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Kletterteam findet Überreste: Bartgeier-Weibchen Wally ist tot

30.5.2022, 17:08 Uhr
Das Bartgeier-Weibchen Wally fliegt auf dem undatierten Foto im Nationalpark Berchtesgaden durch die Lüfte. 

© Michael Wittmann, dpa Das Bartgeier-Weibchen Wally fliegt auf dem undatierten Foto im Nationalpark Berchtesgaden durch die Lüfte. 

Das vermisste Bartgeier-Weibchen Wally ist tot. Ein Kletterteam habe am Samstag im Zugspitzgebiet die Überreste des seit Mitte April verschwundenen Tieres gefunden, teilte der Landesbund für Vogelschutz (LBV) mit Sitz in Hilpoltstein (Landkreis Roth) am Montag mit. In einer unzugänglichen Felsrinne auf 1500 Metern Höhe hätten Knochen, Federn sowie Ring und Sender gelegen.

Wally und das Bartgeierweibchen Bavaria waren vor einem Jahr vom LBV im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert worden. Die traurige Nachricht kommt eine gute Woche vor der zweiten geplanten Auswilderung von zwei jungen Bartgeiern.

Nachdem Wally nicht mehr geortet werden konnte, war angenommen worden, sie habe nur den Sender verloren. Dass der junge und nach allen bekannten Daten und Beobachtungen gesunde Vogel in den unzugänglichen Hängen des Naturschutzgebiets Reintal umgekommen sein könnte, wurde auch von internationalen Experten bis zuletzt für unwahrscheinlich gehalten. Warum Wally starb ist noch unklar. Die Ursachen werden nun untersucht.

Die Bartgeierweibchen Wally (l) und Bavaria vor ihrer Auswilderung im Juni 2021 im Nationalpark Berchtesgaden.

Die Bartgeierweibchen Wally (l) und Bavaria vor ihrer Auswilderung im Juni 2021 im Nationalpark Berchtesgaden. © Peter Kneffel, dpa

"Uns war immer bewusst, dass solche Rückschläge passieren können, dennoch sind wir über den Tod von Wally bestürzt", sagte der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer. Laut Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel überleben neun von zehn Jungvögel im internationalen Auswilderungsprogramm das erste Jahr. Die Nachricht von Wally Tod trifft auch den Nürnberger Tiergarten, der Partner des Auswilderungs-Projekts ist.

Wally hatte bundesweite Fangemeinde

Die Anteilnahme über das unklare Schicksal von Wally in den letzten Wochen war groß und so erreichten den LBV seither regelmäßige sorgenvolle Nachfragen der bundesweiten Bartgeier-Fangemeinde. Doch das seit 15. April ausbleibende Signal von Wallys GPS-Sender wurde bisher auf eine vorzeitig gerissene Senderbefestigung zurückgeführt, wie es auch bei vier anderen besenderten Bartgeiern in den Alpen in den letzten beiden Monaten der Fall war.

„Wir sind zu 90 Prozent davon ausgegangen, dass dort nur der Sender liegt. Trotzdem wollten wir Gewissheit über das Schicksal von Wally haben“, erklärt LBV-Projektleiter Toni Wegscheider weiter. Ein Aufruf des LBV zum Einsenden möglicher Sichtungen des vermissten Bartgeiers resultierte zwar in einer Vielzahl von Meldungen, ein Beweisfoto oder eine eindeutige Beschreibung der gesuchten Bartgeierdame blieb jedoch aus.

Zumindest aber ist Bavaria wohlauf - der zweite, zusammen mit Wally im letzten Jahr ausgewilderte Bartgeier. Sie befliegt auf weiten Streifzügen momentan das Umfeld des Nationalparks Berchtesgaden. In Kürze werden der LBV und der Nationalpark dann zwei weitere junge Bartgeier zur Stützung des ostalpinen Bestandes auswildern, darunter auch die diesjährige Schwester von Wally.

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