Kommentar: Warum sich Nürnbergs Wohnpolitik ändern muss

8.11.2020, 05:32 Uhr
Wohnungslosigkeit ist eine Form der Not, die die Betroffenen auf die unterste Stufe der Gesellschaft gezogen hat.

© picture alliance/dpa Wohnungslosigkeit ist eine Form der Not, die die Betroffenen auf die unterste Stufe der Gesellschaft gezogen hat.

Dank statistischem Bundesamt wissen wir, wie viele Katzen in deutschen Haushalten leben oder ob sich der deutsche Mann lieber nass oder trocken rasiert. Wie viele Menschen wohnungslos sind, wissen wir nicht. Es gibt lediglich Schätzungen und Landesstatistiken, die oft weit auseinander gehen. Belastbare Daten auf Bundesebene gibt es nicht. Zynismus pur, wenn man bedenkt, dass Obdachlosigkeit eine der schwersten Formen von Armut ist - wenn nicht sogar die extremste.

Und es ist eine Not, die immer mehr Menschen trifft, wie die "Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe" seit Jahren beklagt, man aber auch an den steigenden Zahlen der ordnungsrechtlichen Unterbringungen in Großstädten wie Nürnberg ablesen kann. Es ist eine Form der Not, die die Betroffenen auf die unterste Stufe der Gesellschaft gezogen hat. Ohne fremde Unterstützung bekommen sie nur schwer einen Fuß in die Tür zu einer eigenen Wohnung – und damit auch zu Teilhabe und einem Leben jenseits sozialer Ausgrenzung.

Doch es fehlt nun mal an günstigem Wohnraum. Bedarf es da nicht einer großen Lösung, statt Kommunen und Helferkreise lediglich die Behandlung der Symptome zu überlassen? Immerhin hat das Bundeskabinett inzwischen die Einführung einer "Statistik zur Wohnungslosigkeit" beschlossen, die ab Januar 2022 erstmals erscheinen soll. Wo valide Zahlen vorliegen, haben Kommunen und Länder auch Aussichten auf Fördergelder für Hilfsmaßnahmen. An einer anderen Wohnungs- und Mietpolitik, die unter anderem einen starken Ausbau an sozialem Wohnungsbau, aber auch das Einbremsen der Mietpreisentwicklung zum Ziel hat, führt dennoch kein Weg vorbei.

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