Zwergenland Höchstadt: Hebammen- und Familienzentrum in Not

18.3.2021, 06:24 Uhr
Zwergenland Höchstadt: Hebammen- und Familienzentrum in Not

Nur im Sommer durfte die Inhaberin bei stark eingeschränktem Betrieb und ausgeklügeltem Hygienekonzept noch einmal öffnen. Doch das war nur von kurzer Dauer.

Im November 2020 hatte die 29-Jährige fürs neue Jahr noch Kurse geplant. Sie sind ausgebucht und die Teilnehmer stehen in den Startlöchern. Normalerweise sind es etwa 100 Familien, die im Monat kommen. Mütter und Väter mit ihren Babys und kleinen Kindern, Schwangere vor der Geburt und zur Nachbetreuung.

Online-Alternativen sind nicht attraktiv

Sie nehmen an Kursen teil oder haben Termine bei den Hebammen, mit denen das Zwergenland zusammenarbeitet. Von der Familien- und Geburtsbegleitung über Yogakurse bis hin zum Selbstverteidigungskurs Win Tsung reicht das Angebot. Die Treffs bieten auch die Gelegenheit, sich auszutauschen – da sind Online-Alternativen einfach nicht attraktiv.

Zwergenland Höchstadt: Hebammen- und Familienzentrum in Not

Beispiel Babymassage: In diesen Genuss kommen Säuglinge normalerweise im Alter von sechs bis zehn Wochen. Viele angemeldete Kinder haben diese Altersgrenze inzwischen schon überschritten. "Das ist natürlich traurig für die Familien, aber ich passe die Kurse gerne auch an – wenn ich nur endlich wieder welche halten darf", sagt Tröger. Sie freut sich, dass die Teilnehmer, die meist aus Höchstadt und Adelsdorf aber auch aus Neustädter Gebiet ins Zwergenland kommen, so treu sind.

Aber: "Die Ungewissheit ist der Horror." Die Geschäftsfrau kann nichts planen, muss Kosten für Schnelltests einplanen, die möglicherweise verlangt werden. "Im ersten Lockdown lief es besser, da gab es Hilfe." Momentan bekommt sie so gut wie keine Unterstützung. Das liegt unter anderem daran, dass das Zwergenland noch so jung ist. Im Sommer 2018 hat die Adelsdorferin das Familienzentrum als Franchise-Nehmerin aufgebaut.

Auch in Eckental und Erlangen gibt es je ein Zwergenland. In der Anlaufphase 2019 hatte Luise Tröger weniger verdient und diese Zahlen werden jetzt zum Vergleich herangezogen, um Hilfen zu berechnen. "Ich fühle mich alleine gelassen", sagt sie. "Unsere Branche wurde völlig vergessen."

Außerdem bekommt Luise Tröger in sechs Wochen ihr zweites Kind. Eigentlich sollte schon alles geklärt sein, die Einarbeitung der drei Kursleiterinnen, die für sie einspringen, abgeschlossen. Und jetzt? Eine Babypause ist undenkbar. Es wird nichts mehr vor der Geburt und auch danach sieht Luise Tröger nicht viele Möglichkeiten.


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Ob sie da nicht überlegt, ganz aufzuhören? "Ich habe keine Wahl", sagt sie, "ich muss weitermachen". Der Vermieter sei ihr jetzt zwar entgegengekommen, trotzdem wächst der Schuldenberg weiter. Luise Tröger versucht, ihre positive Einstellung zu wahren. Sie will die Hoffnung nicht aufgeben, denn sie ist sicher, dass das Zwergenland gebraucht wird. Aber: "Es wird schwerer von Tag zu Tag." 

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