Kein Bier für Nazis: Gastwirte setzen Rechte vor die Tür

28.11.2011, 08:00 Uhr
Kein Bier für Nazis: Gastwirte setzen Rechte vor die Tür

© dpa

Angesichts der Neonazi-Mordserie fordert die Regensburger Initiative „Keine Bedienung für Nazis“ alle Gastwirte auf, Rassisten vor die Tür zu setzen. „Uns geht es in erster Linie um ein Zeichen“, sagte Mitstreiter Ludwig Simek in Regensburg. „Je mehr Widerstand aus der Bevölkerung kommt, desto unwahrscheinlicher werden solche Mordfälle.“

Seit Gründung der Initiative Mitte 2010 hätten sich immer mehr Neonazis aus Regensburg zurückgezogen. „Es macht ja keinen Spaß, sich irgendwo im letzten Loch zu treffen“, sagte Simek. Für die rechte Szene sei es wichtig, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. „Sobald sie nach Regensburg kommen, sollen die Neonazis Gegendruck spüren“, sagte er. Werde einer von ihnen von einem Wirt oder Türsteher nicht hereingelassen, rege es den Betroffenen im besten Fall zum Nachdenken an. „Das ist schon auch eine Erziehungsmaßnahme.“

"Die kann man nur bekämpfen"

Kritik an der systematischen Ausgrenzung einer Bevölkerungsgruppe weist Simek zurück, der selbst kein Wirt ist. „Ich glaube nicht, dass es möglich ist, Neonazis zu integrieren“, sagte der 29-Jährige. „Die kann man nur bekämpfen.“ An diesem Dienstag veranstaltet die Initiative in Regensburg eine Podiumsdiskussion.

Die Aktion gründete sich im Sommer 2010 nach einem brutalen rechtsradikalen Überfall, der sich in einem Regensburger Café ereignete. Rund 130 Gastronomiebetreiber hätten eine Erklärung der Initiative unterschrieben, dass sie keine Rassisten bedienten, sagte Simek. Etwa 95 von ihnen wollten auch einen Aufkleber anbringen mit der Aufschrift „Rassisten werden hier nicht bedient“.

Furcht vor Umsatzverlust

Eine Schwierigkeit sieht Simek in der Furcht mancher Wirte vor einem Umsatzverlust. Seiner Ansicht nach bewirkt das sichtbare Zeichen, sich gegen Rechts zu engagieren, aber eher das Gegenteil. „Es ist auch ein Werbeeffekt“, glaubt er. Rechtliche Probleme sieht Simek nicht. Jeder Kneipenbesitzer habe schließlich Hausrecht und könne selbst entscheiden, wen er bediene. Ein Wirt könne zwar nicht jedem seine politischen Ansichten ansehen. „Wir wollen auch gar nicht, dass er jeden Gast nach seiner Gesinnung fragt“, sagte Simek.

Aber wenn ein Gastronom rechte Parolen in seinem Lokal höre, solle er die Pöbler hinauswerfen. Auch müsse er stutzig werden, wenn sich eine große Gruppe zu bestimmten „Feiertagen“ der rechten Szene einmiete, wie etwa dem Überfall Nazideutschlands auf Polen. „Das können wir nicht kontrollieren – wir sind ja auch nicht die Rassisten-Polizei.“

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