In Behördenkantinen soll künftig mehr Bio aufgetischt werden

20.1.2020, 06:00 Uhr
In Behördenkantinen soll künftig mehr Bio aufgetischt werden

© Rolf Vennenbernd/dpa

Wohl dem, der im Ernährungsministerium in München angestellt ist: Bio-Putenkeule von Babsi Wallner aus Hebertshausen, in Rotwein geschmort und mit regionalen Rosmarinkartoffeln und Wurzelgemüse stand diese Woche auf dem Speiseplan. Auch hausgemachte Bio-Reiberdatschi mit hausgemachtem Bio-Apfelkompott waren im Angebot. Das Bio-Schweineschnitzel Wiener Art zählt zu den beliebtesten Gerichten der Einrichtung.

Ein solches Öko-Angebot ist aber noch die große Ausnahme in den 130 staatlichen Kantinen in Bayern, in denen pro Tag etwa 30.000 Essen ausgegeben werden. Meist speist die Belegschaft in der Staatskanzlei, in den Ministerien, den Landesämtern und Landesanstalten wenig Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung.

"In der Regel liegt der Anteil ökologischer Lebensmittel bei etwa zehn Prozent", sagt ein Sprecher des Ernährungsministeriums. Der Anteil regionaler Lebensmittel in den staatlichen Kantinen wurde bisher nicht erfasst.

Das soll sich nun aber ändern. Denn spätestens ab dem Jahr 2025 sollen mindestens 50 Prozent aller Waren in diesen Kantinen aus regionaler oder ökologischer Erzeugung kommen. So hat es das bayerische Kabinett gerade beschlossen.

Forderung des Bauernverbandes

"Das entspricht unseren Forderungen. Zunächst sollte man schauen, dass Produkte aus der Region kommen, dann, ob sie ökologisch erzeugt wurden. Bio-Tomaten aus dem wasserarmen Spanien bringen niemanden etwas", meint Ottmar Braun, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes in Mittelfranken.

Die Initiative soll dabei helfen, bis 2030 die nach dem "Rettet die Bienen"-Volksbegehren angestrebte Quote von 30 Prozent ökologischem Anbau in Bayern zu erreichen. Viele Landwirte hatten sich zuletzt beklagt, dass sie nicht auf ökologischen Anbau umstellen können, wenn die Verbraucher nicht bereit sind, solche Produkte auch zu kaufen.

Die staatlichen Kantinen reichen zur Erfüllung der Quote aber bei Weitem nicht, auch wenn sie den bayerischen Bauern immerhin einen garantierten Absatz in beachtlichem Ausmaß ermöglichen. Trotzdem sind diese Einrichtungen nur ein kleiner Bruchteil der täglich 1,8 Millionen Essensgäste der Gemeinschaftsverpflegung in Bayern. Deshalb sollen in einem zweiten Schritt kommunale und andere öffentliche Träger mit ihren Kindergärten und Schulen folgen. Bis zum Jahr 2030 sollen möglichst alle öffentlichen Kantinen im Freistaat einen Regio- oder Öko-Anteil von 50 Prozent haben.

"Auch alle weiteren Träger und die Gastronomie werden ermutigt, den Anteil an regionalen und ökologisch erzeugten heimischen Produkten weiter zu erhöhen", heißt es aus der Staatskanzlei. Auch das Ernährungsministerium ist überzeugt, dass das staatliche Vorangehen eine Sogwirkung erzeugt.

Wie viel teurer das Essen in staatlichen Kantinen werden wird, ist noch unklar. "Der Preis hängt von vielen Faktoren ab. Gemüse ist beispielsweise in der Saison kaum oder gar nicht teurer, Ökofleisch dagegen weist eine große Spanne auf – vor allem bei den Edelteilen", erläutert der Sprecher des Ernährungsministeriums. Außerdem mache der Wareneinsatz nur etwa ein Drittel der Gesamtkosten aus. "Höhere Wareneinsatzkosten rechtfertigen daher keinen Preisaufschlag auf das Essen von 1:1 – auch wenn das häufig so praktiziert wird", betont der Sprecher.

"Sichtbarer Mehrwert"

Eine Subventionierung der Speisen sei jedenfalls nicht der richtige Weg. Ein gutes Kommunikationskonzept soll künftig die Herkunft und den Wert der Lebensmittel deutlich machen. "Immer mehr Gäste sind bereit, für einen sichtbaren und erkennbaren Mehrwert auch mehr zu bezahlen", ist man im Ernährungsministerium überzeugt.

Um sicherzustellen, dass wirklich 50 Prozent der Waren regional oder ökologisch sind, will man auf das Gütezeichen "Geprüfte Qualität" und das bayerische Bio-Siegel setzen. Die Pachtverträge der staatlichen Kantinen werden dementsprechend angepasst oder neu abgeschlossen.

Auch der Bauernverband engagiert sich derzeit mit einer neuen Kampagne für regionale und ökologisch erzeugte Lebensmittel. In der Aktion mit dem Hashtag #EssenAusBayern greift er mit einem Augenzwinkern die derzeit heftig diskutierten Umweltsünden auf und betont, dass Klimaschutz ganz leicht sei. "Kreuzfahrt im Süden? Aber gegessen wird zu Hause" oder "Mit dem SUV in die Stadt? Aber gegessen wird zu Hause" heißt es da zum Beispiel – verbunden mit dem unmissverständlichen Hinweis: "Jeder kann etwas fürs Klima tun. Klimaschützer kaufen regional."

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