Hotspot-Regel ausgesetzt

Infektionszahlen explodieren: Warum es in Bayern trotzdem keinen Lockdown gibt - zumindest vorerst

18.1.2022, 10:33 Uhr
Während der Lockdowns im vergangenen Jahr waren die Plätze in der Nürnberger Innenstadt wie ausgestorben. Das wird sich wohl trotz hoher Infektionszahlen nicht wiederholen. 

© Roland Fengler, NNZ Während der Lockdowns im vergangenen Jahr waren die Plätze in der Nürnberger Innenstadt wie ausgestorben. Das wird sich wohl trotz hoher Infektionszahlen nicht wiederholen. 

Die Omikron-Welle nimmt Fahrt auf, auch in Bayern. Mittlerweile macht der Anteil der Mutation fast 75 Prozent aller Infektionen aus, die Zahlen schnellen in die Höhe, vom nördlichsten Unterfranken bis an den Alpenrand. Trotzdem tut die Staatsregierung erst einmal nichts. "Wir machen heute weder Verschärfungen noch Lockerungen", sagte Florian Herrmann, Leiter der Staatskanzlei, nach einer Kabinettssitzung am Montag. Auch, wenn die Situation "besorgniserregend" sei.

Das hat vor allem einen Grund: Bayern fehlen Daten. Omikron, da sind sich Experten einig, ist nicht Delta. Die Variante ist zwar relativ sicher ansteckender - ob sie tatsächlich aber auch zu mehr Erkrankten führt, bleibt unklar. "Wir beobachten immer unter dem Aspekt, wie wirkt sich die Infektionsdynamik auf die Situation im Gesundheitswesen aus", sagte Herrmann. "Wir müssen sehen, ob es zu einer Entkoppelung der Hospitalisierung kommt." Genau darauf hofft die Staatsregierung.

Hotspot-Regel in Bayern bleibt ausgesetzt

Auch deshalb hat die Staatsregierung die sogenannte Hotspot-Regel weiter ausgesetzt. Einige Kreise und Städte in Bayern kratzen schon jetzt an der Inzidenzgrenze von 1000 - besonders im Süden des Freistaates. München etwa weist einen Wert von etwas weniger als 900 aus. Eigentlich könnte es dort bald zu einem Quasi-Lockdown kommen, Restaurants würden schließen, Hotels auch - weitere Maßnahmen sind theoretisch möglich. Weil aber eben jene Hotspot-Regel weiter ausgesetzt bleibt, sind drastische Einschränkungen vorerst ausgeschlossen. Trotz hoher Infektionszahlen.

"Es gibt weiter keine starre Hotspot-Regel", sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Er habe das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit angewiesen, Daten zu sammeln. Welche Parameter künftig maßgeblich sind, ließ der CSU-Politiker aber offen. "Wir müssen die Gesamtsituation beurteilen."

Wieder Zuschauer in den Stadien?

Statt eines Lockdowns sind jetzt sogar Lockerungen möglich, die stellt die Staatsregierung zumindest schon in der kommenden Woche in Aussicht. "Wenn es die Lage erlaubt", sagte Staatskanzlei-Chef, werde die Auslastungsgrenze bei Kino und Kultur erhöht. Statt wie bislang 25 Prozent dürfte dann die Hälfte der Plätze besetzt werden. Auch in den Sportstadien Bayerns könnten die wieder Fans zurückkehren. Herrmann sagt: "Das ist eine klare Perspektive."

Nicht antasten will die Staatsregierung hingegen die massiven Einschränkungen für Ungeimpfte. "Ich halte nichts davon, 2G jetzt wieder abzuschaffen", sagte Holetschek nach der Kabinettssitzung. Stattdessen warb der Gesundheitsminister dafür, bei der aktuellen Linie zu bleiben. "Wir müssen nochmals genau hinschauen, dass wir nicht in der fünften Welle in eine neue Überlastung des Gesundheitswesen kommen."

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