Marlene Mortler ist im neuen Amt angekommen

11.7.2014, 11:40 Uhr
Die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler strebt ein gene­relles Verbot von Tabakwerbung an.

© Stephanie Pilick (dpa) Die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler strebt ein gene­relles Verbot von Tabakwerbung an.

Schnell war damals im Januar das Foto, das Mort­ler ein paar Tage vor Be­kanntwerden ihrer neuen Aufgabe beim Kurznach­richtendienst Twitter ge­postet hatte, ausgegraben. Die neue Drogenbeauf­tragte hatte eine Schnaps­flasche abgelichtet, den "Kreuther Geist", eine Anspielung auf die Klau­surtagung der CSU-Lan­desgruppe in Wildbad Kreuth. Wie passt das zu­sammen, fragten die Kri­tiker voller Häme, eine Drogenbeauftragte, die bisher nicht als Expertin für Suchtfragen, sondern als Agrar- und Tourismus­fachfrau aufgefallen war, als Gegnerin des Rauch­verbots in Gaststätten gar – und nun auch noch als Freundin hochprozenti­ger Getränke?

Die Frage kann man in abgewandelter Form heu­te noch stellen: Wie kann eine CSU-Abgeordnete, die an Sommerwochenen­den regelmäßig in Bierzel­ten auftritt, ernsthaft vor dem übermäßigen Konsum von Al­kohol warnen? Mortler kontert so: Es gehe ihr ja nicht um eine drogenfreie Welt, wichtig sei nur die Erkenntnis, dass Drogen keine Lösung für Prob­leme seien.

Der 58-Jährigen ist klar, dass die Personalie, wie sie selbst sagt, "viele überrascht hat". Ihre Biografie – auf­gewachsen ist Mortler auf dem Hop­fenbauernhof ihrer Eltern in Dehn­berg – sieht sie sogar als Pluspunkt. Sie komme aus einem Umfeld, "wo Familie großgeschrieben wurde", und der Familie komme bei der Suchtprä­vention eine Schlüsselfunktion zu. Starke, selbstbewusste Jugendliche, so die Logik hinter dieser Argumen­tation, greifen selten zur Flasche oder zum Joint.

Gene­relles Verbot von Tabakwerbung als Ziel

In Lauf ist an diesem Tag die Bun­deszentrale für gesundheitliche Auf­klärung (BZg A) zu Gast, ihr Projekt "Klar Sicht" soll Jugendliche über die Gefahren von Alkohol und Tabak in­formieren. „Die Zigarette ist für viele das erste Suchtmittel“, sagt Elisabeth Pott, die Direktorinder Kölner Behör­de. Aber eigentlich gibt es gerade hier eine gute Nachricht, die Drogenbeauf­tragte hat sie erst am Montag in Berlin verkündet. Die Zahl der Raucher zwi­schen zwölf und17 Jahren ist seit 2001 kontinuierlich gesunken, von über 27 auf nur noch zwölf Prozent. Pott ver­bucht das unter anderem als Erfolg der Aufklärungskampagnen, die die BZg A koordiniert, aber sie und Mor­tler wissen auch um die Wirkung von Verboten. Seit der Einführung der Nichtraucherschutzgesetze in den einzelnen Bundesländern rauchen zwar weiterhin 30 Prozent der Er­wachsenen, doch in der Wahrneh­mung der Jugendlichen sind sie nicht mehr so präsent.

Um solche Erfolge noch auszu­bauen, ist eines von Mortlers gro­ßen politischen Zielen ein gene­relles Verbot von Tabakwerbung. Noch 2006 hatte sie, damals Vorsit­zende des Tourismus-Ausschusses, in einem Gastbeitrag für Die Welt ganz andere Töne angeschlagen, als es um den Nichtraucherschutz ging: "Rauchen ist ungesund. Wer raucht, hört besser heute als mor­gen damit auf. Aber muss ich die­ses Ziel mit einem Gesetz zu errei­chen versuchen, das ein Klima der Angst erzeugt und Menschengesell­schaftlich ausgrenzt, die ein legales Produkt konsumieren?" Die Dehnbergerin sagt, sie ha­be dazugelernt. Sie sei nun "in der Rolle der Drogenbeauftragten". In dieser Rolle setzt sie – auch wenn Bier für Mortler natürlich fest zur fränkischen Kultur gehört – genau­so auf Einschränkungen bei der Al­koholwerbung, allerdings sollen die Brauereien sich hier stärker selbst verpflichten.
 

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