Ist hier ein Feuerteufel am Werk?

19.7.2012, 07:00 Uhr
Ist hier ein Feuerteufel am Werk?

© Klaus-Dieter Schreiter

Als Rosemarie Kohlmann auf den Balkon tritt, um nach dem Rechten zu schauen, sieht sie den Grund für den Alarm. Auf ihrem Aussiedlerhof, den sie von ihrem Haus in einiger Entfernung sehen kann, brennt es. So schnell, sagt sie, sei sie noch nie angezogen gewesen.

Nur wenige Minuten später trifft die Feuerwehr auf dem Hof ein, der an der Straße zwischen Marloffstein und Uttenreuth liegt (Kreis Erlangen-Höchstadt). 200 Strohballen, die zu einem Kegel aufgetürmt sind, brennen lichterloh. Eine naheliegende Scheune, in der 30 Bullen untergebracht sind, hat das Feuer zum Glück noch nicht erreicht.

Nach und nach treffen immer mehr Feuerwehren ein. Am Ende sind es sechs. Auch das Technische Hilfswerk unterstützt die Arbeiten. Während die Wehren die Ballen löschen, ziehen ein Traktor und ein Greifbagger den Haufen auseinander. „Die Strohballen haben komplett gebrannt“, berichtet Thomas Birkner von der Freiwilligen Feuerwehr Uttenreuth der NZ. Zwar ist Löschwasser vor Ort, doch wird weiteres aus einem Kilometer Entfernung geholt. Am Morgen beginnen Beamte der Kriminalpolizei Erlangen mit ihren Ermittlungen.

Seit Ende Mai verzeichnete die Polizei Mittelfranken in ihrem Zuständigkeitsbereich drei Feuer. Marloffstein ist Nummer vier. Ende Mai stand eine Holz-Scheune in Eckental, im Ortsteil Mausgesees, in Flammen (Kreis Erlangen-Höchstadt). Zwar konnten die darin untergebrachten Pferde gerettet werden, doch der Traktor, weiteres landwirtschaftliches Gerät und das Erntegut wurden laut Polizeiangaben Opfer der Flammen. Der Gesamtschaden beläuft sich auf 60000 Euro.

Einen Monat später wurde die Feuerwehr zu einem Dachstuhlbrand in ein Waldgebiet im Bereich Eckental gerufen. Südöstlich des Ortsteils Ebach schlugen Flammen aus der Hütte eines Fischereivereins. Der Dachstuhl brannte vollständig aus. Der Sachschaden: mehrere Zehntausend Euro.

30000 Euro Schaden entstanden bei einem Feuer in einer Holzscheune bei Lillinghof, an der Verbindungsstraße Freiröttenbach-Oberrüsselbach. Das Feuer vernichtete in der Nacht vom 11. auf den 12. Juli neben der Scheune die landwirtschaftlichen Maschinen.

In allen drei Fällen geht die Polizei von Brandstiftung aus. Sie kann jedoch nur „spekulieren“, ob die Fälle zusammenhängen. Die Zahl der Fälle, in denen Brandstiftung vermutet wird, sei jedoch „ungewöhnlich“.

Auch in Oberfranken ertönten in der jüngsten Zeit mehrmals die Sirenen. Anfang Juli brannte eine Scheune in Affalterbach (Kreis Forchheim). Der Schaden beläuft sich auf 150000 Euro. Und erst am vergangenen Wochenende entstand ein hoher Schaden bei einem Feuer im Gräfenberger Ortsteil Kasberg. Dieser wird mit einer halben Million Euro beziffert. Ist die Häufung von Bränden reiner Zufall, lediglich subjektive Wahrnehmung oder werden die Feuer bewusst gelegt? Die Polizei Oberfranken geht zum Begriff Feuerteufel auf Distanz. „Einen Feuerteufel haben wir nicht“, heißt es. Stattdessen wird von „Einzelvorfällen“ gesprochen.

Am frühen Nachmittag waren die Aufräumarbeiten in Marloffstein beendet. Dass es gebrannt hat, riecht Rosemarie Kohlmann aber noch immer. „Wir gehen alle von Brandstiftung aus“, sagt sie. Dafür würde sprechen, dass der Strohhaufen komplett gebrannt hat. Einen Blitzeinschlag schließt sie aus. Kohlmann hofft nun, dass die Versicherung den Schaden übernimmt. Schlimmer ist jedoch, dass die Familie jetzt neues Stroh auftreiben muss. Die Ballen waren für das Einstreuen der Bullen im Winter gedacht. Das Stroh wurde erst vor wenigen Tagen gedroschen.

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