Laufer Mordprozess: Nun spricht die Mutter des Opfers

17.9.2020, 20:52 Uhr
In einem Waldstück zwischen Schönberg und Lauf entdeckte ein Pilzsammler im Sommer 2019 die Leiche. Nun stehen die beiden Angeklagten vor Gericht.

© NEWS5/ Friedrich In einem Waldstück zwischen Schönberg und Lauf entdeckte ein Pilzsammler im Sommer 2019 die Leiche. Nun stehen die beiden Angeklagten vor Gericht.

Mehr als ein Jahr später sitzt die Frau als Zeugin vor der Schwurgerichtskammer. Als die Polizisten in der Tür standen und Christians Namen nannten, habe sie sofort gefragt, ob ihr Sohn wohl tot sei, erinnert sie sich. Die Beamten mussten nur noch nicken.

27 Jahre alt war Christian B., als die Rechtsmediziner in seinem Leichnam 27 Messerstiche zählten und schwere Kopfverletzungen nach massiven Schlägen feststellten – und wenn die Anklagevorwürfe zutreffen, wurde er zum Opfer einer Geschichte voller Liebesaffären und Eifersucht, die in einem Mordkomplott gipfelte. B.s Mutter ist 72 Jahre alt, sie wird in einem Rollstuhl in den Gerichtssaal geschoben. Sie hat bereits ihren Mann verloren, ihren Familienstand gibt sie als "verwitwet" an. Und nun muss sie erleben, wie im Landgericht Nürnberg-Fürth der brutale Mord an ihrem Sohn rekonstruiert wird.

Angeklagte habe Opfer ausgenutzt

Der mutmaßliche Mörder, Michael M. (32) sitzt als Angeklagter nur wenige Meter neben ihr, die ebenfalls angeklagte Sarah D. (33), auch sie nur wenige Meter entfernt, soll ihn dazu angestiftet haben. Diese Sarah D., so sieht es B.s Mutter, sei "keine saubere Frau" gewesen. Sie habe Christian nach Strich und Faden ausgenutzt, sie sei eine Schauspielerin, eine Heuchlerin, und an jenem Tag, als die Polizisten die Todesnachricht überbrachten, habe sie nicht einmal geweint, sondern nur so getan. Sarah D., so heißt es in der Anklage, hatte einen Ehemann (48) und war zudem mit Michael M. und Christian B. liiert – mit M. (auch er war bereits mit einer anderen Frau verheiratet) wollte sie ein neues Leben beginnen, deshalb sollte er die beiden Nebenbuhler aus dem Weg räumen. Ausgerechnet mit jenem Michael M. war Sarah D. am 14. Juli zu Besuch bei B.s Mutter.

Vorwürfe wie aus einem Kriminalroman, doch was, wenn Sarah D. unschuldig ist und Michael M. zur Bluttat nicht angestiftet hat? Verteidiger Malte Magold appelliert immer wieder an die 72-jährige Zeugin, ihre Erinnerung genau zu prüfen: Mochte sie Sarah D., die Freundin ihres Sohnes, wirklich von Anfang an nicht – oder verdammt sie die Frau erst jetzt, weil der Verdacht gegen sie aus ihrer Sicht längst Gewissheit ist. Christian B.s Mutter, sie kann und will dies nicht verhehlen, kann Sarah D. nicht ausstehen. Die Frau habe nur drei Stunden am Tag gearbeitet, doch Christian ständig Geld abgeschwatzt, sie nutzte ihn wie der Parasit das Wirtstierchen.

Christian B. verdiente als Mechatroniker etwa 2000 Euro und wohnte noch bei der Mutter zu Hause, er musste zu Hause keinen Euro abgeben, doch der Mutter entging nicht, dass er aus ihrer Haushaltskasse Lebensmittel für Sarah finanzierte, ihr Kleidung kaufte und Sarah derweil einfach Besitz von Christian B.s Auto ergriff und an das Auto einfach ihr eigenes Kfz-Kennzeichen schraubte. Sarah D. und Michael M. lauschen all dem im Gerichtssaal seltsam reglos – M. dreht den Kopf nur zur Seite, als seine eigene Ehefrau den Zeugenstand betritt. Sie lebt mittlerweile wieder in ihrer Heimatstadt in Sachsen-Anhalt und nutzt ihr Recht, die Aussage zu verweigern.


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Unmittelbar nach dem Fund der Leiche war auch sie zeitweise unter Verdacht geraten: Die Überwachungsaufnahmen von einer Tankstelle in Lauf zeigen, wie Michael M. nach seiner mutmaßlichen Bluttat sein Auto in die Waschanlage brachte. Und seine Ehefrau putzt die Felgen. Der Prozess wird fortgesetzt.