Kampf um Biber und Kormoran

22.2.2011, 00:00 Uhr
Kampf um Biber und Kormoran

© Horst Linke

Es sind Einzelstimmen, aber die haben es in sich. BN-Chef Hubert Weiger zählt die Zitate auf: „Der Wolf ist unverzüglich aus dem Mangfallgebiet zu entnehmen“ (Almwirtschaftlicher Verein Oberbayern). Eine „Biberplage“ hat ein schwäbischer CSU-Mann ausgemacht, „dieses Ungeziefer wird jetzt geschossen“ (ein Kreisrat in Niederbayern).

 

Mit solchen Sprüchen werde der Nager „den Ratten gleichgesetzt und als Schädling gebrandmarkt“. Dabei ist laut Weiger durch seriöse Untersuchungen bewiesen, dass der heute wieder mit etwa 14000 Exemplaren im Freistaat vertretene Biber an die 40 Millionen Euro sozusagen erwirtschaftet — durch seine Leistung für die Artenvielfalt im und am Wasser und für die Wasserqualität selbst. Die Schäden machen „höchstens ein Hundertstel des Nutzens aus“, sagt Weiger.

Die Gefahr einer „Übervölkerung“ durch bald vielleicht Hunderttausende Biber existiere nicht. Weiger: „Ein Biber braucht ein großes Revier, die Jungtiere werden von den Eltern aus dem Revier geworfen und müssen sich ein neues suchen. Dabei werden sie von anderen Bibern massiv angegriffen, oft mit tödlichen Folgen“.

Kaum noch "weiße Flecken"

Die Zahl reguliere sich also durch die Natur selbst. Weiger und BN-Artenexperte Kai Frobel sind sicher, dass es in Bayern allerhöchstens 20.000 Biber geben kann, eher weniger. Die meisten geeigneten Wasserläufe sind von Bibern besiedelt, größere „weiße Flecken“ gibt es noch in Oberfranken, etwa an der Wiesent.

Eine Sättigung ist auch bei der Zahl der Kormorane zu beobachten, sagen die BN-Experten. Natürlich gebe es zwischen den Teichwirten und dem Vogelfresser oft Konflikte, so Weiger. Der BN sei nicht dagegen, gelegentlich Kormorane abzuschießen. Das Ausmaß der Abschüsse, zuletzt an die 8000 Tiere pro Jahr, sei aber exzessiv.

90 Prozent Verlust im Karpfenteich durch den Kormoran, solche Berichte seien wohl übertrieben, sonst „dürfte es in Bayern kaum noch Karpfen geben“. Die Karpfenproduktion im Freistaat sei aber seit Jahren konstant mit etwa 6000 Tonnen. Mit Blick auf Teile der Teichwirtschaft meint Kai Frobel: „Wer in kahlen Wannen mit total überhöhtem Fischbesatz arbeitet, der darf sich nicht wundern, wenn sich der Fischräuber bedient“. Der Erhalt von Schilf als natürliches Versteck für die Fische oder auch Schutzkäfige im Teich würden mehr helfen, „als das Gewehr auszupacken“.

Was den einzigen wildlebenden Wolf bei Bayrischzell angeht, wundert sich der BN über die „Argumente“ mancher Almbauern. Jedes abgestürzte Rind und jedes gerissene Schaf werde jetzt dem Wolf angelastet, obwohl auf den Almen immer Rinder abgestürzt sind und streunende Hunde seit langem ihr Unwesen treiben. Im übrigen wären Nachtpferche und Hütehunde ein guter Schutz.

„Das war immer so“. meint Weiger, „erst seit der Wolf vor über 200 Jahren ausgerottet war, konnten Schafe schutzlos bis an die Baumgrenze getrieben werden“.

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