Komplett trocken: Gips-Abbau ließ die Aisch versiegen

5.3.2020, 06:17 Uhr
Seit November 2019 war der Quelltopf der Aisch bei Burgbernheim komplett leer. Auf einer Strecke von etwa einem Kilometer führte der Fluss praktisch kein Wasser mehr, wie hier zu sehen.

© Christine Berger Seit November 2019 war der Quelltopf der Aisch bei Burgbernheim komplett leer. Auf einer Strecke von etwa einem Kilometer führte der Fluss praktisch kein Wasser mehr, wie hier zu sehen.

Überschwemmte Wiesen fürchteten viele, als es sich der Biber vor einigen Jahre an der Aischquelle bei Burgbernheim in seiner Burg gemütlich machte und mit einem Damm das Wasser aufstaute. Ein Unbekannter zerstörte daraufhin kurzerhand den Bau, zog Äste, Zweige und Schlamm mit bloßen Händen heraus und türmte sie am Ufer der Aisch auf. Doch dank der Arbeit lokaler Umweltschützer konnte er den Biber nicht vertreiben.

Aber jetzt ist der Nager weg – und mit ihm das Wasser. Fürchtete man vor Kurzem noch Überflutungen im Quellgebiet, so sprudelte aus der Aischquelle seit November 2019 praktisch kein Tropfen Wasser mehr. Auf etwa einem Kilometer Länge lag das Flussbett komplett trocken.

"Die Quelle ist ein wichtiges Symbol"

"Die Aischquelle ist ein wichtiges Symbol hier. Die Menschen haben einen starken Bezug dazu", meint Burgbernheims Bürgermeister Matthias Schwarz. "Wenn ein Biber Reviere gestalten kann, ist die Artenvielfalt deutlich erhöht. Wenn das Wasser und der Biber weg sind, reduziert sich das natürlich sehr schnell", verdeutlicht Horst Schwemmer, Biberberater des Bund Naturschutz.

"Der Biber und die Vögel vor Ort sind immerhin mobil. Auch die Weiden und Wiesen halten das schon eine Weile aus. Aber die wasserangepasste Vegetation und vor allem die Quellvegetation, die auch in die Tiefe geht, ist natürlich schnell futsch", sagt eine Sprecherin des Bund Naturschutz.

Der Schaden vor Ort ist also gewaltig, weshalb man sich schnell auf die Suche nach den Ursachen für das Versiegen der Quelle machte. Zunächst dachte man, dass vor allem die außergewöhnliche Trockenheit der vergangenen beiden Jahre der Aischquelle verantwortlich war.

Tagebau in 900 Metern Entfernung

Zwar hatte die Firma Knauf 2019 im Tagebau Burgbernheim-Nordost, nur 900 Meter von der Aischquelle entfernt, mit dem Gips-Abbau begonnen. Doch zuvor hatte ein hydrogeologisches Gutachten festgestellt, dass eine Auswirkung auf die Quelle nicht zu erwarten ist. Das Wasserwirtschaftsamt Ansbach bestätigte dies.

Doch als es nun im Januar im Tagebau plötzlich jede Menge Grundwasser aus Richtung der Aischquelle zufloss, war schnell klar, dass die Gutachter falsch lagen. Die Gips-Grube zog das Wasser an, das eigentlich in Richtung Aischquelle fließen sollte. Das Wasser im Tagebau wurde fortan abgepumpt und über kleine Bäche in Illesheim, etwa zwei Kilometer von der Quelle entfernt, wieder in die Aisch geleitet.

Das Bergamt Nordbayern ordnete an, dass Knauf ein großes Dammbauwerk im Tagebau errichten sollte, dass das Wasser anstaut und wieder in Richtung Aischquelle drängt. Zudem sollten fünf Grundwassermessstellen zwischen Tagebau und Quelle errichtet werden.

Knauf, das hier auf 26 Hektar innerhalb von 25 Jahren 2,7 Millionen Tonnen Calciumsulfat abbauen will, trägt die Kosten für die Maßnahmen, möchte sich trotz mehrfacher Anfrage allerdings nicht zu der Angelegenheit äußern (wie sich auch das Bergamt äußerst wortkarg gibt). Mit dem Bau des Damms wurde aber schnell begonnen, auch am Wochenende wurde gearbeitet.

Fertig ist er noch nicht, die Höhe reicht aber bereits seit dem 27. Februar aus, um das Wasser zurückzustauen. Und die Maßnahme zeigt erste Wirkung. Seit einigen Tagen sprudelt die Aischquelle wieder.

"Vorsichtig optimistisch"

"Das Wasser steht im Quelltopf noch 20 Zentimeter unter der normalen Höhe, aber diese Entwicklung ist natürlich sehr positiv. Wir sind vorsichtig optimistisch", sagt Bürgermeister Schwarz.

Bei einem dritten Runden Tisch zu der Angelegenheit wurden nun auch die ersten Ergebnisse der Grundwassermessstellen analysiert. "Es besteht ein hydraulischer Zusammenhang zwischen dem Tagebaugebiet und der Aischquelle. Durch das Wasser, das seit Januar dem Bergbau von Osten her massiv zufloss, war die Aischquelle hydraulisch beeinträchtigt", teilt das Landratsamt Neustadt/Aisch-Bad Windsheim mit.

Das Grundwasser an den Messstellen stieg an, seit der Damm errichtet wird. Ob der Damm nachhaltig hilft und die Aischquelle weiter sprudelt, soll in wenigen Wochen bei einem weiteren Runden Tisch überprüft werden. Bis der Biber zurückkehrt, wird es aber wohl noch etwas länger dauern.

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