Hof: Rabbiner wegen ritueller Beschneidung angezeigt

22.8.2012, 13:45 Uhr
Hof: Rabbiner wegen ritueller Beschneidung angezeigt

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Zudem wisse er nicht, was ihm der Mediziner aus Hessen vorwirft: „Ich verstehe die ganze Anzeige nicht“. Er habe in den vergangenen 40 Jahren mehr als 4000 Beschneidungen vorgenommen und bei keinem einzigen Jungen seien Komplikationen aufgetreten. Er fühle sich durch die Anzeige in seiner Ehre verletzt: „Das ist ein klarer Fall von Antisemitismus.“

Schon nach dem umstrittenen Kölner Urteil, in dem die Richter die religiöse Beschneidung von Jungen im Judentum und im Islam als Körperverletzung werteten, hatte David G. von einem „antisemitischen Akt“ gesprochen. Vielleicht habe der Arzt ihn deshalb jetzt angezeigt, vermutet er.

Der Rabbiner ist in Bayern der einzige sogenannte Mohel, der Beschneidungen durchführt. In Deutschland haben drei Rabbiner die Befugnis. Pro Jahr nehme er im Schnitt 30 Beschneidungen vor, für eine größere Zahl sei er im Ausland unterwegs, etwa in Tschechien oder in Ungarn.

Er werde weiterhin Jungen beschneiden, sagte er. Allerdings will er sich beim Zentralrat der Juden erkundigen, wie er sich verhalten soll. Zudem werde er sich über rechtliche Mittel informieren.

Das kündigte im NZ-Gespräch auch der Vorsitzende der Nürnberger Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), SPD-Stadtrat Arno Hamburger, an. „Heute frage ich beim Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden und bei der Staatsanwaltschaft nach“.

Er kenne David G. als einen integren Menschen und einen orthodoxen Rabbiner, der nach seinem Glauben lebt. Dementsprechend empört reagierte Hamburger: „Ich bin entsetzt, dass das Kölner Fehlurteil solche Konsequenzen nach sich zieht“.

Noch ist unklar, ob die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Rabbiner aufnimmt. Bei der oberfränkischen Behörde war gestern am späten Nachmittag für eine Stellungnahme niemand mehr zu erreichen.

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