Wild auf dem Holzweg

13.12.2015, 08:57 Uhr
Wild auf dem Holzweg

© Foto: Ingrid Jungfer

Das bezieht sich keinesfalls nur auf Schmückendes. Denn Simone Wild schreinert – bis auf Türen und Fenster – genauso Möbel und Gegenstände für alle Bedürfnisse des Haushalts. Mit einer Einschränkung, die für sie persönlich von großer Bedeutung ist. Sie verwendet nur massives Holz aus der Region, also Edelholz von Obstbäumen wie Zwetschge, Kirsche, Apfel und Nussbaum.

Was oder wer sie dazu gebracht hat? Ihr Lehrherr und der seit der Grundschule feststehende Wunsch Hufschmied oder Schreiner zu werden. Denn die heute 33-Jährige wuchs in einem naturverbundenen Ambiente auf, zu dem Pferde gehörten. Die Familie war stets offen für das Handwerk.

Simone entschied sich nach dem Schulabschluss für eine Schreinerlehre. Trat bei „Die Möbelmacher“ in Unterkrumbach an, wo Mondphasenholz und Massivholz verwendet und nur geölt, anstatt gestrichen wurde. Wichtig und prägend für sie war, erzählt sie mit leuchtenden Augen, dass man ihr von Anfang an Verantwortung übertrug und sie so viel lernte.

Dann bekam sie zwei Kinder, widmete sich der Familie. Erst 2008 machte sie sich selbstständig, blieb weiter im Landkreis Nürnberger Land und arbeitete nun in Engelthal in ihrer Kellerwerkstatt mit heimischem Vollholz, so wie sie es gelernt hatte.

Großer Glücksgriff

Über die Musik – sie war schon länger beim „Weisendorfer Sound Express“ Sängerin — kam sie im Jahr 2012 in den Marktort. Dort stand in der Kirchenstraße zufällig die ehemalige Schmiede der Familie Prechtel leer.

Von der Werkstatt im Keller in eine lichte, hohe, geräumige Halle. „Das war mein größter Glücksgriff“, schwärmt Simone.

Wild auf dem Holzweg

© Foto: Ingrid Jungfer

Im Mai 2013 eröffnet sie ihre neue Werkstatt, unterstützt von Leonhard „Leo“ Prechtel, der ihr auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite steht. Auch das gehört zum „Glücksgriff“, denn die fantasievolle Schreinerin braucht Leo, wenn es um Metall geht — ob beim Ausbau der Halle oder einer besonderen Holzkreation, die als Lampe dienen soll.

Das heimische Holz, sie liebt es. „Wenn ich drüber streiche, es ist so weich“ , schwärmt sie, einen wunderschönen, großen Vollholzstern in der Hand. Wie der in vielen einzelnen Arbeitsschritten entsteht, das hat sie vorher erklärt.

Selbst Holz für Kleinteile wie den Stern muss ausreichend abgelagert und anschließend in der Trockenkammer je nach Holzart unterschiedlich getrocknet werden. Auch um eventuelle Schädlinge zu töten, was ohne Chemie geschieht. Dann erst ist das Holz reif zur Bearbeitung.

Für diese Sterne braucht sie zunächst eine kurze runde Holzstange, die am Stück in Sternform ausgeschnitten wird. Der Teigrolle beim Plätzchenbacken ähnlich, werden dann die Sterne scheibenweise abgeschnitten, die Flächen beidseitig mit Papier geschliffen, die Kanten gebrochen (abgephast), dann mit nicht wasserlöslichem Naturharz-Hartöl geölt. 24 Stunden müssen sie trocknen, erneut geschliffen, geölt und poliert werden, um die schöne Maserung zur Geltung zu bringen.

Ein langwieriger Vorgang, der viel Handarbeit und Zeit für die Kleinteile erfordert. Aber der kreativen Schreinerin dennoch großen Spaß macht, weil sie „für sich selbst arbeitet“. So entstehen Sterne, die zur Taufe oder Hochzeit individuell beschriftet sind, Kerzen- und Postständer, Schlüsselanhänger, sogar die Hülle für einen USB-Stick und vieles mehr.

Ideen müssen reifen

Oft bleibt das Holz auch lange liegen, bis dann eine Idee reift. Wie beim diesjährigen Adventskranz, der als mächtige Baumscheibe derart gestaltet ist, dass er je nach Jahreszeit oder Festtag entsprechend garniert zum Schmuckstück wird.

Simone Wild beherrscht aber auch die kreative Möbelschreinerei für Bad, Büro Garderobe, Sideboards, Küchen. Am liebsten entwickelt sie beim Kunden vor Ort ihre Fantasie, möchte mit der Gestaltung spielen und macht dazu Vorschläge.

Beispielsweise wenn sie für die durchaus noch funktionsfähigen Küchenmöbel eine neue Front aus Glastüren mit Massivholzrahmen vorschlägt. Oder fürs Kinderzimmer ein Bett, das sozusagen „mitwächst“, weil sie jederzeit ein neues, breiteres Zwischenstück einbauen kann. Und sich dadurch auch die zunächst etwas teurere Anschaffung über die Jahre rentiert. Selbst aus Holzresten macht Simone Wild Einzigartiges. Einen großen Würfel aus verschiedenfarbigen Hölzern – ähnlich dem berühmtem Zauberwürfel — der groß wie ein Beistelltisch sogar bis zu zwei geräumige Schubladen birgt.

„Ich möchte nichts anderes machen“, hat die überzeugte Schreinerin anfangs gesagt. Am schönsten sei es, so ihr Schlussbekenntnis, wenn jemand zu ihr komme und erzählt, dass er beim Nachbarn etwas entdeckt habe, was nach Simone aussehe. Dieser Wiedererkennungswert ihrer Arbeit, das ist für sie die größte Motivation.

www.wildthings-holz.de

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