Hundekot-Sünder: Fränkische Gemeinde setzt auf DNA-Tests

15.3.2018, 19:57 Uhr
Hundekot-Sünder: Fränkische Gemeinde setzt auf DNA-Tests

© Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Burkhard Klein will sich nicht länger auf Verbotsschilder und mahnende Worte verlassen. Er ist Bürgermeister der Gemeinde Rödelsee (Landkreis Kitzingen) und hat hemmungslosen Hundehaltern jetzt den Kampf angesagt. "Es gibt immer Unbelehrbare, das ist ein großes Ärgernis", so Klein. "Wir haben 160 Hunde, von deren Haltern sind vielleicht fünf Prozent schwarze Schafe."

Deshalb möchte er eine DNA-Datenbank aufbauen, in welcher der genetische Fingerabdruck aller Rödelseer Hunde erfasst ist. Finden die städtischen Mitarbeiter einen herrenlosen Haufen auf Gehwegen, in Grünanlagen oder auf Spielplätzen, tüten sie ihn ein und schicken ihn an ein Labor.

Dort macht sich Molekularbiologe Hubert Bauer ans Werk. Er arbeitet für das Labor Laboklin im unterfränkischen Bad Kissingen, welches sich auf veterinärmedizinische Untersuchungen spezialisiert hat. Die Experten gleichen die DNA der Hinterlassenschaft mit der Datenbank ab.

Auch Richter ordnen Analyse an

Leuchtet ein Treffer auf, weiß man, wer der "Übeltäter" war – und wer sein Herrchen oder Frauchen ist. Zumindest in der Theorie, denn noch gibt es in Deutschland keine einzige Stadt mit einer solchen Datenbank. Ab und zu frage eine Gemeinde an, derzeit gäbe es aber hauptsächlich Streitigkeiten zwischen Privatleuten zu klären, so Bauer. "Wir kommen ins Spiel, wenn jemand wissen will, ob ihm der Nachbarshund in die Hofeinfahrt gemacht hat", erklärt der Biologe.

Solche Aufträge erhält das Labor mehrmals pro Woche – auch von Richtern. Denn: Können sich die Streitenden nicht einigen, kann es passieren, dass der Kot-Konflikt im Gerichtssaal landet.

Rund 60 Euro kostet die Aufnahme eines Hundes in die Datenbank. Pro Überprüfung kommen noch einmal 60 Euro dazu, rechnet Bürgermeister Klein vor. Eine Summe, die sich lohnt, findet er: Wird ein Fäkalien-Frevler erwischt, können die Kosten Teil des Bußgeldes werden, so Klein.

"Wofür kriegen wir denn sonst die Hundesteuer?"

Doch zuvor müssen die Menschen erst einmal zum Mitmachen motiviert werden, schließlich ist die Aufnahme in die Datenbank freiwillig. Dafür hat der Bürgermeister einen Plan: Wer seinen Vierbeiner registrieren lässt, bekommt einen Gutschein für den Dorfladen. Doch es gibt auch Gegenwind: Viele bemängeln, dass sich regelmäßige Tretminenverursacher erst gar nicht melden würden und dass das Vorhaben viel zu teuer sei. Diese Kritik lässt Klein nicht zählen. "Wofür kriegen wir denn sonst die Hundesteuer?", fragt er.

Die Gemeinden seien dazu verpflichtet, sie sinnvoll zu investieren und nicht einfach nur abzukassieren. Im April entscheidet der Gemeinderat. Bis dahin spaltet der Vorschlag die Hundebesitzer des Dorfes: "Die einen sagen, es ist eine tolle Idee, andere wollen sich nicht brandmarken lassen", erklärt Klein. Nachfragen aus anderen Kommunen gab es noch nicht: "Die sagen sich wahrscheinlich: 'Lasst die erst mal auf die Schnauze fallen, bevor wir so etwas anpacken'", mutmaßt er.

Tatsächlich stößt die Idee bei Städten in der Region auf wenig Gegenliebe. "Wer soll das denn bezahlen? Das ist doch ein riesiger Verwaltungsaufwand", ist die erste Reaktion von Hans-Peter Kürzdörfer, Leiter des Amtes für Umwelt, Ordnung und Verbraucherschutz der Stadt Fürth. "Wir haben über 4500 Hunde in der Stadt, die müssten wir erst einmal alle erfassen und die Datenbank ständig auf dem neuesten Stand halten".

Vorschlag gescheitert

Selbst wenn das erledigt wäre, sei immer noch nicht sicher, ob die Idee etwas nütze, denn die Teilnahme sei ja freiwillig. Zudem benötige man Personal, das die Haufen einsammle und verschicke. "Wir haben natürlich Brennpunkte. Das ist ein Problem, dass die Anwohner unheimlich aufregt", sagt er. "Wir haben unseren Ordnungsdienst auf das Problem angesetzt. Wir haben die Datenbank-Idee geprüft, aber sie kommt für Fürth mit Sicherheit nicht in Frage".

Auch in Erlangen begeistert die Datenbank niemanden so recht. "Damit so etwas infrage kommt, müsste die Volksseele doch erheblich mehr kochen", erklärt Heike Atzenbeck, Sachgebietsleiterin für Abfallwirtschaft und Straßenreinigung. "Außerdem habe ich meine Zweifel, wenn ich den enormen Kostenaufwand sehe." In Erlangen setzt man auf die bewährten Hundekot-Beutel aus aufgestellten Spendern. "2017 haben wir 550.000 Tütchen herausgegeben, das ist fast das Doppelte des Vorjahres", so Atzenbeck.

Doch nicht bei jedem in der Region stößt der Ansatz auf Skepsis. Die CSU in Oberasbach (Kreis Fürth) schlug im November 2017 vor, eine solche Datenbank aufzubauen. Die Idee: Jeder Hundebesitzer, der sich beteiligt, erhalte einen Nachlass bei der Hundesteuer. Verweigerer zahlen das Doppelte. Der Stadtrat lehnte den Antrag ab.

Der Rödelseer Bürgermeister Klein lässt sich davon nicht abschrecken: "Es wird immer gesagt, die Hundehalter sind die Bösen, alle anderen die Guten. Ich will, dass das Lagerdenken endlich aufhört."

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