Magendrehung: So helfe ich meinem Hund im Notfall

31.10.2019, 11:42 Uhr
Wird eine Magenverdrehung bei Hunden zu spät erkannt, endet sie meist tödlich. Schnelles Handeln ist daher nötig.

© Thomas Ruffershöfer Wird eine Magenverdrehung bei Hunden zu spät erkannt, endet sie meist tödlich. Schnelles Handeln ist daher nötig.

Es geschieht nicht selten sehr spontan: der Hund wird unruhig, fängt das hecheln an und wechselt ständig die Körperhaltung. Das Tier speichelt, versucht (erfolglos) zu erbrechen und steht wie ein Sägebock. Rasch bläht sich der Bauch des Tieres auf. "Jetzt ist allerhöchste Eisenbahn zu handeln", warnt Angelika Reinfelder-Dentler. Denn alle diese Symptome weisen auf eine Magendrehung beim Tier hin.

Doch was genau versteckt sich hinter diesem Notfall? Angelika Reinfelder-Dentler: "Bei einer Magendrehung dreht sich das Organ in der Regel im Uhrzeigersinn um die Längsachse. Das hat zur Folge, dass der venöse Blutabfluss unterbrochen ist, was sich auf den Kreislauf des Tieres auswirkt. Betroffene Tiere weisen eine ziemlich blasse Schleimhaut auf und die Pulsfrequenz ist stark erhöht. Außerdem kommt es zu einer starken Aufgasung, da keine Luft mehr aus dem Magen entweichen kann", so die Expertin. Und nicht selten ist auch die Milz des Hundes direkt betroffen. "Diese wird bei einer Magendrehung verlagert und teilweise abgeknickt", berichtet Angelika Reinfelder-Dentler.

Schnelles Handeln ist gefragt

"Bei einer Magendrehung zählt jede Minute", erklärt Tierärztin Angelika Reinfelder-Dentler aus Möhrendorf.

"Bei einer Magendrehung zählt jede Minute", erklärt Tierärztin Angelika Reinfelder-Dentler aus Möhrendorf. © Thomas Ruffershöfer

Das hört sich nicht nur schlimm an – eine Magendrehung verläuft unbehandelt immer tödlich. Und auch bei rechtzeitiger Einweisung in die Tierklinik gibt es keine hundertprozentige Überlebenschance. Trotzdem: "Bei einer Magendrehung zählt jede Minute", so Angelika Reinfelder-Dentler. Deshalb ist es für die Tierärztin wichtig, diese Symptome richtig und vor allem rechtzeitig zu deuten. Besonders, wenn man Halter einer großen Hunderasse ist, sollte erhöhte Aufmerksamkeit vorherrschen. "Magendrehungen betreffen vorwiegend Hunde wie Doggen, Dobermann, Bernhardiner, Königspudel oder Irish Wolfhound", berichtet die Medizinerin.

Aber: auch Rassen wie Golden Retriever oder Deutscher Schäferhund können betroffen sein. Studien belegen gerade bei letzteren Hunden, die in Zwingern gehalten werden, die höchste Rate. "Was aber wohl daran liegt, dass die Hunde im Zwinger einfach zu lange unbeobachtet bleiben", so Angelika Reinfelder-Dentler. Ein weiterer, nicht unwichtiger Punkt: "Zu Beginn der Magendrehung kann das Tier noch laufen. Im weiteren Verlauf wird der Hund aber zunehmend in seiner Bewegung beschränkt und es bedarf keiner großen Phantasie, sich vorzustellen, wie schwer es ist, eine Dogge ins Auto zu hieven", so Angelika Reinfelder-Dentler.

Ungeklärte Ursachen

Die Ursachen einer Magendrehung sind nicht eindeutig geklärt. "Möglich ist eine bestimmte genetische Komponente, auch die Art und Weise der Fütterung in Verbindung mit fehlenden Ruhepausen könnte Einfluss auf so einen Notfall haben", erklärt die Tierärztin. Denn in vielen Fällen tritt die Magendrehung beim Toben um die Fütterungszeit auf. "Ich empfehle deshalb jedem Hundebesitzer – auch von kleinrassigen Tieren – die Hunde vor den Mahlzeiten erst einmal etwas runter kommen zu lassen und vor allem nach dem Fressen eine Ruhepause einzulegen", so Angelika Reinfelder-Dentler.

Hierbei verweist die Medizinerin gern auf die Vorbilder in der Natur: "Auch Wölfe, die sich den Bauch vollgeschlagen haben, ziehen sich nach dem Fressen erst einmal in den Schatten zum Verdauen zurück". Eine zumindest gewisse Vorbeugung könnte auch das Aufteilen in mehrere Mahlzeiten sein. "Das Füttern in mehreren, kleineren Portionen ist bei gefährdeten Rassen schon sinnvoll, aber auch keine hundertprozentige Garantie", weiß Angelika Reinfelder-Dentler. Zudem empfiehlt die Tiermedizinerin beim Füttern auf hochwertiges Futter zurückzugreifen.

Hohe Rezidivrate

Neben der frühzeitigen Erkennung ist für die Tierärztin vor allem eines noch wichtig: ein bestehender Notfallplan. "Gerade als Halter großer Rassen sollte ich immer die Nummer und Adresse einer Tierklinik parat haben", so die Tierärztin. Und natürlich muss diese Tierklinik auch auf einen solchen Notfall eingerichtet sein. "Eine Magendrehung hat fast immer eine Notoperation zur Folge, da das Tier eigentlich nie zu frühzeitig vorgestellt wird", erklärt Angelika Reinfelder-Dentler. Dafür benötigt es nicht nur die entsprechende Ausrüstung, sondern auch die Manpower – selbst im Notdienst. Der Umfang der Operation wird meist erst in deren Verlauf offensichtlich. In schlimmen Fällen muss die Milz entfernt werden, manchmal auch ein Stück Magen. Sicher ist nur, dass es sich bei der Operation um einen weitreichenden Eingriff handelt, dem man dem Tier nicht ein zweites Mal zumuten möchte.

Deshalb rät Angelika Reinfelder-Dentler bei betroffenen Tieren eine sogenannte Gastropexie durchführen zu lassen. Bei diesem Verfahren wird ein Teil des Magens noch bei derselben Operation dauerhaft an der Bauchwand angenäht. "Denn viele der Hunde, die von einer Magendrehung betroffen sind, erleiden irgendwann einen erneuten Notfall", so die Tierärztin. Diskutiert wird aktuell in Tiermedizinerkreisen auch eine prophylaktische Vernähung des Magens mit der Bauchwand bei besonders gefährdeten Hunderassen – zum Beispiel dann, wenn der Hund bereits (beispielsweise wegen einer Kastration) auf dem OP-Tisch liegt. "Das allerdings muss weiterhin der Besitzer entscheiden", so Angelika Reinfelder-Dentler. Für die Tierärztin ist es vor allem wichtig, Halter für dieses Thema zu sensibilisieren. Und sollten sich die Hundebesitzer nicht hundertprozentig sicher sein, empfiehlt Angelika Reinfelder-Dentler trotzdem den Gang in die Tierklinik: "Denn gerade beim Verdacht auf eine Magendrehung fahre ich lieber einmal zu oft als zu wenig".


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