen absolvieren. Wann es dann mit der eigentlichen Sanierung losgeht, vermag Plätzer noch nicht zu sagen.

Wieder Leben in der Mühlhausener Synagoge

© Foto: Ralf Rödel

Entstehen wird 2020 auch ein genaues Konzept, wie die alte Synagoge künftig genutzt werden soll. Ein Kultursaal für zum Beispiel Lesungen und Konzerte ist angedacht, ein kleines Museum und ein Archiv zur Geschichte der jüdischen Landgemeinden. Die Details jedoch stehen noch nicht fest. Auch die jüdische Gemeinde Erlangen würde das Gebäude gerne nutzen.

Gebaut wurde die Synagoge in den Jahren 1755/1756, "damit ist sie eine der ältesten Synagogen Bayerns", sagt Plätzer. Gleich neben dem Eingang findet sich ein kleiner Unterrichtsraum der jüdischen Elementarschule, im Obergeschoss war einst die Rabbiner-, später die Lehrerwohnung untergebracht.

Die Mühlhausener Gemeinde strotzte vor Selbstbewusstsein, als sie damals ihr Gebäude in Auftrag gab. Dem Höchstadter Maurermeister gaben sie mit auf den Weg, dass die Synagoge genauso groß und schön zu werden habe wie diejenige in Baiersdorf. Und als dann nicht alles zu ihrer Zufriedenheit ausgeführt worden war, wurde auch prompt ein Prozess geführt.

An diesem Sonntag, 10. November, lädt das "Forum Alte Synagoge" zu einem Tag der Offenen Tür ein. Bewusst am Jahrestag der Schändung – auf dem Land wurden die jüdischen Gotteshäuser einen Tag später angegriffen als die in den großen Städten – um "den Neubeginn zu signalisieren", wie Plätzer sagt. Willkommen sind Interessierte im Schlossweg 5 von 11 bis 17 Uhr.

Info

Wer für die Sanierung der Synagoge spenden möchte, kann dies tun auf das Konto des Vereins (IBAN: DE 70 7635 0000 0060 0968 34) bei der Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach.

 

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