Kein Schnee: Wie es um Skilifte in Franken steht

21.1.2020, 05:42 Uhr
Markus Pöhlmann erzählt von seinem beruflichen Alltag. Als Betreiber eines Skilifts in Franken hat er es schwer.

© Hans-Peter Kastenhuber Markus Pöhlmann erzählt von seinem beruflichen Alltag. Als Betreiber eines Skilifts in Franken hat er es schwer.

Der verdammte Kaminofen mag nicht richtig ziehen. Markus Pöhlmann öffnet das Türchen und schiebt einen lichterloh brennenden Anzünder ins qualmende Reisig. Er will, dass sein morgendlicher Gast nicht friert. Und dass er die Gemütlichkeit erahnen kann, die sich hier in der Muggendorfer Skihütte breitmacht, wenn man in der Dämmerung des Spätnachmittags vor einem kühlen Bier sitzt, auf den Flutlicht-bestrahlten Hang rausschaut und sieht, "wie im Scheinwerferlicht die vom Himmel fallenden Schneeflocken leuchten".

Es ist die dritte Saison, in der die Muggendorfer Skisport-Enthusiasten bisher vergeblich auf vom Himmel fallende Schneeflocken warten müssen. Wenn dem Wiesenttal in der Fränkischen Schweiz nicht noch ein später Wintereinbruch vergönnt ist, werden Markus Pöhlmann und seine Vereinsfreunde den 200 Meter langen Schlepplift am Ende wieder mal vergeblich aufgebaut haben. Ausgerechnet im Jahr des 50. Anlagen-Jubiläums wird man dann keinen einzigen Betriebstag ins schon gehörig zerfledderte Liftbetriebsbuch schreiben können.

Skifahren in Franken: Ein bescheidener Spaß

Skifahren in Franken oder in der Oberpfalz, das war schon immer ein eher bescheidenes Vergnügen. Aber der in den letzten Jahren zu verzeichnende serienweise Komplettausfall des Winters macht die gar nicht so wenigen Skiliftanlagen in der Region mehr und mehr zu irgendwie tragikomischen Unternehmen.


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"Ich sitze gerade auf dem Hochsitz", sagt Werner Mayer, als man ihn auf dem Mobiltelefon anruft. Der 71-Jährige ist passionierter Jäger. Vor zehn Jahren hat er die Skiliftanlage Laubenthal, südlich von Weißenburg, ersteigert. Der Vorbesitzer war insolvent. Viel Vergnügen hat Mayer die Wintersportanlage bisher nicht bereitet. Kein Schnee, kein Betrieb. Aber für Tüv und Haftpflichtversicherung muss Mayer trotzdem jeweils 500 Euro bezahlen. Und nach zehn Jahren musste er das Liftseil erneuern lassen. Kostenpunkt: 1500 Euro. "Ich bin am Überlegen, ob das überhaupt noch Sinn macht."

Erinnerung an bessere Tage

Skigesellschaft Muggendorf: Ein Blick ins Skiliftbetriebsbuch.

Skigesellschaft Muggendorf: Ein Blick ins Skiliftbetriebsbuch.

In den 60er oder 70er Jahren herrschte im Laubenthal für mittelfränkische Flachlandverhältnisse reger Wintersportbetrieb. Die Möglichkeit, dem später allmählich einsetzenden Schneemangel mit einer Beschneiungsanlage, sprich: einer Schneekanone, zu begegnen, bestand hier im Landschaftsschutzgebiet nicht. "Ich habe ja schon Schwierigkeiten, mit dem Auto an die Skianlage heranfahren zu dürfen", klagt Werner Mayer.

Ohne ausreichend kalte Temperaturen helfen freilich auch Schneekanonen nicht recht weiter. Am Rothenberg bei Schnaittach war die Kunstschneemaschine in dieser Saison noch nicht in Betrieb. "Im Gegensatz zu Osternohe drüben, da haben sie schon wieder kräftig beschneit", berichtet Jürgen Höhnlein vom Skiclub Rothenberg. Am Schlossberg drüben stehen gleich vier Schneekanonen bereit, um ein weißes Band in die grüne Landschaft zu zaubern.

So wird der Skilift betrieben - zumindest theoretisch.

So wird der Skilift betrieben - zumindest theoretisch.

Markus Pöhlmann verwaltet als Vorsitzender der Skigesellschaft Muggendorf jetzt quasi das Erbe von Vater und Onkel – die beide inzwischen Anfang 80 sind, aber vor drei Jahren noch auf ihren geliebten Brettern standen. Die Saison 2016/17 war für Muggendorfer Verhältnisse der letzte Super-Winter. Markus Pöhlmann blättert im Liftbetriebsbuch: "Saisonstart war damals am 4. Januar. Und danach war der Lift an vier Wochenenden hintereinander in Betrieb."

50 bis 70 Skifahrer bevölkerten an solchen Tagen die Piste. Und der seit 2007 von einem Starkstrom-Elektromotor angetriebene Lift beförderte sie zuverlässig ein ums andere Mal 50 Höhenmeter den Hang hinauf. Markus Pöhlmann führt die Technik der Anlage stolz vor. Früher, erzählt er, dröhnte und stank hier ein Dieselaggregat. "Da verstand man in der Hütte sein eigenes Wort nicht."

 

 

 

Inzwischen wird notgedrungen in der 35 Personen fassenden Hütte meist ohne Skier gefeiert. Im Sommer 2017 ist aus ungeklärter Ursache der Dachstuhl des Gebäudes abgebrannt. Die 83 Vereinsmitglieder haben dafür gesorgt, dass alles wieder schöner denn je hergerichtet wurde.

 

 

 

Klimawandel als rosa Elefant

 

 

 

Wie es weitergeht? "Ja, den Klimawandel kann man nicht leugnen", gesteht Markus Pöhlmann ein. Auch wenn er von "dieser Greta" und der Aufregung um das Thema lieber nichts hören will. Weil er überzeugt ist, dass es den Klimawandel ohne den Menschen auch gäbe. Wie auch immer: Im nächsten Dezember wird er mit seinen Vereinsfreunden den Lift wieder aufbauen. Schon weil ein Tüv-Termin ansteht. Man wird sich beim Aufbau – wie jedes Jahr – wieder bei der Frage in die Wolle kriegen, wie man genau vorzugehen hat. Und danach wird man sich bei ein paar Bier und einer Brotzeit wieder versöhnen. So wie das bisher immer geklappt hat. "Wenn es aber in der nächsten Saison nicht schneit", sagt Markus Pöhlmann, "setze ich durch, dass künftig erst beim ersten Schneefall aufgebaut wird." Man muss ihm das aber nicht glauben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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