Lange Wartezeit: Nürnbergs Impf-Hotline droht Überlastung

4.1.2021, 19:54 Uhr
Der kleine Pieks ist fast überall hochwillkommen - vorerst können, neben Pflegekräften und Medizinern, aber nur die Bewohnerinnen und Bewohner von Heimen versorgt werden.

© Felix Kästle Der kleine Pieks ist fast überall hochwillkommen - vorerst können, neben Pflegekräften und Medizinern, aber nur die Bewohnerinnen und Bewohner von Heimen versorgt werden.

Wie Wolfgang P. und seine Frau aus Nürnberg-Langwasser, die ihrem Ärger in einem Schreiben an die Redaktion Luft machten. Bei der Hotline des Gesundheitsamtes bekam das Paar – beide sind über 80 Jahre alt und versorgen sich in ihrer Wohnung selbst – stets nur die automatische Ansage zu hören "die Wartezeit beträgt mehr als 30 Minuten". Als sich endlich einmal ein – der Stimme nach – junger Mann meldete, vertröstete dieser die Anrufer auf Post "frühestens Mitte Januar".

Er habe es nicht einmal für nötig gehalten, seinen Namen zu nennen, berichtet der Senior, der sich auch von dem weiteren Hinweis ziemlich abgebügelt fühlte: Zu weiteren Auskünften, so der Mitarbeiter im Amt, sei er weder in der Lage noch befugt. "Wie ist so etwas möglich?", fragt sich Wolfgang P. empört, wo doch seit Wochen auf die Bedeutung des Impfens hingewiesen und über die aufwändige Einrichtung von Impfzentren berichtet werde.

Post für 38000 Bürgerinnen und Bürger

Tatsächlich sei der Brief, den Oberbürgermeister Marcus König zum Auftakt der Impfungen in der NürnbergMesse kurz nach Weihnachten angekündigt hatte, noch nicht verschickt, räumt die städtische Koordinatorin Christine Schüßler ein. Denn allein im "ersten Schwung" haben neben Pflegekräften und Medizinern in Kliniken und Heimen die rund 38.000 Bürgerinnen und Bürger, die das 80. Lebensjahr vollendet haben, Anspruch auf eine Impfung. Nach Erhebungen wird damit gerechnet, dass die allermeisten das Angebot auch annehmen.

Allerdings gibt es auch innerhalb dieser Gruppe mit höchster Priorität noch Abstufungen. Vorrangig werden nun die rund 6000 Bewohnerinnen und Bewohner von Senioren-Pflegeeinrichtungen geimpft. Damit sind die mobilen Teams wohl noch (mindestens) den Januar über beschäftigt; parallel dazu erhalten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kliniken, in denen auch Covid-Patienten behandelt werden, die vorbeugende Spritze.

Alle anderen, also vor allem die Seniorinnen und Senioren, die in ihren eigenen Wohnungen leben und das Impfzentrum in der Messe selbstständig aufsuchen können, sind kaum vor Februar an der Reihe. Und noch bis Ende dieser Woche tut sich in Nürnberg ohnehin nichts, da die bisher eingetroffenen Impfdosen längst verabreicht sind. Erst am Freitag soll die nächste Lieferung eintreffen, von da an werden wöchentlich jeweils einige tausend Einheiten erwartet.

Aufwändige Vorbereitungen

Nicht vor Ende der Woche werden auch die angekündigten Informationsbriefe verschickt. Und sie enthalten voraussichtlich zunächst nur allgemeine Hinweise über den Ablauf und die Voraussetzungen – etwa den Hinweis, einen Impfpass mitzubringen (sofern vorhanden). Denn noch laufen die Vorbereitungen und internen Abstimmungen dazu, wie die Anmeldungen via Internet und Telefon genau funktionieren sollen. Groß ist vor allem die Befürchtung, dass eine Telefonzentrale bei Tausenden von Anrufen rasch überfordert sein könnte.

Die Telefonnummern und Internetadressen sollen deshalb erst in einem zweiten Schreiben im Laufe des Januar allen Betroffenen mitgeteilt werden. Vermutlich sind Anmeldungen nicht vor 20. Januar möglich. Unterdessen weist die Kassenärztliche Vereinigung Bayern darauf hin, dass die Bereitschaftsnummer 116117 nicht als "Corona-Hotline" dient und weder für Impfinformationen noch zu Terminvereinbarungen genutzt werden kann.

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